Seit Januar können die Fachleute der kantonalen Steuerverwaltung via Onlinechat ausgefragt werden – auch ausserhalb der Bürozeiten und am Wochenende. Das Angebot richtet sich an jüngere Steuerpflichtige und wird regelmässig genutzt.
Normalerweise wäre die Frist für das Ausfüllen der Steuererklärung Ende März ausgelaufen. Doch sie wurde verlängert – eine der Massnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Ohnehin bis Mitte Mai läuft ein besonderes Angebot der kantonalen Steuerverwaltung, das sich vor allem an jüngere Steuerpflichtige richtet.
Im Januar wurde es als Hilfe in der «Überwindungssituation» angekündigt – gemeint war das ungeliebte Ausfüllen der Steuererklärung. Auf einer sogenannten «Landing Page» (machs-eifach.ch) finden sich speziell für junge Erwachsene aufbereitete Informationen, «und zwar nicht in der Sprache der Rechtsabteilung», wie betont wurde. Auf der gleichen Internetseite gibt es auch einen Button mit der Aufforderung «Jetzt chatten».
Erreichbar ist der neue Service nicht nur zu Bürozeiten, sondern auch wochentags bis 22 Uhr sowie an Wochenenden von 14 bis 20 Uhr. Quer durch die Steuerverwaltungen der St. Galler Gemeinden hätten sich 60 Mitarbeitende für die Livechats gemeldet, hiess es Ende Januar.
Bilanz erst im nächsten Jahr
«Wir waren völlig im Ungewissen, wie stark das Angebot genutzt wird», erklärte Felix Sager, Leiter des kantonalen Steueramtes, auf Anfrage von Keystone-SDA. Man habe damit erreichen wollen, dass weniger junge Erwachsene nach Ermessen veranlagt werden müssen, weil sie die Steuererklärung gar nicht ausfüllen. «Zum heutigen Zeitpunkt können wir aber noch nicht sagen, ob dieses Ziel erreicht wird.» Dies sei erst Anfang des nächsten Jahres möglich.
Die Nachfrage variiert: Je nach Woche sind bisher zwischen 17 und 39 Kontakte gezählt worden. Überraschend für das Steueramt wurde aber nicht an den Wochenenden am meisten gechattet – sondern statistisch gesehen an den Dienstagen.
Zu Beginn seien die meisten Fragen zu den üblichen Bürozeiten gestellt worden. Erst mit der Zeit wurde das Angebot am Abend genutzt. Viele seien verblüfft, dass auch spätabends eine Steuerfrage professionell beantwortet werde, stellte Sager fest. «Krass, wieso schreibt ihr so spät noch zurück?», habe eine Reaktion gelautet.
Fragen aus den USA
Die meisten Fragen können jeweils rasch, innert drei bis sieben Minuten, geklärt werden. Der längste Online-Dialog dauerte über eine Stunde. Auskünfte werden nicht nur aus der Schweiz eingeholt: Auch aus Deutschland, Grossbritannien, Österreich, dem Fürstentum Liechtenstein, den USA oder aus den Niederlanden meldeten sich Steuerpflichtige. In diesen Fällen sei es etwa um das Besteuerungsrecht und um die Quellensteuern gegangen.
Typische Themen in den Chats sind Fragen zum Wertschriftenverzeichnis oder zu den Aus- und Weiterbildungskosten. Konkret ging es etwa um den Abzug für das Velo, das für den Arbeitsweg benutzt wird, um die Abzüge für die Mittagsverpflegung ausserhalb der Kantine oder was man tun muss, wenn man die Stelle wechselt und dort einen höheren Lohn erhält. Eine andere Frage aus dem Chat: «Kann ein Fehler in der bereits ausgefüllten elektronischen Steuererklärung noch korrigiert werden?»
Im Frühsommer werde man entscheiden, ob das Angebot – allenfalls angepasst – auch im nächsten Jahr weitergeführt wird, kündigte Felix Sager an. Lanciert worden war das Angebot zum 100-jährigen Jubiläum des Steueramtes am 1. April 2020.
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