Drei Ostschweizer Kantonsregierungen sind in Sachen Windenergie über die Bücher gegangen: Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen wollen den Ausbau der Windkraft über die Kantonsgrenzen koordinieren.
Keystone-SDA, gn, sda
16.02.2023, 13:34
16.02.2023, 14:22
SDA
Weniger als 1 Prozent des Schweizer Stroms kommt aus Windenergieanlagen. Mit 12 Anlagen ist die Schweiz das Schlusslicht in Europa. Zum Vergleich: In unserem Nachbarland Österreich versorgen bereits 1374 Windräder rund 2,2 Millionen Haushalte mit Windenergie.
In der Ostschweiz steht bislang erst eine Anlage. Seit zehn Jahren produziert das 119 Meter hohe Windrad in Haldenstein GR jährlich rund 4,5 Millionen Kilowattstunden Strom, was dem ungefähren Verbrauch der Ortschaft Haldenstein mit seinen 1000 Einwohnern entspricht.
Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen wollen die Windkraft stärker als Teil ihrer Energiestrategien nutzen und sich so von der ausländischen Stromproduktion unabhängiger machen, wie Regierungsvertreter am Donnerstag vor den Medien betonten.
Grenzüberschreitende Gebieten zusammenfassen
Es wurden Gebiete ermittelt, die sich für die Nutzung von Windenergie eignen. Grenzüberschreitend geeignete Flächen wurden zwischen den Kantonen koordiniert. Solche Gebiete könnten zum Teil zu einem Windpark zusammengefasst werden. Beispiele sind der Windenergiepark «Gätziberg», zusammen mit «Honegg» und «Suruggen» zwischen Altstätten SG und Trogen AR sowie «Waldegg» zwischen Teufen AR und der Stadt St. Gallen.
Der Kanton St.Gallen hat 17 Gebiete ermittelt, die sich für die Nutzung von Windenergie eignen. Trotz grossem Wohlwollen der Gemeindebehörden rechne sie mit Gegenwind, sagte die St. Galler Bauchefin Susanne Hartmann. Im Frühling soll deshalb die Bevölkerung informiert werden. Im Oktober will die Regierung die Richtplanänderung erlassen.
In Appenzell Ausserrhoden gebe es sehr viele Streusiedlungen und Schutzgebiete, die als Standorte für Windanlagen ausgeschlossen seien, sagte Landammann Dölf Biasotto. Sechs Gebiete sollen in den kantonalen Richtplan aufgenommen werden. Die Anpassung geht voraussichtlich im zweiten Semester 2023 in die Vernehmlassung. Danach werde der Richtplan zuerst dem Kantonsrat und anschliessend dem Bund zur Genehmigung vorgelegt, so Biasotto.
In Appenzell Innerrhoden kann der Bau von Windrädern zur Stromerzeugung geplant werden. Der Grosse Rat hat im Oktober 2022 einstimmig das Gebiet Honegg in der Gemeinde Oberegg als Standort für einen Windpark in den kantonalen Richtplan aufgenommen. Der Richtplan liegt nun beim Bund zur Genehmigung.
Thurgau ist schon weiter
Mit der Ermittlung der geeigneten Gebiete erfüllen die Kantone den Auftrag des Bundes zum Ausbau erneuerbarer Energien. Die drei kantonalen Raumplanungsämter hätten sich über die Methodik der Interessenabwägung und die Lage der Gebiete, insbesondere jener in Grenznähe, auf dem Laufenden gehalten, wie es weiter hiess.
Nicht mit dabei ist der Kanton Thurgau, «weil wir hier schon weiter sind», wie der Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer auf Anfrage von Keystone-SDA erklärte. Der Bundesrat habe bereits im Oktober 2021 grünes Licht für künftige Windenergieanlagen im Kanton Thurgau gegeben. Der entsprechende Richtplan für die Nutzung der Windenergie des Kantons sei genehmigt.
Seit Anfang 2022 wird das Projekt in der Gemeinde Thundorf TG vorangetrieben. Die Anlage soll Strom für rund 18'000 Thurgauer Haushalte liefern. Zwei weitere Gebiete (Salen-Reutenen und Braunau-Wuppenau) sind bereits im kantonalen Richtplan festgesetzt. Zudem sei es so, dass es aktuell keine grenzüberschreitenden Flächen für Windenergie zum Kanton St. Gallen gebe, so Schönholzer.
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