Weltkriegs-Erbe Nie benutzte Betten in unterirdischen St. Galler Spitälern

SDA

25.8.2020 - 12:07

In den unterirdischen Spitälern im Kanton St. Gallen gibt es nicht viel mehr zu sehen als mehrstöckige Betten, in engem Abstand aufgestellt. (Symbolbild)
In den unterirdischen Spitälern im Kanton St. Gallen gibt es nicht viel mehr zu sehen als mehrstöckige Betten, in engem Abstand aufgestellt. (Symbolbild)
Source: Kanton St. Gallen

Im Kanton St. Gallen gibt es geschützte Spitäler und Sanitätsstellen aus der Zeit des Kalten Krieges mit insgesamt 2'868 Betten. Für die Bewältigung von Epidemien seien diese aber ungeeignet.

Während der Zeit des Kalten Krieges wurden die als «geschützte Operationsstellen» – abgekürzt «Gops» – bezeichneten Anlagen quer durch die ganze Schweiz im Untergrund gebaut. Die Finanzkontrolle des Bundes hat sie im Frühjahr gezählt: Es sind 94 unterirdische Spitäler, dazu 266 geschützte Sanitätsstellen.

Die Dimensionen dieser Bauten sind jeweils nicht eben klein bemessen. Das gilt auch für die unterirdischen Spitäler im Kanton St. Gallen. Je nach Standort gebe es dort Betten für 200 bis rund 300 Personen, sagte Markus Frauenfelder, Leiter der Koordinationsstelle für Bevölkerungsschutz, zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Hunderte von Betten

Voll ausgerüstet sind die Räumlichkeiten nicht mehr. Darin fänden sich vor allem noch die aufgestellten Betten. Geräte, etwa für den Operationsraum, gebe es dort schon länger nicht mehr. Die Hülle werde aber weiterhin unterhalten und auch die Elektrolüftung und die Wasserversorgung funktionierten.

Die FDP-Fraktion des St. Galler Kantonsrats hat in einem Vorstoss Auskünfte zu Sinn und Zweck der Anlagen verlangt. In ihrer Antwort liefert die St. Galler Regierung konkrete Zahlen: Danach gibt es im Kanton fünf unterirdische Spitäler mit insgesamt 1474 Betten. Die Standorte sind St. Gallen – bei der Klinik Stephanshorn – sowie Grabs, Walenstadt, Wil und Flawil, jeweils direkt bei den Regionalspitälern. Dazu kommen weitere knapp 1400 Betten in elf geschützten Sanitätsstellen.

Das Total beträgt damit 2868 Betten im Untergrund, die seit Jahrzehnten bereitstehen – aber bisher noch nie benutzt wurden. Stützt man sich auf eine noch bis Januar 2021 gültige Verordnung des Bundes ab, müssten es sogar 3000 Betten sein. Es sollten 0,6 Prozent der Wohnbevölkerung versorgt werden können, lautet die Vorgabe.

Sie wird kaum mehr umgesetzt. Mit dem laufenden Bauprojekt auf dem Gelände des Kantonsspitals St. Gallen sei das geschützte Spital teilweise abgebrochen worden. Dies Plätze würden real nicht ersetzt, schrieb die Regierung und rechnet vor: Dadurch könnten Investitionen von rund zwölf Millionen Franken eingespart werden.

Konzept aus dem Kalten Krieg

Nach einer 2019 vom Kanton durchgeführten Standortbestimmung sei der «Bereitschaftsgrad» der Anlagen reduziert worden. Damit habe sich der Unterhalt minimiert und eine vermehrte zivile Nutzung werde möglich. Die unterirdischen Spitäler und Sanitätsstellen seien für Katastrophen nicht geeignet, heisst es in der Antwort. Für die Betriebsbereitschaft brauche es Monate.

Insgesamt handle es sich bei den Anlagen «um eine Konzeption zur Bewältigung der Bedrohungslage während des Kalten Krieges». Sie seien für den Umgang mit aktuellen Herausforderungen wie Epidemien «nicht geeignet».

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