KirchenratspräsidiumKampfansage an Zürcher Kirchenratspräsident Michel Müller
SDA
4.6.2019 - 12:08
Dem Präsidenten des Kirchenrats der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich weht ein rauher Wind entgegen: Ein Komitee kritisiert Michel Müller scharf und will ihn im kommenden Herbst abwählen. Es hat am Dienstag Alternativen vorgeschlagen.
Im Herbst bestimmt die am 19. Mai neu gewählte Kirchensynode – das Parlament der Evangelisch-reformierten Landeskirche – sein Präsidium. Seit 2011 leitet der 55-jährige Müller die Geschicke der Synode. Er möchte gerne eine weitere Amtszeit anhängen und stellt sich deshalb auch für die Amtsdauer 2019-2023 zur Verfügung.
Nun regt sich aber Widerstand. Ein Komitee bestehend aus Synodalen aus verschiedenen Fraktionen und Pfarrpersonen hat am Dienstag in Zürich zwei andere Kandidierende für das Amt vorgeschlagen. Mit der Volketswiler Pfarrerin Gina Schibler und dem Dekan Marcus Maitland aus Hittnau soll Müller im Herbst herausgefordert werden.
Der Kirchenratspräsident stosse zunehmend auf Kritik, hiess es vor den Medien in Zürich. Die Synodalen fühlten sich geringgeschätzt und wenig ernst genommen. Das Klima im Kirchenrat sei stark von Angst geprägt, sparte das Komitee nicht mit Kritik. Es sprach von Zeitdruck und Anträgen, die «durchgepeitscht» würden.
Das Komitee wirft Müller vor, die innerkirchliche Solidarität nicht ernst zu nehmen. Kleinere und mittlere Kirchgemeinden fänden kaum Unterstützung. Die Zeit sei deshalb reif für einen Wechsel. Die Kirche brauche vitale Gemeinden nahe bei den Menschen.
«Kirchgemeindeplus»-Kritiker
Mit den beiden vorgeschlagenen Kandidierenden will das Komitee gestärkt in die Zukunft gehen. Sie seien fähig und bereit, sich den Herausforderungen zu stellen und die dringend notwendigen Impulse für die Landeskirche zu vermitteln.
Hinter dem Komitee stehen vor allem Kritiker des 2012 lancierten Reformprozesses «Kirchgemeindeplus». Weil es für Kirchgemeinden immer schwieriger wird, geeignete Leute für die Ämter zu finden oder das Geld fehlt, um gute Leute zu bezahlen, sollen sie vermehrt mit anderen fusionieren.
Über fünfzig Kirchgemeinden im Kanton Zürich haben bisher eine Fusion vollzogen, Anfang Jahr auch die Kirchgemeinden der Stadt Zürich.
Der Kirchenrat habe in den vergangenen Jahren versucht, den Bedeutungs- und Identitätsverlust mit Grösse zu kompensieren, sagte Pfarrerin Gina Schibler in ihrer Vorstellungsrede. Doch strukturelle Projekte reichten nicht aus, um Menschen zu begeistern. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass die Kirchgemeinden vor Ort – egal ob gross oder klein – gemeinschaftsstiftend wirken könnten.
Nun gehe es darum, gute Lösungen weiterzudenken, sagte auch Dekan Maitland. Vitale Gemeinden sollten gefördert werden, dabei spiele nicht in erster Linie die Gemeindegrösse eine Rolle. «Die theologische Kompetenz muss gestärkt werden, nur so sind wir eine erkennbare und am Evangelium ausgerichtete Kirche.»
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