Arbon steckt in einer Dauerkrise. Zum wiederholten Mal sucht die ehemalige Saurer-Stadt ein neues Stadtoberhaupt. Um die ehemalige Arbeiterstadt in die Zukunft zu führen, braucht es eine Person mit politischem Fingerspitzengefühl und Durchhaltewillen.
Seit der Abwahl von Christoph Tobler (FDP) im Jahr 1999 hält es in Arbon kein Stadtpräsident lange aus. Entweder er wird abgewählt, oder geht freiwillig wie Andreas Balg von der FDP. Er wolle seiner Familie und seinen Freunden nicht mehr länger die Widrigkeiten und Anfeindungen zumuten, welche das Amt in der Öffentlichkeit mit sich bringe, begründet der 54-Jährige seinen Rücktritt auf Ende der Amtsperdiode.
Balg löste vor sechs Jahren Martin Klöti (FDP) ab, der in die St. Galler Kantonsregierung gewählt wurde. Klöti sei der einzige Stadtpräsident gewesen, unter dem es ruhig war, sagt Ueli Daepp, geschäftsführender Redaktor der Genossenschafts-Zeitung "Felix" auf Anfrage. Klöti sei ein guter Kommunikator gewesen und habe Visionen aufgezeigt.
Gute Steuerzahler anlocken
Viele Visionen konnten jedoch noch nicht umgesetzt werden. Der Schritt in die Zukunft brauche Zeit und koste Geld. Mit dem Ziel, neue Einwohner und gute Steuerzahler anzulocken, wird derzeit auf der Industrie-Brache am Bahnhof ein neuer Stadtteil aus dem Boden gestampft. Auf den Filetstücken am See entstehen teure Eigentumswohnungen.
Die Entwicklung sei in Gang, sagt Daepp: "Die Reichen tröpfeln aber nur langsam rein." Die Bevölkerung spüre bisher wenig vom Aufschwung. Die hohen Investitionen in die Infrastruktur belasteten die Finanzen der Stadt mit den höchsten Sozialausgaben im Thurgau zusätzlich. Die wirtschaftlichen Probleme führten zu einem "gegenseitigem Heruntermachen", sagt Daepp. Es gebe eine Reihe notorischer Nörgler, die den Ton angegeben und denen es niemand Recht machen könne.
Statt sich um die Sorgen der Einwohnerinnen und Einwohner zu kümmern, habe Balg dem Generalunternehmer HRS den roten Teppich ausgerollt, behauptet Jürg Niggli. Der Suchtexperte wohnt seit den 1980-er Jahren in Arbon und verfolgt die Entwicklung im Stadtrat kritisch. Die Finanzkrise sei teilweise hausgemacht, behauptet er. Statt den Gürtel enger zu schnallen, habe die Stadtrat zusätzliche Ausgaben generiert, zum Beispiel für eine neue Kommunikationsstelle oder ein 100'000 Franken teures Gastrokonzept.
Drei von fünf Stadträte gehen
Ausser dem Stadtpräsidenten müssen auch zwei Stadträte ersetzt und das 30-köpfige Stadtparlament gewählt werden. Wahltermin ist der 10. Februar.
Als Stadtpräsident kandidiert bisher einzig der Arboner Berufsrichter Dominik Diezi (CVP). Die anderen Parteien und die Findungskommission taten sich schwer bei der Kandidatensuche. Für die Nomination eines Kandidaten fürs Präsidium bleibt Zeit bis zum 17. Dezember, bis dann müssen die Wahlvorschläge eingereicht sein.
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