Wie soll sich der Stadtraum in Luzern in den nächsten 15 Jahren entwickeln: Zu dieser Frage hat die Regierung erstmals eine gesamtstädtische Strategie zur Nutzung und Gestaltung öffentlicher Räume erarbeiten lassen. Dabei ist der Mensch der Massstab.
150 Stadträume liess der Stadtrat für die Strategie analysieren, wie er am Dienstag anlässlich der Publikation des Berichts und Antrags ans Parlament mitteilte. Die Resultate inklusive Handlungsempfehlungen sind in einer Plattform festgehalten.
Mit dem öffentlichen Raum - also Strassen, Plätze, Parks und Uferanlagen - beschäftigen sich zehn Abteilungen der Stadtverwaltung. Ihnen dient die Strategie zur Koordination, sie ist aber auch Arbeits- und Planungsgrundlage, etwa für Bauprojekte im öffentlichen Raum.
Bis 2035 dürfte sich die Bevölkerungszahl in der Stadt Luzern um 16'500 auf knapp 98'000 Personen erhöhen. Die Strategie zeichnet ein Bild davon, wie der Stadtraum dann aussehen soll. Bei der Gestaltung des öffentlichen Raums orientiert sich die Stadt am menschlichen Massstab, oder wie es Baudirektorin Manuela Jost sagte: Man wolle die Stadt aus Sicht des Fussgängers denken.
Identifikation und Klima
So sollen etwa durch eine Neuverteilung von Flächen Raum für Begegnungen und optimale Voraussetzungen für den Fussverkehr entstehen. Die Bevölkerung soll den Raum vielfältig nutzen und sich mit ihm identifizieren können. Damit sich die Menschen gerne im öffentlichen Raum aufhalten, schafft die Stadt klimatisch angenehme Bedingungen, etwa durch Bäume und Begrünungen und den Verzicht auf Versiegelung von Flächen.
Die Aufwertung der Innenstadt war bereits im vergangenen Jahr Thema einer Vorlage ans Parlament, allerdings verknüpft mit dem Carpark-Problematik. Weil das Geschäft Schiffbruch erlitt, nahm die Regierung nun Ausführungen zur Innenstadt und dazugehörige Projekte in die Strategie auf.
Als prioritär definiert sind drei Aufwertungsprojekte: Die Pfistergasse und der Reusssteg sollen neu gestaltet werden. Für die Erarbeitung eines Vor-, Bau- und Auflageprojekts beantragt die Regierung 700'000 Franken.
Weil Uferbereiche wichtig seien, hat zudem die Neugestaltung am St.-Karli-Quai Priorität, wie Dominik Frei, Leiter Gebietsentwicklung bei der Stadt ausführte. Auch ein Zugang zum Wasser der Reuss werde geprüft. Baubeginn wäre 2026.
Schliesslich will die Stadt ab 2021 ein Betriebs- und Gestaltungskonzept für den Bundesplatz erarbeiten, zumal diesbezüglich ein politischer Vorstoss hängig ist und der Kanton die Strasse sanieren will.
Mehr Stellenprozent für Stadtplanung
Bereits am Laufen sind neun Projekte zur Neugestaltung oder Entwicklung des öffentlichen Raums, etwa beim Löwengraben, der Bahnhof- oder der Spitalstrasse. Bis 2023 sind weitere Aufwertungsprojekte angedacht.
Basierend auf dem Strategieprozess Carregime soll ab 2024 die Aufwertung von Löwen- und Schwanenplatz in Angriff genommen werden. Auch die Weiterentwicklung von Quartierzentren ist ab diesem Zeitpunkt aufgelistet.
Um die Projekte im Rahmen der Stadtraumstrategie auch umsetzen zu können, will der Stadtrat die Dienstabteilung Stadtplanung personell aufstocken. Heute verfügt sie über 910 Stellenprozent, wovon deren 210 befristet sind. Diese sollen einerseits unbefristet werden. Anderseits beantragt die Stadtregierung eine Aufstockung um weitere 130 Stellenprozent. Dafür legt sie dem Parlament einen Sonderkredit von 4,33 Millionen Franken vor.
Das Aufgabengebiet der Stadtplanung sei komplexer und aufwendiger geworden, begründete Deborah Arnold, Leiterin Stadtplanung, die Aufstockung. So sei Verdichten komplizierter, als auf der grünen Wiese zu bauen. Auch Partizipationsprozesse erforderten mehr Ressourcen, seien aber wichtig, um zu mehrheitsfähigen Lösungen zu kommen.
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