Coronavirus – Schweiz Bei der Krisenbewältigung ist noch Luft nach oben

kl, sda

11.3.2021 - 12:15

Die Zürcherinnen und Zürcher beurteilen die vom Kanton getroffenen Corona-Massnahmen mehrheitlich als angemessen. (Symbolbild)
Die Zürcherinnen und Zürcher beurteilen die vom Kanton getroffenen Corona-Massnahmen mehrheitlich als angemessen. (Symbolbild)
Keystone

Der Kanton wollte wissen, wie die Zürcher Bevölkerung die Corona-Massnahmen während der ausserordentlichen Lage beurteilt. Nun liegen die Ergebnisse einer Befragung vom September 2020 vor. 64 Prozent der Befragten waren mit der Krisenbewältigung durch den Bundesrat zufrieden, mit dem Regierungsrat waren dies nur 47 Prozent.

Keystone-SDA, kl, sda

Die ausserordentliche Lage galt vom 16. März bis 19. Juni 2020. Die vom Kanton während dieser Zeit getroffenen Massnahmen werden mehrheitlich als angemessen beurteilt, wie es in dem Bericht des Statistischen Amts heisst. 60 Prozent der Zürcherinnen und Zürcher fühlten sich durch Bundes- und Regierungsrat angemessen informiert. Zehn Prozent verneinten dies klar.

Leicht übertrieben fanden die Befragten das Besuchsverbot in Altersheimen, die Maskentragpflicht beim Einkaufen, die Schutzkonzepte in den Schulen oder die Aufhebung des ZVV-Nachtnetzes.

Andererseits gingen den Zürcherinnen und Zürcher andere Massnahmen zu wenig weit, so etwa die die finanzielle Unterstützung von Betroffenen und Eindämmungsmassnahmen, wie die Ausweispflicht in Nachtclubs, der Kauf von Schutzmasken für Beschäftigte im Gesundheitsbereich oder die Kontrolle der Isolation und Quarantänebestimmungen.

Vor allem fremdsprachige Befragte hätten sich generell strengere Massnahmen zur Eindämmung des Virus gewünscht. Auch Personen, die zu einer Risikogruppe gehören und deren Angehörige sprachen sich für schärfere Massnahmen aus. Vor allem Selbständigerwerbende hätten sich mehr finanzielle Unterstützung durch Bund und Kanton gewünscht.

Sorgen um Angehörige und Freunde

Rund 40 Prozent der Befragten gaben an, sich Sorgen um Familienangehörige und Freunde zu machen, etwas weniger Angst hatten die Zürcherinnen und Zürcher davor, sich selbst anzustecken. Rund ein Drittel fühlte sich im Alltag stark eingeschränkt, jede fünfte Person erklärte, keine starke Begrenzung gespürt zu haben. Zwei von 10 Befragten fürchtete finanzielle Einbussen.

Im Bildungsbereich beurteilten mehr als die Hälfte der Befragten die kantonalen Schutzkonzepte als angemessen, rund ein Viertel fand sie übertrieben. Im Wirtschaftsbereich hätte sich die Bevölkerung etwas grosszügiger gezeigt als der Regierungsrat. Zwei Drittel fanden die Massnahmen aber genau richtig.

Differenziertere Einschätzungen gab es im Gesundheitsbereich. 80 Prozent der Befragten hiessen die Sicherstellung des Gesundheitswesens gut. Die Hälfte der Befragten fanden das Besuchs- und Ausgehverbot in den Alters- und Pflegeheimen angemessen, 40 Prozent hielten die Massnahmen für übertrieben.

Was den öffentlichen Verkehr betrifft befürworteten drei Viertel der Befragten die Ausdünnung des Fahrplans und die Aufhebung des ZVV-Nachtnetzes. Die Empfehlung zum Maskentragen hielt rund ein Drittel für nicht ausreichend.

Die Maskenpflicht beim Einkaufen im September 2020 hielten 63 Prozent für richtig, 24 Prozent sagten, die Regelung gehe zu weit.

Evaluation zieht positive Bilanz

Der Regierungsrat hat neben der Bevölkerungsbefragung auch noch von der Universität Bern und der Bolz + Partner Consulting AG eine Evaluation seines Krisenmanagements durchführen lassen. Diese kommt zum Schluss, dass Regierungsrat und Verwaltung die erste Phase der Pandemie gut bewältigt haben, wie der Regierungsrat mitteilte.

Die mehrheitlich positive Bilanz für das Krisenmanagement sei vor allem auf die sehr gute Leistung der Kantonalen Führungsorganisation unter der Leitung der Kantonspolizei zurückzuführen, heisst es im 43-seitigen Evaluationsbericht

Allerdings zeigte die Evaluation auch Handlungsbedarf auf und gab zehn Empfehlungen für Anpassungen, die teils bereits umgesetzt wurden. Unter anderem schlägt der Bericht die Einrichtung eines intergralen Krisenmanagements vor, Vorgaben betreffend Vorratshaltung von Schutzmaterial und die Anpassung des Konzepts für die Krisenkommunikation des Regierungsrats.