Gotthard Urnersee-Renaturierung wird mit Gotthard-Ausbruch komplettiert

SDA

2.11.2017 - 12:28

Göschenen UR

6,3 Millionen Tonnen Ausbruchmaterial fallen beim Bau der zweiten Gotthard-Röhre an. Davon werden 2,8 Millionen Tonnen für die Renaturierung der Flachwasserzone im Urnersee verwendet. Aufbereitet wird das Gestein in Stalvedro TI südlich von Airolo.

Dort befindet sich die Materialaufbereitungsanlage für beide Tunnelvortriebe, wie das Bundesamt für Strassen ASTRA in seinem Bericht zur Gotthard-Strassenröhre vom Mittwoch schreibt. Bei den Portalen Airolo und Göschenen wird das Material getrennt und per Bahn über den SBB-Scheiteltunnel nach Stalvedro transportiert.

Für die Beförderung zwischen den Verladestationen, der Aufbereitungsanlage und den Deponien seien täglich fünf bis zehn Züge erforderlich. Für die Schaffung einer neuen Flachwasserzone im Urnersee wird das Gestein per Zug bis nach Flüelen gebracht, wie es bei der Urner Baudirektion auf Anfrage hiess.

Der Kanton erhält für die Abnahme der 2,8 Millionen Tonnen vom Bund eine Entschädigung. Das Projekt zur Renaturierung der Uferzone ist bereits bewilligt. Es handelt sich um den Abschluss der Seeaufschüttung.

Bereits ab dem Jahr 2000 wurden im Urnersee 3,3 Millionen Tonnen Gestein abgelagert. So entstand ein kleines Archipel. Es besteht aus drei Naturschutz- und drei Badeinseln. In den See kommt lediglich unverschmutztes Material.

Das ASTRA plant zusammen mit Göschenen und Airolo die für den Tunnelbau nötigen Installationen. Dabei geht es unter anderem um Unterkünfte und Kantinen, aber auch um Info-Zentren für die Bevölkerung. Auf der Seite Göschenen wird dafür eine Fläche von 150'000 Quadratmetern besetzt. Rund die Hälfte ist asphaltiert oder bebaut, der Rest ist unbewachsen, Wald oder Grünfläche.

Weil in Göschenen der Platz knapp und die Naturgefahren hoch sind, wird der grösste Teil der Materialbewirtschaftung nach Airolo ausgelagert. Dort sind folglich auch die Lärmemissionen stärker. Baubeginn ist im besten Fall im Jahr 2020.

Hochspannungsleitung in den Boden?

Mit dem Bau einer zweiten Röhre entsteht auch ein zweiter Werkleitungskanal. Ein Kanal ist für die Stombetreibergesellschaft Swissgrid reserviert, die in den nächsten Jahren ihre Hochspannungsleitung über den Gotthard erneuern muss. Bei Swissgrid heisst es auf Anfrage, man begrüsse die Bündelung linearer Infrastruktur.

Grundsätzlich ist die Verkabelung von Hochspannungsleitungen bis zu zehn Mal teurer als eine Freileitung. Weil aber der Werkleitungskanal dereinst bereits bestehe, könnte der finanzielle Aspekt - neben den Aspekten Umwelt, Technik und Raumplanung - bei dem Entscheid weniger stark ins Gewicht fallen.

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