Kantonsregierung Buch über Waadtländer Staatsrätin de Quattro in den Buchhandlungen

SDA

8.5.2019 - 17:53

Die Waadtländer FDP-Staatsrätin Jacqueline de Quattro hatte mit einer superprovisorischen Verfügung ein Verkaufsverbot des Buchs erwirkt. Jetzt ist das Buch mit geändertem Titelbild in den Buchhandlungen erschienen.
Die Waadtländer FDP-Staatsrätin Jacqueline de Quattro hatte mit einer superprovisorischen Verfügung ein Verkaufsverbot des Buchs erwirkt. Jetzt ist das Buch mit geändertem Titelbild in den Buchhandlungen erschienen.
Source: Keystone/ADRIEN PERRITAZ

Ein kritisches Buch über die Waadtländer Staatsrätin Jacqueline de Quattros ist in den Westschweizer Buchhandlungen erschienen. Ohne das Titelbild, das Gegenstand eines Gerichtsverfahrens war.

Auf dem ursprünglich geplanten Einband war die FDP-Politikerin abgebildet. Die Umwelt- und Raumplanungsdirektorin hielt dies für irreführend. Man könnte meinen, dass sie selbst Autorin des Buches sei oder auf eine andere Weise mit dem Werk in Verbindung stehe, klagte sie.

Sie erwirkte deshalb mit einer superprovisorischen Verfügung ein Verkaufsverbot des Buchs des früheren Chefredaktors der Zeitung «24 heures», Fabien Dunand. Vor rund zehn Tagen bestätigte das zuständige Gericht Waadt Ost die Massnahme. Ohne Änderung des Bucheinbands blieb das Werk für die Veröffentlichung, den Vertrieb und den Verkauf verboten.

Der Verlag und der Autor des Buchs hatten der Politikerin nach dem erwirkten Verkaufsverbot Zensur vorgeworfen. Eine solche Aktion sei einer Demokratie nicht würdig. Dunand zieht laut Medienberichten in den knapp 200 Seiten eine «katastrophale Bilanz der zwölf Regierungsjahre» der FDP-Magistratin.

Foto entfernt

Der Attinger Verlag hatte nach dem Gerichtsentscheid angekündigt, dass das Buch trotzdem erscheinen werde. Dies ist nun passiert: mit einem modifizierten Titelbild, ohne Foto und ohne Angabe des Namens der Staatsrätin.

Auf einem roten Banner heisst es: «Das verbotene Buch ist endlich verfügbar». Der Titel lautet unverändert: «Une conseillère d’Etat ne devrait pas dire ça» (Eine Staatsrätin sollte dies nicht sagen).

«Rechtlich problematisch war die Verwendung des Fotos von Frau de Quattro. Wir haben dieses Foto gelöscht und den Buchdeckel neu gestaltet.

Das Buch ist heute im Kanton Waadt sowie in der gesamten Westschweiz veröffentlicht worden», sagte Emmanuel Vandelle, Chef des Attinger Verlags, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er bestätigte damit eine Meldung von «24heures».

Vernichtung von Büchern

De Quattros Anwalt äusserte sich gegenüber Keystone-SDA zufrieden. «Sie haben dem Gerichtsbeschluss Folge geleistet. Das ist, was wir wollten. Wir sind zufrieden», sagte François Roux.

Unsicherheit bestehe indes bezüglich der Frist für einen Rekurs gegen den Gerichtsbeschluss, die diesen Donnerstag abläuft. Ohne Beschwerde sei der Streit um die Gestaltung des Buchs beendet.

Eine weitere Frage ist noch nicht beantwortet. Was passiert mit den bereits veröffentlichten Büchern? De Quattros Anwalt ist der Ansicht, dass diese vernichtet werden müssen. Er hoffe, sich mit dem Verlag einigen zu können, sagte Roux.

Die erste Auflage beträgt 600 bis 700 Exemplare. Wie gross die zweite sein wird, ist noch unklar. Der Verlag hofft, dass mit dem neuen Titelbild der Rechtsstreit um das Buch beendet ist.

Belastete Beziehung

Der Journalist und die Staatsrätin sind seit längerem in einen weiteren Rechtsstreit verwickelt. In der Affäre um den Baukonzern Orllati und den Immobilienunternehmer Bernard Nicod hatte Dunand wiederholt anonyme Briefe an die Waadtländer Regierung und andere Journalisten versandt, in denen er der Umwelt- und Raumplanungsdirektorin Interessenkonflikte vorwarf.

Die Politikerin reichte daraufhin eine Strafanzeige wegen Verleumdung und übler Nachrede ein. Der Fall ist noch hängig.

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