Das Bezirksgericht Weinfelden hat einen 59-jährigen Schweizer, der im November 2019 absichtlich zwei Brände gelegt hatte, zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe verurteilt. Mit seinem Geständnis hatte der Beschuldigte zur Aufklärung der Tat beigetragen.
Keystone-SDA, gn, sda
28.04.2022, 10:09
28.04.2022, 15:08
SDA
Der Fall wurde im abgekürzten Verfahren behandelt. Die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung hatten sich geeinigt. Das Gericht folgte den Anträgen und verurteilte den Beschuldigten wegen mehrfacher Brandstiftung zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren, davon zwei Jahre bedingt mit einer Probezeit von drei Jahren.
Das tiefe Strafmass sei angemessen, sagte die vorsitzende Richterin in der Urteilsbegründung. Der Beschuldigte habe sich bei der Polizei gemeldet und ein Geständnis abgelegt. Ohne dies hätte der Fall wohl nicht aufgeklärt werden können.
«Was in jener Nacht geschah, ist folgenschwer», sagte die Richterin. Sie hoffe, der Beschuldigte müsse nie mehr eine solche Verzweiflungstat begehen und sich vermeintlich Halt bei Drogen suchen.
Folgenschwere Tat
In der Nacht auf den 6. November 2019 hatten mehrere Personen einen Brand in einer Schreinerei in Hörhausen bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Als die Einsatzkräfte eintrafen, stand die Produktions- und Lagerhalle der Schreinerei in Vollbrand.
Es gelang, ein Übergreifen des Feuers auf die angrenzenden Gebäude zu verhindern. Die Bewohner eines nahestehenden Wohnhauses wurden vorsorglich evakuiert. Beim Brand entstanden Sachschäden sowie Betriebsausfälle von rund 2,5 Millionen Franken. Weil er mit der Renovation seines Hausdaches nicht zufrieden war, soll der Mann den Brand gelegt haben.
Der Beschuldigte wird noch für einen weiteren Brand in einem Industriegebäude verantwortlich gemacht, der in derselben Nacht im rund zehn Fahrminuten entfernten Wigoltingen ausgebrochen war. Die Feuerwehr konnte das Übergreifen des Feuers auf das angebaute Wohnhaus verhindern.
Der Schaden belief sich auf rund 70'000 Franken. Auch hier gab es keine Verletzten. Der Beschuldigte soll den Brand aus Groll auf den ehemaligen Arbeitgeber und aus Frust über die bestehende Joblosigkeit gelegt haben.
Eine Drogensache
Er können heute nicht mehr nachvollziehen, was damals passiert sei, sagte der 59-Jährige am Donnerstag vor Gericht. Es tue ihm wahnsinnig leid. «Es gab nicht wirklich einen brennenden Konflikt», sagte der arbeitslose Werkzeugmacher. Es sei eine Drogensache gewesen. Er habe in dieser Zeit Kokain konsumiert, erklärte er auf Nachfrage des Gerichts.
Er soll sich bereit einige Tage vor der Tat zur Firma begeben haben, in welcher er früher mehrere Jahre gearbeitet hatte, um den Tatort zu erkunden, heisst es in der Anklageschrift. In den Gebäuden lagerten grosse Mengen an Lösungsmitteln, Ölen und weitere leicht entzündliche Stoffe.
Der Beschuldigte akzeptierte nicht nur die Verurteilung, sondern auch die Forderungen der Privatkläger von knapp 280'000 Franken. Dazu kommen Gerichts- und Verfahrenskosten von 23'000 Franken, die der Mann tragen muss.
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