Schaulustige verfolgen am 5. Februar 1971 von der Luzerner Seebrücke aus den Brand des Bahnhofs.
Ein Tag nach dem Brand bietet sich im Bahnhof Luzern ein Bild der Verwüstung.
Rund zwei Monate nach dem verheerenden Brand wurden im Bahnhof Luzern Schalterprovisorien in Betrieb genommen. Mit solchen mussten die Luzernerinnen und Luzerner jahrelang leben.
Die Grossbaustelle Bahnhof Luzern im Jahre1987.
Der Neubau des Bahnhofs Luzern mit der von Santiago Calatrava gestalteten Vorhalle im Jahr 1987.
Vor 50 Jahren brannte der Bahnhof Luzern - Gallery
Schaulustige verfolgen am 5. Februar 1971 von der Luzerner Seebrücke aus den Brand des Bahnhofs.
Ein Tag nach dem Brand bietet sich im Bahnhof Luzern ein Bild der Verwüstung.
Rund zwei Monate nach dem verheerenden Brand wurden im Bahnhof Luzern Schalterprovisorien in Betrieb genommen. Mit solchen mussten die Luzernerinnen und Luzerner jahrelang leben.
Die Grossbaustelle Bahnhof Luzern im Jahre1987.
Der Neubau des Bahnhofs Luzern mit der von Santiago Calatrava gestalteten Vorhalle im Jahr 1987.
Am Freitag vor 50 Jahren ist mit dem Bahnhof Luzern ein Wahrzeichen der Stadt abgebrannt. Der Neubau wurde 20 Jahre später eröffnet. In rund 20 Jahren soll Luzern erneut einen neuen Bahnhof erhalten: einen unterirdischen Durchgangsbahnhof, der den Kopfbahnhof ergänzt, und auch das Stadtzentrum verändern dürfte.
Am 5. Februar 1971 um 8.18 Uhr war der Stadtpolizei Luzern ein Feuer im Dachstock des Bahnhofs Luzern gemeldet worden. Die SBB manövrierte die Züge aus dem Bahnhof. Um 9.03 Uhr blieb die Uhr über dem Portal stehen. Drei Minuten später krachte die Kuppel ein, dies unter den Blicken hunderter Schaulustiger.
Der Brand dürfte bei Lötarbeiten entfacht worden sein. Viel mehr retten als die Perronanlagen konnte die Feuerwehr vom 1896 erbauten Bahnhof nicht.
Die Bevölkerung erwartete zunächst, dass der Bahnhof und seine Kuppel, die zum Stadtbild der Touristenstadt gehörten wie die Hotels auf der gegenüberliegenden Seeseite, wieder aufgebaut werden. Doch es kam anders: Luzern erhielt ein modernes Bahnhofsgebäude, in das auch Schulen und eine unterirdische Ladenpassage integriert wurden.
Zwei Jahrzehnte Provisorien
20 Jahre wurde am neuen Bahnhof und seiner Umgebung geplant und gebaut. Die Bahnreisenden mussten jahrelang mit Provisorien und Unannehmlichkeiten leben. Ein Journalist der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) beschrieb den Bahnhofplatz 1985 als «Robinson-Spielplatz».
Ein WC stand den Reisenden in den Jahren der Provisorien am Bahnhof nicht zur Verfügung, genauso wenig ein Buffet, wie es damals noch zur Grundausstattung eines richtigen Bahnhofs gehört hätte.
Entworfen wurde der neue Bahnhof von den Luzerner Architekten Hans Peter Ammann und Peter Baumann. Die Fassade wurde mit dunkelgrünem Naturstein verkleidet, die gläserne Vorhalle entwarf der spanische Architekt Santiago Calatrava, der damals für Ammann und Baumann arbeitete.
Monumentalgemälde und Triumphbogen
Vom alten Bahnhof übrig geblieben war im Wesentlichen nur die Perronhalle aus der Dampfeisenbahnzeit. Die Denkmalpflege sorgte dafür, dass die Westfassade nicht zu stark an ein Geschäftshaus erinnert: An die Aussenwand wurde das Monumentalgemälde «Nord und Süd» montiert, das die Haupthalle des Bahnhofs geschmückt hatte.
Auf dem Bahnhofplatz steht ein zweites Versatzstück des abgebrannten Gebäudes: 30 Meter von seinem früheren Standort entfernt, wurde wie ein Triumphbogen das alte Bahnhofportal postiert. Auf diesem thront die zwei Tonnen schwere Figurengruppe «Zeitgeist» aus dem frühen 20. Jahrhundert. In das Portal diskret integriert sind Abluftröhren.
Geprägt wird der mit dem Neubau geschaffene Bahnhofplatz indes von Busperrons. Dort, wo früher Kinder, Mütter und Betagte ihre Nachmittage in einer Gartenanlage verbracht hätten, mache sich nun grauer Asphalt breit, heisst es in dem 1990 von der SDA verbreiteten Bericht «Abschied vom schönsten Bahnhofplatz der Welt».
Bahnhof ohne internationale Züge
Luzern hatte früher einen Bahnhof mit Direktverbindungen nach Rom, Amsterdam, Hamburg oder Calais. Bei der Neueröffnung 1991 befürchteten Stadt und Kanton zu Recht, dass der Kopfbahnhof diese Funktion verlieren könnte. Schon damals gab es Forderungen nach einem unterirdischen Durchgangsbahnhof. Entsprechende Vorarbeiten wurden mit dem Bahnhofneubau bereits geleistet.
Einen unterirdischen Durchgangsbahnhof dürfte Luzern tatsächlich erhalten – aber voraussichtlich erst in rund 20 Jahren. Für das Milliardenprojekt wird zur Zeit das Vorprojekt ausgearbeitet. Die Inbetriebnahme ist für 2040 vorgesehen.
Die Initianten hoffen, dass mit dem viergleisigen Durchgangsbahnhof, der die Achsen Bern/Basel-Luzern und Luzern Zürich/Gotthard verbindet, die internationalen Züge nach Luzern zurückkehren. Die Verbindung Deutschland-Italien via Luzern soll dann nämlich schneller sein als die via Zürich.
Zweigleisige Zufahrt
Für den Luzerner Bahnpendler wichtiger sein dürfte, dass mit dem Durchgangsbahnhof das Angebot ausgebaut werden kann. Die Bahnhofszufahrt ist heute bloss zweigleisig und zu Stosszeiten voll ausgelastet.
Zudem will die Stadt Luzern den Bau des Tiefbahnhofs dafür nutzen, das Bahnhofsviertel neu zu gestalten. Am Montag stellte sie Ideen dazu vor. So könnte der Bahnhofplatz von seiner heutigen Funktion als Busdrehscheibe entlastet und wieder zur Visitenkarte der Stadt aufgewertet werden. Luzern bietet sich somit die Chance, wieder den «schönsten Bahnhofsplatz der Welt» zu haben.
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