Immobilien Zürcher Gemeinderat knapp für Verkauf zweier Bündner Überbauungen

olgr, sda

16.6.2021 - 19:06

Bau des Julia-Kraftwerks des ewz bei Tiefencastel im September 1968: Von Kraftwerkbauten wie diesem besitzt das Stadtzürcher Elektrizitätswerk noch Wohnungen für Mitarbeiter, die es heute nicht mehr benötigt.
Bau des Julia-Kraftwerks des ewz bei Tiefencastel im September 1968: Von Kraftwerkbauten wie diesem besitzt das Stadtzürcher Elektrizitätswerk noch Wohnungen für Mitarbeiter, die es heute nicht mehr benötigt.
Keystone

Knapp 5 Millionen Franken will der Zürcher Stadtrat mit dem Verkauf von Wohnliegenschaften im Kanton Graubünden erzielen – beinahe hätte ihm der Gemeinderat am Mittwochabend einen Strich durch die Rechnung gemacht.

olgr, sda

Der Gemeinderat stimmte an seiner Sitzung in der Oerliker Messehalle den Verkäufen der beiden Wohnüberbauungen in Tiefencastel und in Tinizong am Ende zweimal mit 61 zu 58 Stimmen knapp zu.

Von einer «Restanz aus einer anderen Zeit» sprach der zuständige Stadtrat Michael Baumer (FDP). Denn es handelt sich um ehemalige Personalhäuser, welche das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) in den Jahren 1945 und 1951 erstellt hatte.

Den Mitarbeitenden zweier Kraftwerke in den beiden Bündner Gemeinden wurde damit zwingend notwendiger und günstiger Wohnraum zur Verfügung gestellt. Seit langem würden aber keine ewz-Mitarbeitenden mehr in den Liegenschaften wohnen, sagte Baumer. Da sie nicht mehr betriebsnotwendig seien, sollen sie verkauft werden.

Linke hoffen auf Genossenschaften

Vorbehalte gegen den Verkauf hatte die linke Ratsseite. Dass die Bewirtschaftung von Liegenschaften im Kanton Graubünden nicht zum Kernauftrag von ewz gehört, räumte sie dabei ein. Aber der Zeitpunkt sei falsch, meinte etwa Luca Maggi (Grüne).

«Es besteht keine Dringlichkeit.» Maggi forderte, dass zunächst abgewartet werden soll, bis in der Stadt Zürich der angedachte Wohnraumfonds steht, in den der Verkaufserlös fliessen könnte.

Zudem stellte sich für die Verkaufsgegner die Frage, weshalb die Stadt Zürich als Immobilienspekulantin auftrete und die Liegenschaften an die Meistbietenden verkaufe. Land soll auch ausserhalb des Zürcher Stadtgebietes nur an Bauträger verkauft werden, die sich der Gemeinnützigkeit verpflichtet hätten, forderte Pawel Silberring (SP).

Genossenschaften nicht interessiert

Die ganz links stehende AL sprach sich indes für den Verkauf aus. Nicht aus Begeisterung, sondern mangels Alternativen, wie Patrick Maillard ausführte. Die beiden betroffenen Gemeinden, die angefragt wurden, hätten kein Interesse an einem Kauf gezeigt. Wohnungsnot bestehe nicht, die Zweitwohnungsproblematik stelle sich nicht.

Der Markt habe gespielt, ergänzte Hans Dellenbach (FDP). Es hätten sich einfach keine Genossenschaften gemeldet, sondern eine Gruppe lokaler Personen. Das seien «keine Immobilienfirmen, sondern Personen wie du und ich». Isabel Garcia (GLP) führte an, dass diese Käufer zugesichert hätten, die Mietverhältnisse weiterzuführen.

Martin Götzl (SVP) wies darauf hin, dass in den beiden Überbauungen nun Sanierungen anstehen, die rund eine Million Franken kosten würden. Und Ernst Danner (EVP) sprach davon, dass die Häuser nun ihren Zweck erfüllt hätten.

Als Zielgrösse für die beiden Verkäufe hatte sich der Stadtrat insgesamt 4 Millionen Franken erhofft. Die beiden Offerten der beiden extra gegründeten Unternehmen, hinter denen fünf lokal verwurzelte Personen stehen, sollen nun 4,9 Millionen einbringen. Diese Angebote stufte der Stadtrat in seinem Antrag als «sehr gut» und «über dem Marktpreis liegend» ein.