Flüchtlingssituation in Zürich«Unsere Hilfsbereitschaft wird noch lange gebraucht werden»
red./SDA
5.4.2022
Die Stadt Zürich sei mit Hochdruck dabei, die Unterbringung und Integration von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine zu organisieren: Die Regierung zog eine erste Bilanz und blickte nach vorne.
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05.04.2022, 12:07
05.04.2022, 14:15
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Rund 1700 Geflüchtete aus der Ukraine halten sich gemäss einer Schätzung der Stadt aktuell in Zürich auf, und es werden täglich mehr. Noch kommt die Stadt nach mit ihrer Unterbringung und Betreuung. Auch in den Schulen funktioniert die Aufnahme von Flüchtlingskindern bislang gut.
Von den rund 1700 Kriegsflüchtlinge sind etwa 600 in städtischen Unterkünften untergebracht, 500 in privaten Unterkünften und 600 in Hotels, wie Sozialvorsteher Raphael Golta (SP) am Dienstag an einer Medienkonferenz sagte. «Hinzu kommen wahrscheinlich weitere, von denen wir nichts wissen.»
Die Organisation weiterer Unterkünfte, die Koordination und die Betreuung der Menschen sei zwar eine Herausforderung, aber bisher zu bewältigen. Auch dank der Unterstützung zahlreicher Zürcherinnen und Zürcher. «Wir spüren eine grosse Solidarität in der Stadt», sagte Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP).
Ansturm auf die Schulen bisher gut bewältigt
Besondere Herausforderung bringt der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen aus der Ukraine auch im Schulbereich. Rund 250 schulpflichtige Kinder und Jugendliche aus der Ukraine gehen bereits in eine Stadtzürcher Schule. «Wir konnten den Ansturm bisher gut bewältigen», sagte Schulvorsteher Filippo Leutenegger (FDP).
Rund zwei Drittel der Flüchtlingskinder würden in normalen Klassen eingeschult, die anderen in Aufnahmeklassen. Ein Problem sei, dass manche Kinder bereits nach sehr kurzer Zeit wieder weg seien, weil sie mit ihrer Familie weitergezogen seien. Das belaste das System stark und bringe den Kindern wenig, so Leutenegger.
«Wir wollen deshalb stärker darauf schauen, vor wir allem Kinder einzuschulen, die voraussichtlich mindestens einen oder zwei Monate hier bleiben werden», sagte er.
Laut Mauch hat der Stadtrat eine Führungsorganisation mit Krisenstab eingesetzt. Diese soll sich mit Fragen befassen, welche sich rund um den Ukraine-Krieg für die Stadt ergeben. «Dabei geht es nicht nur um Flüchtlinge, die zu uns kommen, sondern beispielsweise auch um Fragen der Energieversorgung», sagte sie.
Liveticker
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Liveticker beendet
12.59 Uhr
Das war die letzte Frage
Die Medienkonferenz ist damit beendet. Wir danken für die Aufmerksamkeit.
12.56 Uhr
Was ist mit finanziellen Zustüpfen?
Für privat untergebrachte Flüchtlinge gibt es gewisse finanzielle Unterstützungsbeiträge. Diese richten sich jedoch je nach der spezifischen Situation, erklärt Golda. Was aber feststeht: Dieses Geld erhalten immer die Flüchtlinge, nicht die Gastgeber*innen.
12.53 Uhr
Fehlt das Verständnis bei Privatpersonen?
Die Vermittlung an Private könne nicht von heute auf morgen organisiert werden, so Golta. Man habe den Geflüchteten gegenüber auch eine Verantwortung und müsse darum Abklärungen treffen, damit die Unterbringungsmöglichkeit auch passe. Das müsse man Privaten oft erklären, die nicht verstehen könnten, dass Flüchtlinge in der Kaserne schlafen müssten, obwohl es so viele freie Betten gebe.
12.50 Uhr
Was, wenn die private Unterkunft nicht mehr funktioniert?
Auch wer privat untergebracht werde, solle in der Stadt Zürich bleiben dürfen, so Golta. Auch, wenn die private Unterbringung eines Tages nicht mehr funktioniere. Eine Umverteilung auf andere Städte oder Kantone sei nicht geplant.
12.48 Uhr
Fragerunde
Nun können die Journalist*innen Fragen stellen. Dabei interessiert: Was, wenn das für Zürich gedachte Kontingent ausgeschöpft ist? Man sei grundsätzlich bereit, Flüchtlinge aufzunehmen, sagt Raphael Golta, und man sei gewappnet. Aber es sei auf längere Sicht sicher sinnvoll, dass Bund und Kanton zusätzliche Kapazitäten schaffen würden.
12.46 Uhr
Zuversichtlich, dass es klappt
«Sie sehen, wir sind auf Hochtouren dabei, die Unterbringung und Integration zu organisieren», sagt nun Corine Mauch. Grundsätzlich klappe das ganz gut, und man sei zuversichtlich, dass das System auch einem anhaltenden Zuwachs von Flüchtlingen funktionieren werde. Die Stadt habe einen Krisenstab eingerichtet, um rasch auf neue Herausforderungen reagieren zu können. Im Internet fänden sich die wichtigsten Informationen für Flüchtlinge, aber auch für hilfsbereite Zürcher*innen.
