UkraineFlüchtlingswelle stellt Graubünden vor Herausforderungen
mafr, sda
28.4.2022 - 11:40
Die Fluchtbewegung aus der Ukraine hat noch nie dagewesene Dimensionen erreicht. Im Kanton Graubünden sind bisher rund 850 Schutzsuchende mit dem Status «S» aufgenommen worden. Bis im Sommer prognostizieren die Behörden das Doppelte. Deshalb suchen sie nun dringend nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten in den Gemeinden.
mafr, sda
28.04.2022, 11:40
SDA
Es sei eine gewaltige Aufgabe, allen Flüchtenden aus der Ukraine ein Dach über dem Kopf zu bieten, sagte Marcel Suter, Leiter des Amts für Migration und Zivilrecht am Donnerstag gegenüber den Medien in Chur. Bis zu 1700 Flüchtlinge würden gemäss den Schätzungen des Staatssekretariats für Migration (Sem) bis im Sommer in Graubünden erwartet.
Diese Fluchtbewegung übersteigt deutlich andere Krisen, wie den Kosovokrieg oder die Flüchtlingswelle 2015. Damals musste der Kanton höchstens 1155 Flüchtlinge pro Jahr unterbringen. Deshalb richtete Suter am Donnerstag einen dringenden Appell an die Gemeinden, geeignete Unterkünfte zu melden. Geschehe dies nicht, müsse die Regierung die Flüchtenden proportional zur Bevölkerung auf die Gemeinden verteilen.
Aktuell sind von den 854 gemeldeten Schutzsuchenden 712 Personen in privaten Unterkünften untergebracht. 142 Personen befinden sich in den kantonalen Kollektivunterkünften. Alle erhalten von Bund und Kanton Geld für die Miete, Krankenkasse und die Haushaltsausgaben. Die Unterstützung liege aber unterhalb derjenigen für Einheimische, sagte Mathias Kaufmann vom kantonalen Sozialamt an der Pressekonferenz. Mit der finanziellen Unterstützung würden die Grundbedürfnisse gedeckt, ein sorgenfreies Leben sei aber nicht garantiert.
Zusätzliches Personal gesucht
Eine weitere Herausforderung stellt die Integration der Schulkinder dar. Kinder aus den Kollektivunterkünften werden wie andere Asylsuchende direkt in der Einrichtung unterrichtet. Kinder aus privaten Unterkünften werden den öffentlichen Schulen in der jeweiligen Wohngemeinde zugeteilt.
Sind sehr viele ukrainische Kinder an einer Schule, braucht es zusätzliche Klassen. Dafür werden nun bereits pensionierte Lehrpersonen angeschrieben, wie Adrian Graf vom Amt für Volksschule und Sport sagte. Weiter würden Lehrpersonen durch die Pädagogische Hochschule Graubünden im Umgang mit Themen wie Traumas, Kriegsthematik und der Fremdsprachendidaktik gecoacht.
Der Kanton stockte für die Bewältigung aller Verwaltungsaufgaben bereits Pensen in den jeweiligen Ämtern auf und schuf zusätzliche Stellen. Weiter hätten die Behörden die Möglichkeit, die Hilfe der Armee, von Zivilschutz und Zivildienst in Anspruch zu nehmen, so Suter. Er ist sich sicher: «Wir werden das bewältigen. Wir haben für alle ein Dach über dem Kopf.»
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