Die Stadtzürcher Ombudsfrau, die Anlaufstelle für Beschwerden in Verwaltungssachen, hatte im vergangenen Jahr 551 neue Fälle auf dem Pult, das sind 23 weniger als im Vorjahr. Ein grosser Teil dieser Beschwerden stammt von städtischen Mitarbeitenden.
Bis zum Jahr 2013 lag der Anteil der Beschwerden von städtischen Mitarbeitenden jeweils unter 30 Prozent. Seither stieg die Zahl deutlich an. Mittlerweile stammen 37 Prozent der eingereichten Fälle von Angestellten der Stadt Zürich, wie aus dem am Donnerstag publizierten Jahresbericht hervorgeht.
Im vergangenen Jahr waren es 208 Fälle. Dieser Anstieg ist gemäss Ombudsfrau Claudia Kaufmann vor allem darauf zurückzuführen, dass die Stadt im Jahr 2014 ihr internes Beratungsangebot abschaffte. An diese Stelle konnten sich Mitarbeitende mit persönlichen oder beruflichen Schwierigkeiten wenden.
Seit diese Stelle nicht mehr existiert, melden sich verzweifelte Angestellte vermehrt bei der Ombudsstelle. Seither seien die Personal-Fälle oft auch komplexer geworden, schreibt die Ombudsfrau. Und oft hätten sie sehr grosse Folgen für die Betroffenen.
Ältere Angestellte unter Druck
Häufig würden ältere Angestellte mit gesundheitlichen Schwierigkeiten oder Ermüdungserscheinungen unter Druck gesetzt, schreibt Kaufmann. Die Fürsorgepflicht werde gerade für diese Mitarbeitenden vielfach zu wenig beachtet.
Sind ältere Angestellte von einer Reorganisation betroffen, wird ihnen zudem nur selten eine angemessene Ersatzaufgabe angeboten. Oft werde das Arbeitsverhältnis dann unverschuldet aufgelöst.
Ähnliches gilt für Mitarbeitende mit psychischen oder körperlichen Problemen, die längere Zeit arbeitsunfähig waren. Vielfach gestalte sich der Wiedereinstieg schwierig, nicht zuletzt, weil Vorgesetzte die Angestellten unzureichend begleiten würden.
Zunehmende Filz-Vorwürfe
Die Ombudsfrau beobachtet ausserdem eine Entwicklung in Richtung Filz: Mitarbeitende melden sich bei ihr, weil bei der Stadt Zürich vermehrt Verwandte, Partner und Freunde angestellt würden. Dies nicht nur im gleichen Departement, sondern sogar im gleichen Team.
Besonders problematisch sei dies, wenn die nahe Beziehung bereits zu Beginn des Arbeitsverhältnisses bestehe, schreibt sie. Die Ombudsfrau rät den Verantwortlichen deshalb zu mehr Sensibilität und zu transparentem Führungsverhalten «mit klaren Leitlinien».
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