BerufsschulstrategieEntscheid über Standorte der Berufsfachschulen wird verschoben
gn, sda
21.1.2021 - 12:09
Die St. Galler Regierung schiebt den Entscheid über den Umzug der Berufsfachschule für Gesundheitsberufe (BZSG) von St. Gallen nach Rorschach auf. Dagegen hatte sich Widerstand formiert. Nun werden verschiedene Varianten geprüft.
Es war ein Beschluss der St. Galler Regierung der Wellen warf: Am 20. Oktober 2020 entschied sie, in Rorschach ein Kompetenzzentrum für Gesundheitsberufe aufzubauen. Die Konsequenzen daraus wären, dass der bisherige Standort in St. Gallen geschlossen würde. Das Berufsfachschulzentrum in Rorschach müsste Platz für die Gesundheitsberufe machen. Die dortigen Ausbildungen würden auf andere Standorte verteilt.
Dagegen entwickelte sich Widerstand. Es gab Communiqués, in den kritisiert wurde, dass nicht einmal die Rektoren der betroffen Schulen oder die Berufsschulkommissionen involviert gewesen seien. Die Regierung verteidigte hingegen ihren «Top-Down-Entscheid».
Motion bremst Umsetzung
In der Novembersession überwies der Kantonsrat mit 64 gegen 40 Stimmen eine gemeinsame Motion von CVP-EVP, Grünen und SP. Darin hiess es, der Entscheid sei ohne die relevanten Bildungspartner getroffen worden. Grundlegende Informationen hätten gefehlt. Der Schritt habe zu Unverständnis und grosser Verunsicherung geführt.
Im Vorstoss wurde verlangt, dass vor solchen Beschlüssen ein Gesamtkonzept vorliegen müsse. Nach der Abstimmung war allerdings nicht klar, ob sich die Motion nur auf künftige Entscheide bezieht – oder auch auf einen bereits gefällten Regierungsbeschluss. Regierungsrat Stefan Kölliker (SVP) sagte damals, man müsse die neue Ausgangslage zuerst innerhalb der Regierung diskutieren.
Das Ergebnis dieser Diskussion wurde am Donnerstag in einer Medienmitteilung veröffentlicht. Die Regierung nehme den Inhalt des Vorstosses «als regionalpolitisches Signal entgegen und trage dem Rechnung», heisst es darin. Die Umsetzung der Pläne für die Gesundheitsberufe und für das Berufsbildungszentrum Rorschach wird vorläufig aufgeschoben.
Zuerst sollen nun im ganzen Kantonsgebiet Varianten für Kompetenzzentren in der Berufsbildung geprüft werden. Zum Ergebnis gibt es eine Vernehmlassung. Das Parlament soll dann in der Februarsession 2022 darüber befinden.
Problem nicht gelöst
Die Motion aus dem Kantonsrat habe sich «erkenntlich gegen die vorgezogenen Rochade» gerichtet, heisst es in der Mitteilung. Ihre «proaktive Stossrichtung» sei hingegen nicht klar. Geprüft werde nun, ob die Standorte der Berufsschulen im Gesetz verankert werden sollen.
Die Regierung hätte sich auf den Standpunkt stellen können, dass an den Plänen nicht geändert werde, sagte der Bildungschef auf Anfrage von Keystone-SDA. Sein Departement habe aber einen Übungstopp beantragt. Man wolle zuerst die Hauptforderung im Vorstoss erfüllen. Am Zeitplan ändere sich nicht viel: Die organisatorische Umsetzung hätte ohnehin drei, vier Jahre gedauert.
Im Kanton St. Gallen seien einige Berufsbildungszentren schlecht ausgelastet, begründete Kölliker den Handlungsbedarf. «Es gibt ein Schulhaus zuviel.» Die Rochade mit Rorschach hätte dieses Problem gelöst. Nun werde es dazu verschiedene Varianten geben und die Diskussionen um die künftigen Standorte dürfte sich auf den ganzen Kanton ausdehnen.
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