ArbeitsmarktStadt Zürich startet Versuch mit anonymen Bewerbungen
fn, sda
22.9.2021 - 21:38
Nur noch die Qualifikation soll zählen – nicht Geschlecht, Alter oder Herkunft: Die Stadt Zürich will einen Pilotversuch mit anonymisierten Bewerbungen starten. Der Gemeinderat hat am Mittwoch ein Postulat von GLP und FDP mit 94 zu 16 Stimmen überwiesen.
22.9.2021 - 21:38
SDA
Bei der anonymisierten Bewerbung wissen Vorgesetzte und Personalverantwortliche bis zum Verschicken der Gesprächs-Einladung nicht, mit wem sie es eigentlich zu tun haben. Sie werden nur über die fachlichen Qualifikationen der Bewerber informiert, nicht aber über Namen, Geschlecht, Alter, Zivilstand und ihr Aussehen.
«Es gibt massive Arbeitsmarktdiskriminierungen», sagte Michael Graff (AL). Diese würden sich vor allem gegen Personen mit Namen aus Albanien, Afrika und Asien richten. Die Südeuropäer hingegen seien in der Schweizer Gesellschaft mittlerweile angekommen. Bei ihnen seien Diskriminierungen seltener geworden.
Diskriminierung «teilweise auch in der Stadtverwaltung»
Stadtrat Daniel Leupi (Grüne) war gerne bereit, das Postulat entgegenzunehmen und umzusetzen. «Diese Diskriminierung gibt es, teilweise wohl auch in der Stadtverwaltung.» Geplant ist nun ein mehrjähriger Pilotversuch, der voraussichtlich wissenschaftlich begleitet wird. Auch Lernende sollen anonym ausgewählt werden.
Allerdings musste Leupi den Tatendrang gleich etwas bremsen: Die neue Personal-Software sehe anonymisierte Bewerbungen leider nicht vor. Die müsse zuerst umprogrammiert werden, was etwas Zeit in Anspruch nehme. «Das stinkt mir. Aber wir werden das umsetzen.»
SVP: Frauenförderung wird schwierig
Gegen den Vorstoss war einzig die SVP. Ohne Angaben über Geschlecht und Alter eines Bewerbers oder einer Bewerberin sei es nicht möglich, ein durchmischtes Team zu bilden. Auch die Frauenförderung werde schwierig, wenn man nicht wisse, mit wem man es zu tun habe.
Dass es Diskriminierungen gibt, wollte aber auch die SVP nicht abstreiten. «Was meinen Sie, was ich schon für Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt machen durfte», sagte Maria del Carmen Señorán.
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