Atomabfälle Endlager-Suche: Zürich will keine Anlagen über Trinkwassergebieten

olgr, sda

9.4.2021 - 11:29

Testbohrungen im Gebiet "Nördlich Lägern" im April 2019: Der Zürcher Regierungsrat fordert, dass bei der Standortsuche für ein Tiefenlager dem Gewässerschutz Rechnung getragen wird.
Testbohrungen im Gebiet "Nördlich Lägern" im April 2019: Der Zürcher Regierungsrat fordert, dass bei der Standortsuche für ein Tiefenlager dem Gewässerschutz Rechnung getragen wird.
Keystone

Entpuppt sich ein Standort im Kanton Zürich als der sicherste für ein Tiefenlager, dann sollen die notwendigen Oberflächenanlagen nicht über wichtigen Trinkwasserressourcen zu stehen kommen, fordert der Zürcher Regierungsrat. Zudem pocht er in diesem Fall darauf, dass die «heisse Zelle» in einem anderen Kanton erstellt wird.

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Derzeit wird in den verbliebenen Standortregionen für ein mögliches Tiefenlager für radioaktive Abfälle geprüft, wo sich die an der Oberfläche benötigten Anlagen platzieren liessen. In seiner Stellungnahme hält der Zürcher Regierungsrat fest, dass dabei das Vorsorgeprinzip im Gewässerschutz besser berücksichtigt werden müsse, wie er am Freitag mitteilte.

Von den drei möglichen Lagerstandorten befinden sich zwei im Kanton Zürich; einer im Zürcher Weinland ("Zürich Nordost"), einer im Zürcher Unterland ("Nördlich Lägern"). Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) schlägt für sie vier Varianten vor, wo die Oberflächenanlagen erstellt werden könnten.

Drei dieser vier Standorte würden aber nicht nur im Gewässerschutzbereich Au liegen, schreibt der Regierungsrat. Diese befänden sich auch in einem «strategischen Interessengebiet für die Trinkwasserversorgung». Dass hier Anlagen erstellt werden sollen, mit denen die angelieferten Abfälle in das unterirdische Lager transportiert werden, lehnt der Regierungsrat ab.

Er schliesst eine Oberflächenanlage im Gebiet des Kieswerks Weiach deshalb ebenso aus wie eine solche im «Rinauer Feld» auf dem Gemeindegebiet von Rheinau. Die Standorte in den Gebieten «Haberstal» (Gemeinde Stadel) und «Oobistboden» (Gemeinde Marthalen) könnten demgegenüber weiterverfolgt werden.

Zürich fordert gerechte Lastenverteilung

Die Nagra teilt voraussichtlich 2022 mit, für welchen Tiefenlagerstandort sie das Rahmenbewilligungsgesuch an den Bundesrat ausarbeitet. Die Standortwahl müsse nachvollziehbar sein, die Entscheidungsgrundlage offen und transparent dargelegt werden, fordert der Zürcher Regierungsrat weiter.

Dies gelte auch für den Ort, an dem die Verpackungsanlage für die Brennelemente erstellt werde, hält der Regierungsrat weiter fest. Diese «heisse Zelle» dürfe nicht im Kanton Zürich zu liegen kommen, wenn sich im weiteren Suchverfahren zeige, dass sich der sicherste Ort für ein Tiefenlager im Zürcher Weinland oder Unterland befinde. «Dies im Sinn einer angemessenen Lastenverteilung.»

Der Zürcher Regierungsrat stellt bei seiner Bevölkerung ein zunehmendes Informationsbedürfnis rund um die Standortsuche für das Tiefenlager fest. Er hat deshalb eine neue Website erstellt (www.tiefenlager-zh.ch).

Als mögliche Standorte für ein Endlager wird – neben den beiden Zürcher Gebieten – auch die Region bei Bözberg AG ("Jura Ost") untersucht.