12.41 Uhr
Tagesstruktur bieten
Nicht für alle Kinder könnte gleich ein volles Programm angeboten werden. Will heissen: Manche Kinder gingen vielleicht erst einmal zwei oder drei Vormittage pro Woche zur Schule. Dennoch gebe ihnen das eine gewisse Struktur, was wichtig sei. Leutenegger zeigt sich zudem beeindruckt von der grossen Bereitschaft der Kinder, die Ukrainer*innen aufzunehmen. «Das haben wir so noch nie gesehen.»
12.38 Uhr
Nichts überstürzen
Eine Integration mache erst nach ca. einer Woche Sinn, so Leutenegger. Das gebe den Kindern Zeit, anzukommen. Es habe aber nichtsdestotrotz schon Fälle gegeben, in denen die Familien der Kinder nur zwei Wochen nach der Einschulung weitergezogen seien. Das sei aber eine grosse Belastung für das System.
12.36 Uhr
Rund 250 Kinder in den Unterricht integriert
Das Wort hat nun Filippo Leutenegger, der über die Situation in den Schulen informiert. Der grosse Ansturm sei ausgeblieben, dennoch seien rund 250 Kinder bereits in den Schulen eingegliedert worden. Man sehe eine Verteilung in allen Schulkreisen, zwei Drittel der Kinder könnten in regulären Klassen integriert werden. Pro Klasse könnten zwei bis drei ukrainische Kinder gut integriert werden, wenn es mehr seien, werde es aber wegen der mangelnden Kenntnissen von Landessprachen oder Englisch schwierig.
12.33 Uhr
Unterbringungsmöglichkeiten werden gesucht
Was bedeute das für die längerfristige Unterbringung? Aktuell gebe es rund 400 Plätze, die man nun nach und nach vergeben könne. Man prüfe auch schon, wie und wo noch weitere Wohnungen für Geflüchtete zur Verfügung gestellt werden könnten. «Wir sind da sicher noch nicht am Ende der Fahnenstange.» Jeden Tag kämen rund 1000 Vertriebene in der Schweiz an, so Golta.
12.28 Uhr
Zürich besonders stark im Fokus
Die bereitgestellten Unterkunftsmöglichkeiten seien bereits gut ausgelastet, so Golta. Das alte Personalhaus Triemli solle aber mehr und mehr zur ersten Anlaufstelle werden. Das Bundesayslzentrum in Zürich werde aber von allen solchen Zentren im Land am meisten in Anspruch genommen. Rund 500 Personen seien bereits privat untergebracht worden.
12.25 Uhr
«Wir haben den Überblick nicht»
Nun spricht Stadtrat Raphael Golta, Vorsteher des Sozialdepartements. Er räumt ein, dass der Stadtrat in einer Anfangsphase überfordert gewesen sei, nicht zuletzt wegen der Absprache mit dem Bund. «Im Moment haben wir den Überblick nicht», sagt Golta dazu, dass man nicht wisse, wie viele Ukrainer*innen sich überhaupt in Zürich aufhalten und eine Unterkunft oder sonstige Hilfe brauchen. Es seien Dimensionen, die man sich nicht gewohnt sei.
Zusätzliche 600'000 Franken Soforthilfe geplant
Nun erinnert Mauch daran, dass der Stadtrat bereits im März eine halbe Million Franken für Vertriebene in den Nachbarländern der Ukraine gesprochen habe. Sie werde nun zusätzliche 600'000 Franken für humanitäre Soforthilfe beantragen.
12.21 Uhr
Dank an die Bevölkerung
Die Stadtpräsidentin dankt der Bevölkerung für die Solidarität und das Engagement, um den Ukrainer*innen zu helfen. Noch sei man in der ersten Phase der Krise, die Priorität liege darum bei der Unterbringung. «Unsere Hilfsbereitschaft wird noch lange gebraucht werden.» Private, die sich zur Beherbergung von Flüchtlingen bereiterklärt hätten, aber bisher noch nichts gehört hätten, sagt Mauch: Geduld. Es kann sein, dass man noch kontaktiert werde.
12.18 Uhr
Es dürfte länger dauern
Ukrainer*innen könnten sich im Schengenraum frei bewegen, deshalb könne auch nicht gesagt werden, wie viele Menschen längerfristig im Raum Zürich bleiben würden. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk spreche aber nicht umsonst von der grössten Fluchtbewegung seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Darum müsse man mit einer länger andauernden Flüchtlingskrise rechnen.
12.15 Uhr
Es geht los
Stadtpräsidentin Corine Mauch eröffnet die Medienkonferenz. Man wolle darüber informieren, wie die Situation der Geflüchteten «aktuell» aussehe – wobei die Betonung auf «aktuell» liege, denn es liege «sehr viel Dynamik» vor.
Die Aufnahme von Geflüchteten aus dem ukrainischen Kriegsgebiet stellt die Schweiz vor verschiedene Herausforderungen. Wie die Stadt Zürich damit umgeht, darüber informieren ab 12:15 Uhr die Behörden.
Informieren werden Stadtpräsidentin Corine Mauch sowie die Stadträte Raphael Golta, Vorsteher des Sozialdepartements, und Filippo Leutenegger, Vorsteher des Schul- und Sportdepartements. Themen werden unter anderem die Unterbringung der Geflüchteten und die Einschulung ukrainischer Kinder gehen.