Grossraubtiere Streit über Umgang mit Wölfen im Kanton Glarus

mafr, sda

11.8.2023 - 13:18

Wölfe fressen Schafe nicht immer an Ort und Stelle, wie hier auf dem Bild. Oft werden die Nutztiere im Wolfsbau verzehrt. Glarner Bauern fordern nun, auch diese vermissten Tiere zu entschädigen. (Symbolbild)
Wölfe fressen Schafe nicht immer an Ort und Stelle, wie hier auf dem Bild. Oft werden die Nutztiere im Wolfsbau verzehrt. Glarner Bauern fordern nun, auch diese vermissten Tiere zu entschädigen. (Symbolbild)
Keystone

Die Bauerngruppe Glarus Süd hat von der Glarner Regierung gefordert, ein Wolfsmanagement einzurichten. Die Landwirtinnen und Landwirte wünschten vor allem umfangreiche Entschädigungen. Die Behörden beriefen einen runden Tisch ein, der jedoch boykottiert wurde.

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Die Bilder von den von Wölfen getöteten Tieren auf den Alpen seien nur ein Teil der Wahrheit, erklärte André Siegenthaler von der Bauerngruppe Glarus Süd am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Nutztiere würden oft auch in den Wolfsbau geschleppt und dort verzehrt. Die vermissten Tiere würden den Älplerinnen und Älplern aber nicht entschädigt, so Siegenthaler. Ein jährlicher Verlust von zwei Prozent, beispielsweise von Schafherden aufgrund von Krankheiten und Unfällen, sei hinnehmbar, alles was darüber gehe, wolle man entschädigt haben.

Deshalb forderte die Gruppe in einem Memorialsantrag, auch vermisste Tiere zu entschädigen, sofern man aufgrund «plausibler Indizien» einen Zusammenhang mit den Grossraubtieren herstellen kann. Siegenthaler kritisierte denn auch die Glarner Regierung, in Bezug auf die Wolfsproblematik zu wenig zu unternehmen. Bereits Anfang August erhoben die Landwirte nach einem getöteten Kalb schwere Vorwürfe. Beispielsweise sprachen sie der Regierung die Fähigkeit ab, ihre Aufgabe beim Umgang mit den Grossraubtieren zu erfüllen.

Runder Tisch wird boykottiert

Umweltdirektor Kaspar Becker (Mitte) betonte gegenüber Keystone-SDA, dass auf politischer Ebene seit Jahren alle Hebel in Bewegung gesetzt würden, um die Wolfsproblematik anzugehen. Auch in Zusammenarbeit mit anderen Kantonsregierungen erzielten sie «Erfolge» in Bern. Der Bund passte in den letzten Jahren die Richtlinien für Wolfsregulierungen stets nach unten an. Auch vermisste Tiere können gemäss den Bundesrichtlinien bereits heute entschädigt werden, wenn es einschlägige Indizien auf einen Wolfsangriff gibt.

Weiter gibt es im Kanton Glarus seit 2021 einen stetigen Informationsaustausch zwischen den kantonalen Abteilungen Landwirtschaft, Jagd und Fischerei, Wald und Naturgefahren und den verschiedene Interessenvertretern. Die Landwirtinnen und Landwirte boykottieren den runden Tisch jedoch seit Frühling 2023. Als Grund für den Boykott schrieben sie in einer Erklärung, die Keystone-SDA vorliegt, man fühle sich nicht ernst genommen.

Das letzte Wort in diesem Streit hat die Glarner Stimmbevölkerung. Wer im Gebirgskanton einen Memorialsantrag einreicht, bringt ihn vor die Landsgemeinde und damit vors Volk. Nach einer Stellungnahme der Regierung und einer Empfehlung des Landrates entscheiden die Stimmberechtigten, ob sie auch vermisste Tiere entsprechend entschädigen wollen. Bei Wolfsangriffen übernimmt bis dato der Bund 80 Prozent der Kosten. Entsprechen die gestellten Forderungen aber nicht den Bundesvorgaben, müsste der Kanton die Entschädigungen selber tragen.