OstschweizNeues Konzept für Hochwasserschutz und Ökologie an der Thur
ny, sda
8.4.2022 - 11:20
Die Thurgauer Regierung will den Hochwasserschutz an der Thur in den kommenden 30 Jahren schrittweise verbessern. Gleichzeitig soll der Flussraum zum Teil verbreitert und dadurch ökologisch aufgewertet werden.
8.4.2022 - 11:20
SDA
Die Regierung hat das «Konzept Thur+» verabschiedet und mit einer Botschaft dem Grossen Rat zur Kenntnisnahme überwiesen, wie die Thurgauer Staatskanzlei am Freitag mitteilte. Das Hochwasserschutz- und Revitalisierungskonzept soll für alle zukünftigen Wasserbauprojekte an der Thur gelten.
Das Konzept hat zwei Ziele: Künftige Hochwasser an der Thur sollen schadlos innerhalb der Dämme abgeleitet werden können. Gleichzeitig strebt die Regierung eine ökologische Aufwertung der Flusslandschaft an. Das bestehende Thurrichtprojekt aus dem Jahr 1979 sei veraltet, hiess es.
Unter anderem gebe es heute, gestützt auf das Bundesgesetz, keinen Hochwasserschutz mehr ohne gleichzeitige Revitalisierung der Gewässer. Zudem müssen der Kanton und die Gemeinden bis Ende 2026 Gewässerräume verbindlich festlegen, damit die Thur ihre natürlichen Funktionen erfüllen kann.
Dämme könnten brechen
Heute seien die Dämme vielerorts nicht mehr genügend belastbar, schrieb der Kanton. Bereits bei einem Hochwasser, das statistisch alle 30 Jahre eintreffen kann, bestehe die Gefahr, dass die Wassermassen an mehreren Stellen der Dämme unkontrolliert durchbrechen.
Zudem habe sich das Flussbett immer tiefer eingegraben. Die Erosion gefährde Infrastrukturen wie Brückenfundamente und Uferverbauungen sowie das Grundwasser. Wegen der Kanalisierung der Thur sei auch die Biodiversität stark zurückgegangen. Viele Arten am und im Wasser seien verschwunden, ehemalige Auenwälder vom Flusssystem abgeschnitten.
All dies soll in den nächsten 30 Jahren mit konkreten Projekten verbessert werden. Zentral sei, dass die heutigen Dämme entlang der Thur «als Fixpunkt bestehen bleiben» als Grundpfeiler des Hochwasserschutz-Systems. Zwischen den Dämmen soll die Thur mehr Freiraum erhalten durch eine mechanische Verbreiterung des Flussbetts von 45 auf 80 Meter.
Bis zu 100 Meter breit
So fänden grössere Wassermengen Platz, und der Pegel steige bei Hochwasser weniger stark an, hiess es. Eine noch grössere Aufweitung auf bis zu 100 Meter sei erwünscht, bleibe aber der Natur überlassen. In Auenschutzgebieten sollen Dämme verschoben werden, um die Auenwälder wieder an die Dynamik des Wassers anzuschliessen.
Für die Projekte sieht die Regierung eine umfangreiche Mitwirkung der Gemeinden, Grundeigentümer, Verbände, Kraftwerkbetreiber und weiteren Betroffenen vor. Die Kosten, verteilt auf 30 Jahre, werden auf 325 Millionen Franken geschätzt. Zuständig für die Baubeschlüsse ist der Grosse Rat.
Das «Konzept Thur+» sei ein Kompromiss, schrieb der Kanton weiter. In der Vernehmlassung seien Anliegen der Naturschützer und der Landwirtschaft aufeinander geprallt. Beide Gruppen lehnten das Konzept in ihren Stellungnahmen ab. Daher liess der Kanton zentrale Elemente durch unabhängige Experten überprüfen.
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