Im Kanton Zürich sind bisher 87 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Über die Hälfte davon lebte in einem Alters- oder Pflegeheim. Deshalb passt der Kanton seine Empfehlungen an: Nun sollen bei einem Infektionsfall ganze Abteilungen durchgetestet werden.
In Zürcher Alters- und Pflegeheimen verbreitete sich das Virus bisher besonders schnell und forderte besonders viele Opfer: Von den 87 Todesfällen im Kanton Zürich entfallen 47 auf ein Heim.
Die ärztliche Direktorin der Stadtzürcher Alters- und Pflegezentren, Gabriela Bieri-Brüning, räumte am Donnerstag angesichts der Infektionsausbreitung eine gewisse Hilflosigkeit ein.
Kurz vor Ostern habe man deshalb 500 Seniorinnen und Senioren in vier städtischen Pflegezentren durchgetestet. Die Ergebnisse sorgten bei den Fachleuten für Erstaunen: In einer Abteilung fiel bei 80 von 190 Bewohnerinnen und Bewohnern der Test auf Covid-19 positiv aus.
Fast die Hälfte ohne Symptome
Allerdings hatten nur 60 Prozent davon Symptome. 40 Prozent waren symptomfrei und verbreiteten das Virus somit unbemerkt weiter. Bisher galt die Erkenntnis, dass nur junge Infizierte asymptomatische Verläufe haben, nicht aber Senioren. Erst in einer Studie über ein Kreuzfahrtschiff werden solche Verläufe erwähnt.
«Wir waren mit unseren Schutz- und Isolationsmassnahmen deshalb nicht erfolgreich, weil wir fast die Hälfte der infizierten Bewohner gar nicht als solche erkannt haben», sagte Bieri-Brüning weiter.
Aufgrund dieser Ergebnisse passt die Zürcher Gesundheitsdirektion nun ihre Empfehlungen für Alters- und Pflegezentren an: Ab sofort sollen in Heimen, in denen auch nur ein einziger Patient positiv auf Covid-19 getestet wurde, sämtliche Bewohner und Mitarbeitende im Umfeld ebenfalls einem Test unterzogen werden.
Man müsse davon ausgehen, dass diese eine Person bereits andere angesteckt habe. Indem man ganze Abteilungen teste, entdecke man auch symptomfreie Infizierte. Bisher wurden nur jene Bewohner und Mitarbeiter getestet, die etwa Fieber oder Husten hatten.
28 haben die Infektion überstanden
Über welche Wege das Virus in die Alters- und Pflegezentren gelangte, ist nur in einzelnen Fällen klar. Ein Bewohner wurde beispielsweise nach einem Arztbesuch positiv getestet. Auch Mitarbeitende schleppten das Virus ein, allerdings vor der Maskentragepflicht, die Mitte März verhängt wurde.
Dass viele infizierte Seniorinnen und Senioren nichts von ihrer Infektion mitkriegen, ist für die Gesundheitsdirektion aber auch eine gute Nachricht. Es sei keineswegs so, dass alle daran sterben würden, sagte Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP). Bis heute seien bereits 28 Pflegeheimbewohner von der Infektion genesen.
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