Festival Origen bringt russisch-ukrainisches Tanzstück «Exil» auf die Bühne

gn, sda

26.4.2022 - 11:51

Ein Ballett über Freundschaft in Krisenzeiten: Der ukrainische Tänzer Vsevolod Maievskyi und die russische Choreographin Alena Tarasova entwarfen im bündnerischen Bergdorf Riom gemeinsam ein neues Stück.
Ein Ballett über Freundschaft in Krisenzeiten: Der ukrainische Tänzer Vsevolod Maievskyi und die russische Choreographin Alena Tarasova entwarfen im bündnerischen Bergdorf Riom gemeinsam ein neues Stück.
Keystone

Der Krieg in Europa beeinflusst auch den Spielplan des Bündner Kulturfestivals Origen. Der ukrainische Tänzer Vsevolod Maievskyi und die russische Choreographin Alena Tarasova erzählen im Stück «Exit» von ihrer Freundschaft, von den Erfahrungen des Krieges und vom grossen Heimweh nach der Bühne.

Keystone-SDA, gn, sda

«Mit der Uraufführung des Tanzstücks schaffen wir Raum für die künstlerische Auseinandersetzung mit den Kriegsfolgen», schrieb die Stiftung Origen am Dienstag in einer Mitteilung. Die drei Vorstellungen finden von kommenden Donnerstag bis Samstag im Origen Wintertheater in Riom GR statt.

Alena Tarasova ist Russin, Vsevolod Maievskyi Ukrainer. Beide lebten sie in St. Petersburg. Dann kam der Krieg. Tarasova ist in den Westen geflohen, aus Angst vor Repressalien und als Auflehnung gegen Putins Krieg, wie es im Communiqué weiter heisst. Er, der Spitzentänzer, verliess das geliebte Mariinsky-Theater, gastierte in Rom und Dresden, gab eine Gala in den Staaten, reiste nach Riom.

Freundschaft in Krisenzeiten

Im kleinen Bergdorf bei Savognin entwarfen die beiden ein neues Werk. Das Thema ist ihre Freundschaft in Krisenzeiten. Die künstlerische Arbeit helfe, die Krise zu bewältigen. Origen zeigt die neue Choreographie ausserhalb des Spielplans, denn die «ausgestellten Visa reichen nicht bis zum Sommer».

Alena Tarasovas Werk sei kein grosses, abendfüllendes Epos, sondern ein schlichtes Projekt für zwei Tänzer im Exil, erklärt Origen-Intendant Giovanni Netzer. Es sei wichtig, dass die Kunst das Weltgeschehen reflektiert. «Es geht um künstlerische Arbeit, um Deutung der Welt, um den kreativen Prozess, der Hoffnung auf Wandel erlaubt», so Netzer.

Die Sängerin Astrid Alexandre gibt dem Abend einen rätoromanischen Rahmen und steuert Lieder bei, die von der Einsamkeit in der Fremde, vom Verlust der Heimat erzählen – auf der Suche nach Verortung in unserer eigenen Geschichte.

Das Kulturfestival Origen eröffnete 2015 das langersehnte Wintertheater in einer Scheune im bündnerischen Riom. Mit den Theaterräumen in der «Clavadeira» hat das Festival seither eine ganzjährig bespielbare Infrastruktur.