Gesundheitswesen Spitälerstrategie: Zürcher Stadtrat macht klare Ansagen zum Triemli

SDA

29.11.2017 - 16:12

Nach der Kritik aus der Gemeinderatskommission reagiert der Zürcher Stadtrat: Er zieht seine Weisung zur Spitälerstrategie zurück und präsentiert konkrete Vorstellungen zur Zukunft der beiden Stadtspitäler.

In seiner Spitälerstrategie hatte der Zürcher Stadtrat angeregt, die beiden Stadtspitäler Triemli und Waid zusammenzuführen - die zukünftige Organisation hatte er aber noch offengelassen.

Für die Gemeinderatskommission war diese Strategie zu unbestimmt. Sie entschied deshalb einstimmig, die Vorlage in der Ratsdebatte zurückweisen. Dem kommt nun der Stadtrat zuvor, wie er am Mittwoch mitteilte: Er zieht seine Weisung zurück.

Er will dafür "unverzüglich die nächsten Schritte in die Wege leiten". Um die Defizite der Stadtspitäler in den Griff zu kriegen, will er - neben bereits getroffenen Massnahmen zur Ergebnisverbesserung - weitere Sofortmassnahmen einleiten.

Dazu gehört, dass der Triemli-Turm saniert, das medizinische Angebot im Kernspital konzentriert wird und die Stadtspitäler Waid und Triemli in öffentlich-rechtliche Anstalten überführt werden. Um diese Massnahmen in hohem Tempo umzusetzen, wie es Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) vor den Medien formulierte, wird Claudia Nielsen (SP) ein Beirat zur Seite gestellt.

Nielsen führt Dossier weiter

In diesem Beirat vertreten sind neben Mauch und Nielsen die Stadträte André Odermatt (SP), Filippo Leutenegger (FDP), Andres Türler (FDP) und Raphael Golta (SP). Mauch stellte klar, dass das Dossier weiterhin von Nielsen geführt werde, die hohe Komplexität des Projekts aber mehr Ressourcen erfordere.

Ein Verdichtungskonzept sieht vor, dass die nicht zum Kernspital gehörenden Gebäude nicht mehr durch das Spital betrieben werden. "Dadurch können die Investitions- und Anlagenutzungskosten gesenkt und der Umsatz pro Fläche gesteigert werden", sagte André Zemp, Direktor des Triemli, am Mittwoch.

Konkret bedeutet dies, dass die Frauenklinik die Maternité verlässt und in das Hauptgebäude zieht. Die Maternité ist laut Zemp ein Kleinspital und damit zu teuer. Die künftige Verwendung des Gebäudes ist noch offen. Die ursprüngliche Idee, das Rehazentrum Valens darin unterzubringen, wurde verworfen. Für die Reha wird ein Bereich des Kernspitals ausgebaut werden.

Verworfen wurde auch das Vorhaben, einen Annexbau für ambulantes Operieren zu errichten. Der Bereich für ambulante Behandlungen wird im Turm untergebracht. Ein Teil der Dermatologischen Klinik, die heute in der Hermann-Greulich-Strasse steht, kommt ins Kernspital. Gerade nicht integriert - entgegen der ursprünglichen Pläne - wird die Augenklinik. Die Kosten wären zu hoch.

Im Behandlungstrakt zusammengefasst werden die Intensivstation, die Kardiologie, Radiologie und Radio-Onkologie. Um die Neuordnung durchführen zu können, wird im Bettenhaus zusammengerutscht. Laut Zemp besteht dort Platz, weil die Verweildauer der Patienten von durchschnittlich 5,5 Tagen im Jahr 2016 auf aktuell 5,2 Tage gesunken ist.

Dadurch soll der Turm in einem Rutsch saniert werden können und danach wieder benutzbar sein. Die Substanz des Gebäudes ist in die Jahre gekommen. 2015 befand die Feuerpolizei, dass der Turm ohne Sanierung bis Ende 2018 genutzt werden könne. Es sind Arbeiten nötig in Sachen Brandschutz, Fassade und Fenster sowie Entfernung von Asbest. "Der Altbau soll sicher, robust und zweckmässig funktionieren für die Belange des Spitals", sagte Zemp.

Öffentlich-rechtliche Anstalt

Wie der Stadtrat weiter entschieden hat, sollen die beiden Stadtspitäler unter der Rechtsform einer öffentlich-rechtlichen Anstalt zusammengeführt werden. Sie blieben damit im öffentlichen Eigentum, doch bringe ihnen dies mehr Flexibilität und Agilität, um etwas einfacher mit anderen Spitälern kooperieren zu können. Als Vorbild für den Vorgang dient dem Stadtrat, wie der Kanton mit dem Kantonsspital Winterthur verfahren ist.

Nielsen sagte, die Spitäler Waid und Triemli würden dann unter einem gemeinsamen Dach wirtschaften. Sie sollten das Angebot aufeinander abstimmen und das Behandlungskonzept angleichen.

Bis Ende 2018 will der Stadtrat nun die Eignerstrategie, das Kooperationskonzept und die Unternehmerstrategie erarbeiten. 2019 sollen die politischen Entscheide im Parlament gefällt und 2020 umgesetzt werden.

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