Gleichstellung Basler Zünfte und Gesellschaften sollen sich für Frauen öffnen

SDA

18.9.2018 - 17:09

Die Gleichstellung von Männern und Frauen soll in Basel auch in Zünften und weiteren traditionsreichen Institutionen Einzug halten. Der Bürgergemeinderat der Stadt Basel hat am Dienstag einen SP-Vorstoss mit diesem Anliegen an die Exekutive überwiesen.

Der Entscheid fiel mit 20 gegen 16 Stimmen bei zwei Enthaltungen relativ knapp. Nun muss der Bürgerrat prüfen, wie und bis wann die Gleichstellung der Geschlechter in den Satzungen der Zünfte, der Kleinbasler Ehren-, und der Grossbasler Vorstadtgesellschaften und der Bürgerkooperation Kleinhüningen verwirklicht werden kann.

Derzeit sind diese traditionsreichen Basler Institutionen praktisch reine Männerdomänen. Die SP begründet ihre Forderung nach der Öffnung auch für Frauen mit dem öffentlich-rechtlichen Status dieser Korporationen, die zudem der Aufsicht durch die Bürgergemeinde unterstehen. Die Bürgergemeinde sei an die Kantonsverfassung gebunden, gemäss der Frau und Mann ohne Einschränkung gleichberechtigt sind, argumentierte die SP.

Drei Zünfte mit Frauen

Von den 20 Basler Zünften gehören nur dreien schon heute Frauen an. Zu verdanken ist dies einer Ausnahmeregelung in der Zunftordnung, welche die Gleichstellung durch einen Beschluss der Zunftversammlung ermöglicht. Auch in der Vorstadtordnung gibt es eine solche Regelung.

Die SP strebt indes einen gleichberechtigten Zugang für beide Geschlechter bei sämtlichen Korporationen an. Die Öffnung für Frauen sei eine Bereicherung für diese Institutionen, sagte der Sprecher. Der Bürgerrat zeigte sich zur Entgegennahme des Vorstosses bereit und werde diesen prüfen - dies aber mit offenem Ergebnis, wie die Präsidentin der Exekutive unterstrich.

Gegen den Vorstoss stark machte sich das bürgerliche Lager. Der Sprecher der LDP/FDP-Fraktion gab zu bedenken, dass juristisch nicht klar sei, ob es sich bei diesen Körperschaften tatsächlich um öffentlich-rechtliche Institutionen handelt. Manchen Zünfte heben indes auf ihrer Homepage ausdrücklich diesen Status hervor.

Traditionen

Der LDP/FDP-Sprecher erachtete den SP-Vorstoss überdies als "sehr unachtsam" gegenüber Basler Traditionen, die sehr viel Gutes täten. Er zeigte sich überzeugt, dass sich auch ohne Zwang weitere Zünfte für Frauen öffnen. Dem hielt das Grüne Bündnis entgegen, dass auch Traditionen von Zeit zu Zeit hinterfragt werden sollten.

Die SVP teilte die Haltung von LDP und FDP. Wenn Frauen nicht allen Zünften beitreten können, sei dies zudem keine Diskriminierung. Hier werde ein Problem gesucht, wo es gar keines gebe. Gespalten war dagegen die CVP: Die einen Mitglieder stimmten für, die anderen gegen den Vorstoss.

Vor der emotionalen Debatte über die Öffnung der Korporationen für Frauen hatte der Bürgergemeinderat einen Entscheid getroffen, der ebenfalls in Zusammenhang mit der Geschlechterfrage steht. Gegen den Willen der Exekutive beschloss er, den Vaterschaftsurlaub für die Angestellten der Bürgergemeinde von fünf auf zehn Tage zu verlängern.

Längerer Vaterschaftsurlaub

Damit gewährt die Bürgergemeinde künftig einen gleich langen Vaterschaftsurlaub wie der Kanton Basel-Stadt. Der Bürgerrat wollte zunächst die Entwicklung auf nationaler Ebene abwarten. Dort steht derzeit eine Initiative ein bezahlter Vaterschaftsurlaub von 20 Tagen zur Diskussion.

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