Coronavirus – Schweiz Menschen mit Beeinträchtigung müssen auf Booster-Impfung warten

gn, sda

19.11.2021 - 12:12

Wann Menschen mit einer Beeinträchtigung in den St. Galler Behinderten-Institutionen mit einer Booster-Impfung rechnen können, will der Grüne Kantonsrat Meinrad Gschwend von der St. Galler Regierung wissen. (Symbolbild)
Wann Menschen mit einer Beeinträchtigung in den St. Galler Behinderten-Institutionen mit einer Booster-Impfung rechnen können, will der Grüne Kantonsrat Meinrad Gschwend von der St. Galler Regierung wissen. (Symbolbild)
Keystone

Betagte in Alters-und Pflegeheimen erhalten seit Anfang Woche eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus. Der St. Galler Kantonsrat Meinrad Gschwend (Grüne) will nun von der Regierung wissen, ob Menschen mit einer Beeinträchtigung bei der Booster-Kampagne vergessen gingen.

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Die Auffrischungsimpfung wird vom Bundesamtes für Gesundheit (BAG) für Personen ab 65 Jahren, für Bewohnende von Alters- und Pflegeheimen sowie Tagesbetreuungseinrichtungen für Seniorinnen und Senioren empfohlen. Einrichtungen für Menschen mit Behinderung werden nicht explizit erwähnt.

«Geht bei der Booster-Impfung eine wichtige Anspruchsgruppe vergessen?», fragt Gschwend in seiner Einfachen Anfrage. In den Behinderten-Einrichtungen lebten zahlreiche Frauen und Männer, welche die Grenze zum Pensionsalter überschritten hätten. Zudem setzte der Alterungsprozess bei Menschen mit Behinderung oft früher ein.

Die St. Galler Impfteams sollen laut Gschwend jetzt nur die Alters- und Pflegeheime, jedoch nicht die Behinderten-Institutionen besuchen. Das werfe Fragen auf, zumal der zuständige Bundesrat mehrmals den grossen Ermessensspielraum der Kantone betont habe. «Es wäre wohl ein Leichtes, bei Bedarf gleichzeitig mit den Alters- und Pflegeheimen auch in den Behinderten-Heimen die dritte Impfung zu verabreichen», meint Gschwend.

Keine Unterstützung vom Kanton

Es sei unbestritten, je schneller der dritte Piks komme, desto besser, sagt Valida-Direktor Beda Meier auf Anfrage von Keystone-SDA. Die Valida in St. Gallen begleitet seit über 90 Jahren Menschen mit Unterstützungsbedarf in der Ausbildung, bei der Arbeit, beim Wohnen und in der Freizeit. Sie bietet an sechs Standorten rund 500 Arbeitsplätze und ein Wohnangebot für 90 Menschen an und ist damit eine der grössten Behinderten-Institutionen der Ostschweiz.

Aus Sicht der Menschen mit Beeinträchtigung sei bezüglich der Auffrischungsimpfung auf den Kanton kein Verlass. Die Angehörigen und die sozialen Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigung seien auf sich allein gestellt.

Das sei aber kein St. Galler Phänomen. Die Interventionen von INSOS Schweiz, dem nationalen Branchenverband der Dienstleistungsanbieter für Menschen mit Behinderung, beim BAG habe nicht gefruchtet.

Wann Menschen mit Behinderung in den St. Galler Institutionen mit einer Booster-Impfung rechnen könnten, fragt Gschwend in seinem Vorstoss weiter. Die Valida hat vom St. Galler Gesundheitsdepartement – trotz Nachfrage – noch keine Informationen erhalten, ob die Institution mit einem kantonalen Impfteam für Inhouse-Impfungen rechnen kann.

Das soziale Unternehmen hat nun selbst das Heft in die Hand genommen und versucht, über die Hausärztinnen und Hausärzte der Bewohnenden und Mitarbeitenden Termine für die dritte Impfung zu bekommen. «Der Aufwand ist enorm», sagt der Valida-Direktor.