Tiefbahnhof Luzerner Seegrund wird wegen Tiefbahnhof archäologisch untersucht

rl, sda

20.8.2021 - 11:02

Der 3,5 Kilometer lange Dreilindentunnel, der den geplanten Tiefbahnhof Luzern Richtung Ebikon erschliesst, führt über eine Strecke von 400 Meter unter dem Luzerner Seebecken hindurch.
Der 3,5 Kilometer lange Dreilindentunnel, der den geplanten Tiefbahnhof Luzern Richtung Ebikon erschliesst, führt über eine Strecke von 400 Meter unter dem Luzerner Seebecken hindurch.
Keystone

Ein internationales Archäologenteam prüft, ob im Grund des Luzerner Seebeckens eine prähistorische Siedlung verborgen ist. Anlass der Untersuchung ist der geplante Tiefbahnhof, dessen eine Zufahrt das Seebecken unterqueren wird.

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Wie SBB und Kanton Luzern am Freitag mitteilten, beginnen am Montag im Seebecken geologische und archäologische Untersuchungen. Die SBB erarbeiten zur Zeit das Vorprojekt für den unterirdischen Durchgangsbahnhof, der den oberirdischen Kopfbahnhof ergänzen soll. Dank des Ausbaus sollen ab 2040 mehr Züge von und nach Luzern verkehren können. Die Kosten werden auf 2,4 Milliarden Franken geschätzt.

Eine der beiden unterirdischen Zufahrten unterquert den Vierwaldstättersee. Um mehr über den Seeuntergrund zu wissen, durch den der Tunnel gebaut werden soll, wird er bis im November geologisch untersucht. Dazu werden bis zu 70 Meter tiefe Bohrungen durchgeführt, wie es in der Mitteilung heisst.

Erste Pfahlbausiedlung entdeckt

Doch auch archäologisch ist der Seegrund wegen der geplanten Bauarbeiten interessant. Im März 2020 wurden beim Bau einer Seewasserleitung vier Meter unter der Wasseroberfläche Reste einer Pfahlbausiedlung gefunden. Damit wurde erstmals belegt, dass es schon vor 3000 Jahren zur Bronzezeit am Ausfluss des Vierwaldstättersees eine Siedlung gab.

Die Kantonsarchäologie Luzern müsse prüfen, ob auch im Bereich der geplanten Baugrube mit prähistorischen Funden zur rechnen sei, teilten SBB und Kanton mit. Ziel sei es, für die Bauzeit eine grösstmögliche Planungssicherheit zu schaffen.

Bohrmaschine und Scanner

Die Luzerner Kantonsarchäologie bietet für diese Arbeiten Expertinnen und Experten aus Bern, Zürich und Kopenhagen auf. Die Paläoökologische Abteilung der Universität Bern wird drei bis fünf Meter tiefe Bohrungen vornehmen. Dann wird geprüft, ob in den Erdproben Reste von Kultur- und Nutzpflanzen enthalten sind, die auf eine prähistorische Siedlung hindeuten.

Die Universität Kopenhagen setzt ein Gerät ein, das mittels Tönen den Seegrund untersucht. Solche sonare Scanner machten es möglich, durch den abgelagerten Schlick und dichten Pflanzenbewuchs hindurch Pfahlfelder prähistorischer Siedlungen zu registrieren, ohne dass in den Boden eingegriffen werden müsse.

Zum Einsatz kommt auch die Unterwasserarchäologie Zürich, die 2020 bereits die erste Pfahlbauersiedlung im Luzerner Seebecken entdeckt hat. Sie koordiniert die Abklärungen und unterstützt die Fachleute aus Dänemark.