Sparpolitik Sparen bei der Altersentlastung von St. Galler Lehrkräften

ka, sda

16.11.2021 - 15:01

Der St. Galler Kantonsrat entscheidet in der kommenden Novembersession über die Sparvorschläge der Regierung. (Archivbild)
Der St. Galler Kantonsrat entscheidet in der kommenden Novembersession über die Sparvorschläge der Regierung. (Archivbild)
Keystone

Die St. Galler Regierung hat eine A- und eine B-Liste mit Sparvorschlägen ausgearbeitet. Auf der B-Liste findet sich unter anderem die Reduktion der Altersentlastung für Lehrkräfte der Volksschule, der Berufsschulen sowie der Mittelschulen.

Keystone-SDA, ka, sda

Die St. Galler Regierung hatte ihre Sparvorschläge im September auf eine A- und eine B-Liste aufgeteilt. Aus Sicht der Regierung müsse nur die A-Liste umgesetzt werden, sagte Finanzchef Marc Mächler (FDP) bei der Präsentation. Ob das Parlament dieser Einschätzung zustimmt, dürfte sich allerdings erst in der Novemberession zeigen.

Sparpotenzial ortete die Regierung unter anderem in der Bildung. Die Lehrkräfte wären denn auch von Massnahmen auf beiden Listen direkt betroffen. Auf der A-Liste schlägt die Regierung vor, den automatischen Lohnanstieg für Lehrerinnen und Lehrer der Mittelschulen sowie der Berufsfachschulen zu streichen. Damit sollen jährlich insgesamt rund 1,3 Millionen Franken eingespart werden.

Heute erfolge der Lohnanstieg in den ersten 15 Jahren jährlich, erklärte Andreas Rohner, Präsident der Organisation der Berufsfachschulpersonen BCH SG/AR, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Mit diesem Automatismus befänden sich die Lehrkräfte der Sekundarstufe II nach elf Jahren im nationalen Schnitt.

Wie sich die Löhne nach einer allfälligen Abschaffung des Stufenanstiegs schrittweise erhöhen würden, ist nicht klar. «Wir befürchten aber, dass der Stufenanstieg geringer ausfällt und damit der Lebenslohn empfindlich reduziert wird», so Rohner.

Weniger Altersentlastung

Auf der B-Liste findet sich eine weitere Massnahme, die die Lehrkräfte direkt betreffen würde. Die Regierung schlägt vor, die Altersentlastung zu reduzieren. Betroffen wären alle Stufen: Volksschule, Berufsschulen, Mittelschulen.

Bei der Massnahme handle es sich «faktisch um eine Lohnreduktion», schreibt die Regierung in der Botschaft. Dies könne sich negativ auf die Arbeitszufriedenheit und auf die Motivation auswirken und bei einem sich abzeichnenden Mangel an Lehrkräften Nachteile bringen.

Die Altersentlastung bedeutet, dass eine Lehrerin oder ein Lehrer bei einem Pensum von 100 Prozent beispielsweise zwei Lektionen pro Woche weniger unterrichten muss. «Wir hoffen, dass diese Massnahme nicht umgesetzt wird», stellte Patrick Keller, Präsident des Kantonalen Lehrerinnen und Lehrerverbandes (KLV) klar.

Es gehe darum, ältere Lehrkräfte, die unter einer hoher Belastung stünden, «unter der Woche zu entlasten». Im Kanton St. Gallen gebe es viele Lehrerinnen und Lehrer, die zwischen 50 und 60 Jahre alt seien. Ihren schwindenden Energieressourcen müsse Rechnung getragen werden.

In den Berufsfachschulen will die Regierung mit einer weiteren Massnahme aus der B-Liste die Zulagen für Klassenlehrkräfte streichen und so ab 2024 jährlich rund 1,8 Millionen Franken einsparen. Die Massnahme bedeute, dass die Aufgaben der Klassenlehrpersonen auf die übrigen Lehrkräfte verteilt oder verringert würden, erklärte Andreas Rohner. Auswirkungen habe dies etwa auf die Lernenden, die eine zusätzliche Betreuung nötig hätten.

Verschiebungen und Streichungen

Es gibt auf beiden Listen weitere Massnahmen, die die Bildung betreffen. So sollen künftig alle Lehrmittel durch die Schulgemeinden bezahlt werden – und nicht mehr wie bisher zur Hälfte vom Kanton. Weiter sollen die Berufs- und Weiterbildungszentren (WBZ) ihre Gewinne erhöhen und Reserven abbauen.

Die Staatsbeiträge an die Universität St. Gallen, an die Pädagogische Hochschule (PHSG) sowie an die Fachhochschule Ost könnten nach Meinung der Regierung gekürzt werden. Jährlich würden so 8,2 Millionen Franken eingespart.