Spitalplanung Nachfolgelösungen für Regionalspitäler werden konkret

gn, sda

27.4.2021 - 12:28

Die Nachfolgelösungen für die vier von der Schliessung betroffenen Regionalspitäler im Kanton St. Gallen nehmen Gestalt an. Das Spital Flawil wird per Ende Juni geschlossen und weicht einem Neubau für Langzeitpflege. In Wattwil soll das Spital in ein Gesundheitszentrum umgewandelt werden.

Keystone-SDA, gn, sda

Der Kanton St. Gallen will die stationäre Grundversorgung künftig auf die Spitäler St. Gallen, Wil, Grabs und Uznach konzentrieren und dort teilweise ausbauen. Der Kantonsrat hat das Spital Walenstadt vorerst als Spitalstandort bestätigt. Die Regierung prüft eine Zusammenarbeit mit den Kantonsspitälern Graubünden und Glarus. In Altstätten, Flawil, Rorschach und Wattwil soll es nur noch regionale Gesundheitszentren mit ambulanten Leistungsangeboten geben.

Am bisherigen Standort des Spitals Flawil soll bis 2024 ein Neubau für ein Kompetenzzentrum für Gesundheit, Therapie und spezialisierte Pflege (GTP) entstehen, wie das St. Galler Gesundheitsdepartement am Dienstag mitteilte. Im gleichen Jahr soll auch das Kompetenzzentrum für Gesundheit, Notfall und spezialisierte Pflege (GNP) Wattwil seinen Betrieb aufnehmen. Hier liege inzwischen das Konzept des Notfallzentrums vor.

In Rorschach wiederum kann sich die Bevölkerung bis zur Eröffnung des neuen Gesundheitszentrums in dem seit Februar 2021 bestehenden Ambulatorium behandeln lassen. In Altstätten wird eine Arbeitsgruppe die Konzeption des Gesundheits- und Notfallzentrums an die Hand nehmen, wie es weiter heisst. Dieses soll spätestens 2027 eröffnet werden.

Solviva AG als Partner

Am Standort Flawil wird der Spitalbetrieb bis am 25. Juni 2021 weitergeführt und dann während einer Übergangsphase durch ein ambulantes Grundangebot ersetzt. Neue Eigentümerin der Liegenschaft soll die Unternehmung Solviva AG werden. Das Familienunternehmen betreibt in der Schweiz bereits mehrere Gesundheits-, Pflege- und Wohnzentren und ist auch als Partner für die Weiterentwicklung des Standorts Wattwil vorgesehen.

«Wir haben Erfahrung in der Umnutzung von Gesundheitseinrichtungen», sagte Ulrich Kläy, CEO der Solviva AG, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Seine Firma übernahm 2012 das vom Kanton geschlossene Grenchner Spital und baute es in eine Pflegeinstitutionen mit integriertem Gesundheitszentrum und Bildungszentrum um.

In Flawil plant das Unternehmen rund 70 Betten für die spezialisierte Langzeitpflege von Personen mit komplexen Pflege- und Betreuungsbedürfnissen. «Wir rechnen mit Investitionen von rund 35 Millionen Franken», sagte Kläy.

Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil (SPZ) wolle als Mieter in Flawil einen dritten Aussenstandort (neben Bellinzona und Lausanne) für die ambulante Betreuung von querschnittgelähmten Personen sowie Personen mit schwierigen neurologischen Erkrankungen realisieren.

Die Notfallversorgung in der Region bleibe sichergestellt, so Kläy. Im geplanten Neubau sollen durch das Kantonsspital St. Gallen weiterhin auch ambulante Dienstleistungen für die Bevölkerung der Region Flawil angeboten werden. Alle Mitarbeitenden des Spitals Flawil hätten die Möglichkeit erhalten, an den Standort St. Gallen zu wechseln, schreibt der Kanton weiter.

Notfallzentrum in Wattwil

Anstelle des heutigen Spitals Wattwil soll ein Notfallzentrum mit umfangreicher Diagnostik entstehen, das an sieben Tagen in der Woche und 24 Stunden am Tag geöffnet ist. Zudem ist ein ambulantes Gesundheitszentrum mit einem breiten medizinischen und therapeutischen Angebot vorgesehen. Die am Spital Wattwil etablierte Alkoholkurzzeittherapie soll weitergeführt werden.

«Wir wollen die Spitalliegenschaft erwerben und sie entsprechend der künftigen Nutzung fertig bauen» erklärte Kläy. Er rechnet mit einer ähnlichen Investitionssumme wie in Flawil. Unter der Voraussetzung, dass die Stimmberechtigten am 13. Juni der Aufhebung des Kantonsratsbeschlusses über die Erneuerung und Erweiterung des Spitals Wattwil zustimmen und der Gemeinderat Wattwil anschliessend bis am 30. Juni 2021 die Unterstützung zum Projekt zusagt, werde Solviva mit dem Kanton in Verkaufsverhandlungen treten.