Spitalkrise Bündner Regionalspitäler verfolgen verschiedene Wege aus der Krise

anve, sda

9.10.2024 - 15:56

Die Trägerschaften der Bündner Regionalspitäler Samedan, Thusis und Savognin verfolgen verschiedene Wege, um die Gesundheitsversorgung in den Talschaften auch finanziell zu sichern. (Symbolbild)
Die Trägerschaften der Bündner Regionalspitäler Samedan, Thusis und Savognin verfolgen verschiedene Wege, um die Gesundheitsversorgung in den Talschaften auch finanziell zu sichern. (Symbolbild)
Keystone

Diverse Gesundheitseinrichtungen in Graubünden haben in den vergangenen Monaten tiefrote Bilanzen vorgelegt. Drei Spitäler und Gesundheitszentren präsentierten unlängst drei verschiedene Rezepte für Wege aus der finanziellen Krise.

Ein Zusammenschluss, ein saisonaler Dienst und ein Massnahmenkatalog: Die Regionalspitäler in Samedan, Savognin und Thusis reagieren unterschiedlich auf die wachsenden finanziellen Einbussen.

Einer der Patienten ist das Spital Oberengadin in Samedan. 2023 verbuchte es einen Betriebsverlust von fünf Millionen Franken. Mit einer Bevölkerung von 20'000 Menschen sei das Einzugsgebiet zu klein, um die Kosten zu decken, schrieb dazu die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin.

So mussten die Oberengadiner Gemeinden dem Spital mit einem Nachtragskredit zu Hilfe eilen. Damit sich die roten Zahlen nicht wiederholen, vertieft das Spital die Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Graubünden in Chur. Einer Analyse zufolge soll dies der beste Schritt sein, um die Gesundheitsversorgung im Oberengadin weiterhin finanziell zu sichern.

Die beiden Spitäler werden in den nächsten Monaten die Grundlagen für einen Verbund detailliert erarbeiten und den Übergangsprozess vorbereiten. Die Stimmberechtigten der Gemeinden der Gesundheitsregion Oberengadin können in der ersten Jahreshälfte 2025 per Volksabstimmung über die Vorlage entscheiden.

Novum in der Schweiz

Das Center da Sanadad in Savognin präsentierte ein völlig neues Rezept für den Umgang mit Finanzproblemen. Der Gesundheitsverbund aus Spital, Notaufnahme, Arztpraxis, Physiotherapie und Altersheim schloss im vergangenen Jahr mit einem Defizit von 1,68 Millionen Franken.

Der Verwaltungsrat erwägt nun, die stationären Dienste nur in der Wintersaison offen zu halten, wenn die meisten Hospitalisierungen verzeichnet werden. Um die Kosten deutlich zu senken, soll zudem der Operationssaal bereits Ende dieses Jahres eingestellt werden. Die Bevölkerung wird an einer Gemeindeversammlung am 9. Dezember über das fortschreitende Projekt informiert.

160 Massnahmen in Thusis

Auch die Finanzen des Spitals Thusis sind seit Jahren in Schieflage. Letztes Jahr betrug der Fehlbetrag mehr als acht Millionen Franken. Um die Effizienz zu erhöhen, setzte der Stiftungsrat eine Expertengruppe ein, die 160 Massnahmen zur Kostensenkung untersuchte.

Die Hälfte dieser Massnahmen befindet sich bereits in der Umsetzung und soll zu Einsparungen von jährlich 1,5 Millionen Franken führen. Die 24 Gemeinden der Regionen Albula und Viamala haben an einer Versammlung Ende August einstimmig beschlossen, dass das Spital weiterhin alle Dienstleistungen einschliesslich der Entbindungsstation anbieten soll.

«Die Reorganisation muss konsequent vorangetrieben werden, die Fallzahlen müssen steigen und positive Entwicklungen müssen von der Politik unterstützt werden», erklärte Stiftungsratspräsident Christian Rathgeb auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Deshalb intensiviere das Spital die Zusammenarbeit mit den nahegelegenen Gesundheitseinrichtungen und privaten Partnern, wie beispielsweise den Hausärzten.

anve, sda