Kantonale Wahlen – SG Susanne Hartmann – doppelter Sieg für die Wiler Stadtpräsidentin

SDA

9.3.2020 - 12:35

Im Zentrum der Aufmerksamkeit: Die Wiler Stadtpräsidentin Susanne Hartmann hat im ersten Wahlgang den Sprung in die St. Galler Regierung geschafft.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit: Die Wiler Stadtpräsidentin Susanne Hartmann hat im ersten Wahlgang den Sprung in die St. Galler Regierung geschafft.
Source: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Susanne Hartmann ist die Siegerin der kantonalen Wahlen: Die Stadtpräsidentin von Wil wurde nicht nur in die St. Galler Regierung gewählt, die 49-jährige Juristin holte für die CVP auch einen zusätzlichen Sitz im Kantonsrat.

Susanne Hartmann war am Sonntag im Wahlzentrum die gefragteste Interviewpartnerin. Sie schaffte bereits im ersten Wahlgang das absolute Mehr und verteidigt für die CVP den zweiten Sitz in der Regierung. Der wiedergewählte SVP-Regierungsrat Stefan Kölliker liess es sich trotz Coronavirus nicht nehmen, seine neue Regierungskollegin zu umarmen. In ihrem Wahlkreis Wil holte Hartmann fast 60 Prozent der Wähleranteile. In der Stadt Wil erhielt sie 23 Stimmen mehr als als Stefan Kölliker aus Bronschhofen.

Der Wahlkampf für die Regierung verlieh zusätzlichen Schub für die Kantonsratswahlen. Die CVP Wil verdankt ihr einen fünften Sitz. «Das hat mich überrascht», sagt Hartmann. Die Leute seien zum Teil nicht sicher gewesen, ob sie sie doppelt wählen könnten.

Wilde Kandidatin

Ihr beruflicher und politischer Rucksack habe ihr bei der Wahl sicher geholfen, so Hartmann. Sie arbeitete zuerst als Primarlehrerin und später unter anderem als Juristin im Baudepartement des Kantons Zürich, bevor sie in die Politik einstieg.

Von 1994 bis 1998 war sie im Vorstand der Jungen CVP des Kantons, parallel dazu auch im Vorstand der CVP Frauen und in der Parteileitung der St. Galler CVP. Von 1997 bis 2012 war sie Mitglied des Stadtparlaments Wil.

Umso erstaunlicher ist es, dass die St. Galler CVP sie 2012 nicht als Kandidatin für das Stadtpräsidium von Wil aufstellte. Als wilde Kandidatin entschied Susanne Hartmann das CVP-Duell gegen Kantonsrat Armin Eugster für sich und trat in die Fussstapfen ihres Vaters, der bis ins Jahr 2000 Stadtpräsident von Wil war.

Politisch ist 49-Jährige nicht immer ganz auf der Linie der eigenen Partei. Vom Verhüllungsverbot hält sie nichts. Finanzpolitisch stehe sie rechts innerhalb der CVP, sozialpolitisch links, sagt Hartmann, die sich privat für Menschen mit Beeinträchtigung einsetzt.

Sie wolle die Lebensqualität der Menschen verbessern, erklärte die CVP-Politikerin in einem Radiointerview: «Ich kämpfe für eine gerechte Welt, deshalb bin ich auch Juristin geworden.»

Mehr Frauen im Kantonsrat

Susanne Hartmann, die nach der Wahl selber von einem Frauenbonus sprach, ist nicht die erste Regierungsrätin, die aus Wil stammt. Im März 2000 wurde die Wiler Kantonsrätin Karin Keller-Sutter (FDP) in die St. Galler Regierung gewählt.

Zwischen 2004 und 2012 sassen drei Frauen in der Exekutive. Seit acht Jahren wird der Kanton St. Gallen von sechs Männern und einer Frau regiert. Mit dem Rücktritt von Heidi Hanselmann (SP) drohte eine reine Männerregierung, wie sie seit Sonntag im Kanton Uri Realität ist.

Mit der Wahl von Susanne Hartmann bleiben die Frauen weiterhin an der Spitze des Kantons vertreten. Noch sind zwei Sitze zu vergeben. Laura Bucher (SP) und Rahel Würmli (Grüne) schafften im ersten Wahlgang das absolute Mehr nicht. Ob beide am 19. April nochmals antreten, ist noch offen.

Für Susanne Hartmann rückt Monika Scherrer in den Kantonsrat nach. Die CVP stellt neu acht Kantonsrätinnen – drei mehr als vor vier Jahren. Das Parlament wird auch insgesamt weiblicher – der Frauenanteil steigt von 19 aus 27 Prozent. Neu sitzen 32 (2012: 23) Frauen im 120-köpfigen Rat. Bei den Grünen machen Frauen 30 Prozent (Grüne) und bei den Grünliberalen 50 Prozent aus.

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