SVP und FDP im Zürcher Kantonsrat wollen, dass Lehrpersonen im Kanton Zürich künftig keine Weiterbildungen mehr während der Schulzeit besuchen. Die dadurch entstehenden schulfreien Tage der Kinder widersprächen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Der Kantonsrat unterstützte einen Vorstoss am Montag vorläufig.
Die Parlamentarische Initiative (PI) verlangt, dass künftig alle schulfreien Tage, die wegen einer Weiterbildung der Lehrer entstehen, abgeschafft werden. «Es muss für Lehrpersonen doch möglich sein, ihre Weiterbildungen in der unterrichtsfreien Zeit zu besuchen», sagte Initiantin Prisca Koller (FDP, Hettlingen).
Im Kanton Zürich gilt der schulische Grundsatz: «Die Schule findet statt». Ist eine Lehrperson am Unterricht verhindert, muss für Ersatz gesorgt werden.
Diese Regel gilt auch für die Weiterbildungstage. Wobei das Zürcher Volksschulamt empfiehlt, mindestens die Hälfte der vier gemeindeeigenen Weiterbildungstage – in der Stadt Zürich sind das die sogenannten Q-Tage – in der unterrichtsfreien Zeit durchzuführen. Diese Empfehlung führt zu zwei schulfreien Tagen pro Kind pro Jahr.
Eine zusätzliche schulfreie Woche
«Die Situation wird aber immer schwieriger», sagte Koller. Mit der Einführung des Lehrplans 21 könne nun jede Schule bis zum Schuljahr 2020/21 drei weitere Weiterbildungstage einsetzen. Daraus ergebe sich dann eine ganze zusätzliche schulfreie Woche, in der Familien die Betreuung der Kinder organisieren müssten.
«Bei 13 Wochen Schulferien, wovon die Lehrpersonen vier als Ferien beziehen, bleiben für Vor- und Nachbereitung sowie die Weiterbildung also neun Wochen», betonte die FDP-Kantonsrätin. «Die Familien sind sonst mit schwer lösbaren Betreuungsprobleme konfrontiert», doppelte SVP-Kantonsrat Hans-Peter Amrein (Küsnacht) nach.
Damit gerieten SVP und FDP bei Christoph Ziegler (GLP, Elgg) aber an die falsche Adresse. Der Sekundarschullehrer verurteilte den Vorstoss in seinem Votum aufs Schärfste. «Die Initiative zeugt von gefährlicher Unkenntnis der Situation.» Eine solche Forderung könne nie kostenneutral umgesetzt werden.
Schwelender Konflikt über Berufsauftrag
«Zudem giesst die Initiative Öl ins Feuer des ohnehin schon schwelenden Konflikts über den Berufsauftrag der Lehrpersonen.» Er sei erstaunt, dass die Mitglieder von SVP und FDP in der zuständigen Kommission ihre Kollegen nicht zurückgepfiffen hätten. «Kommt diese Forderung durch, wird es einigen Lehrpersonen den Hut lupfen.»
Auch die Grünen warnten vor einer solchen Änderung des Lehrpersonalgesetzes. «Man erwartet, dass die Lehrpersonen Gratisarbeit leisten», sagte Karin Fehr Thoma. Diese Forderung schiesse übers Ziel hinaus, sei unverhältnismässig und kurzsichtig. «Zudem sind solche freien Tage jeweils weit im Voraus planbar.»
Die SP betonte derweil, wie wichtig es sei, dass Lehrpersonen sich weiterbildeten. «Lehrpersonen besuchen jährlich bis zu vier Wochen Weiterbildungen, ohne dass sie dafür bezahlt werden», sagte Monika Wicki (Zürich). Sie verwies zudem darauf, dass Weiterbildungen von Lehrpersonen auch im Interesse der Eltern seien.
Wenig Chancen für definitive Unterstützung
Der Kantonsrat sprach sich schliesslich mit 71 Stimmen für die PI aus. 60 Stimmen sind für eine vorläufige Unterstützung nötig. Die zuständige Kommission formuliert nun einen Entwurf, über den der Rat erneut abstimmen wird. Dann dürfte es das Begehren aber schwierig haben, zumal bis dann der Kantonsrat bereits in neuer – grünerer – Zusammensetzung tagt.
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