StrassenverkehrVon Luzerner «Spange Nord» bleibt nur noch Fluhmühlebrücke übrig
SDA
23.10.2019 - 17:35
Die Luzerner Kantonsregierung versenkt das umstrittene Strassenprojekt «Spange Nord», nachdem dieses in einer Evaluation nicht am besten abgeschnitten hat. Übrig bleibt davon nur die Fluhmühlebrücke beim neuen Autobahnanschluss Luzern-Lochhof.
«Menschen gingen auf die Strasse wegen diesem Projekt», sagte Baudirektor Fabian Peter am Mittwoch vor den Medien, als er die Ergebnisse einer externen Überprüfung des umstrittenen Autobahnzubringers präsentierte. Die sogenannte «Spange Nord» hätte die Luzerner Innenstadt mit einer neuen Hauptverkehrsachse westlich der Reuss entlasten sollen und war von Peters Vorgänger aufgegleist worden.
Die Luzerner Stadtregierung allerdings und betroffene Anwohner wehrten sich gegen die neue Verbindung vom Gebiet Schlossberg zur Fluhmühle. Es kam zu Demonstrationen, und der Kantonsrat erteilte der Regierung schliesslich den Auftrag, weitere Abklärungen zu treffen.
Dies taten unabhängige Experten, die nun zum Schluss kamen, dass die «Spange Nord» von den geprüften Varianten nicht am besten abschneidet, sondern ausgewertet nach wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und umweltbezogenen Kriterien höchstens den zweiten Rang erreicht.
Volkswirtschaftlich schlecht abgeschnitten
Koordinator Michel Simon zeigte auf, dass bei einem Bau des Bypass-Tunnels ohne zusätzliche Massnahmen das Verkehrsnetz in der Stadt im Jahr 2040 nicht mehr funktionsfähig sei. Bislang habe man allerdings die Kosten-Nutzen-Rechnung für «Spange Nord» und Bypass zusammen gemacht. Schaue man die «Spange Nord»-Varianten separat an, führe das zu einem anderen Resultat.
Von ursprünglich 43 Varianten prüften die Experten deren zehn eingehend. Darunter war auch eine lange «Spange Nord» mit einem Tunnel bis zum Verkehrshaus für geschätzte 920 Millionen Franken.
Das ursprünglich von der Regierung favorisierte 200-Millionen-Franken-Projekt sah eine Brücke über die Reuss im Gebiet Fluhmühle zum bestehenden, aber gesperrten Autobahnanschluss Lochhof vor, einen Zubringer über die Friedentalstrasse ins Maihofquartier und durchgehende Busspuren von Kriens bis Luzernerhof.
Die Experten empfehlen einen Verzicht auf diese Variante, weil sie volkswirtschaftlich schlecht abschneide. Laut Simon bringe der Ausbau der Busspur auf Kosten des Individualverkehrs viele Umwegfahrten und somit längere Reisezeiten. Ein Weglassen der ÖV-Massnahme dagegen wäre ein Leistungsausbau des Strassenverkehrs und stünde im Widerspruch zur Mobilitätsstrategie der Stadt.
85 Millionen Franken
Die Lösung des Problems sehen die Experten und die Kantonsregierung nun darin, den Autobahnanschluss in Betrieb zu nehmen und nur die Fluhmühlebrücke zu bauen für 40 Millionen Franken. Auf die Busspur sei zu verzichten. Die Brücke würde schon heute eine Entlastung im Bereich Kasernenplatz bringen, sagte Regierungsrat Peter. Es gelinge, damit einen Teil des Verkehrs aus der Stadt auf die Autobahn zu verlagern. Zusätzlich entstehe eine West-Ost-Verbindung für den Langsamverkehr über die Reuss.
Weil aber auch im Gebiet Schlossberg und Maihof bereits heute Leistungsengpässe bestehen, solle dort für weitere 45 Millionen Franken Ausbauten realisiert werden, etwa ein Ausbau der Friedental- und Spitalstrasse und Lichtsignale zur Busbevorzugung.
Peter hielt fest, dass es für den Staat immer schwieriger werde, Infrastruktur-Projekte zu bauen, weil die Bevölkerung sensibler sei, wenn die Umwelt oder die Landwirtschaft betroffen sei. Die politischen Parteien reagierten unterschiedlich auf die neuen Pläne. Während SP und Grüne sie ablehnen, begrüssen FDP und CVP die Alternative, die die Diskussion entschärfe.
Das Ergebnis der Evaluation geht nun in die Vernehmlassung bis Ende März 2020. Sodann legt die Regierung dem Kantonsrat einen Bericht vor, über den dieser im Herbst befinden soll. Bis dahin ruhen die Planungsarbeiten des Projekts.
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