RathausZürcher Parlamentarier sollen einen Fluchttunnel erhalten
fn, sda
7.2.2022 - 13:57
Das Zürcher Rathaus am Limmatquai steht vor einer Totalsanierung. Am Montag hat Baudirektor Martin Neukom (Grüne) bekannt gegeben, wie das historische Gebäude im Innern künftig aussehen könnte. Sicher ist, dass ein Fluchttunnel gebaut wird – sofern das Parlament überhaupt an die Limmat zurückkehrt.
fn, sda
07.02.2022, 13:57
SDA
Schon mehrfach war die Sicherheitssituation im alten Rathaus ein Thema im Kantonsrat, denn das alte Gemäuer am Limmatquai könnte im Falle eines Brandes oder eines Anschlags schnell zur Falle werden.
Das bisherige Sicherheitskonzept sieht tatsächlich vor, dass sich Ratsmitglieder, Zuschauer und Medienschaffende mit einem Sprung in die Limmat retten sollen. Weil dieser Sprung aus dem zweiten Stock stattfinden würde, wäre er jedoch nicht ganz ungefährlich.
Tunnel zur Rathauswache
Nun steht die Komplettsanierung des historischen Gebäudes an – und damit die Chance, die Sicherheitssituation zu verbessern. Obwohl der Innenausbau noch nicht definitiv ist, dürfte ein Fluchttunnel gebaut werden, durch den die Anwesenden im Notfall aus dem Rathaus kommen könnten. Führen soll dieser Tunnel zur Rathauswache gleich nebenan.
Eine Aussentreppe, wie sie von Teilen des Parlaments schon gefordert wurde, ist hingegen nicht geplant. Dies sei aus baurechtlicher Sicht bei einem solchen Gebäude nicht bewilligungsfähig, sagte Neukom. Er versicherte aber, dass die Sicherheit auch ohne Treppe deutlich verbessert werde, auch durch Brandabschnitte und technische Anlagen.
Was den Pandemieschutz betrifft, ist das Rathaus allerdings auch in Zukunft vergleichsweise eng – selbst wenn es etwas luftiger werden soll. «Ich hoffe aber sehr, dass die Pandemie bis 2027 vorbei ist», sagte Neukom dazu. «Wir haben lediglich den Raum, den wir dort in diesem Gebäude haben. Daran kann man nichts ändern.»
Neues Rathaus käme «mit grossem Preisschild»
SP und EVP hatten wegen der engen Platzverhältnisse schon vor Corona gefordert, gar nicht ins alte Rathaus zurückzukehren und – statt umzubauen – lieber gleich ein neues Gebäude zu errichten.
Der Vorstoss wurde damals noch abgelehnt. Die Pandemie brachte die Idee eines luftigeren Neubaus aber erneut aufs Tapet und verschaffte ihr einige zusätzliche Befürworterinnen und Befürworter. Neukom warnte diese am Montag jedoch schon mal vor, dass ein Neubau viele Jahre dauern würde. «Und er käme mit einem grossen Preisschild, nur schon, weil wir ein Grundstück kaufen müssten.»
Wo der Kantonsrat – und damit wohl auch der Stadtzürcher Gemeinderat – nach seiner Exil-Zeit tagen wird, ist noch nicht entschieden. Im Februar und März wird die Geschäftsleitung des Kantonsrats die Frage erörtern. Auch das Büro des Gemeinderates kann sich dann äussern. Im Frühling soll der Kantonsrat den Grundsatzentscheid dann fällen.
Zwei Varianten zur Auswahl
Sagt der Kantonsrat Ja zur Rückkehr in ein renoviertes Rathaus am Limmatquai, stehen gemäss Neukom zwei Varianten zur Wahl. Ein erstes Szenario würde den Ratssaal in seiner heutigen Variante belassen.
Luftiger würde es vor allem deshalb, weil die Medienschaffenden auf die Tribüne «verbannt» würden, die im alten Rathaus noch in der Mitte des Saals auf Barhockern sassen. Dieses Szenario würde zwischen 18 und 31 Millionen Franken kosten.
Das zweite Szenario sieht vor, einen zusätzlichen Boden in den grossen Saal zu ziehen. Die bisher zweistöckige Halle würde also noch einstöckig und die Sitzungen einen Stock nach oben verlegt.
Darunter entstünde ein zusätzlicher, 210 Quadratmeter grosser Saal, der als Wandelhalle genutzt werden könnte. Diese Variante würde gemäss Neukom zwischen 20 und 33 Millionen Franken kosten.
Probesitzen im Foyer
Um schon mal ein erstes Gefühl des «neuen» Rathauses zu vermitteln, liess Neukom am Montag im Foyer der Messehalle einige Stuhl- und Tischreihen aufstellen – damit die Parlamentarierinnen und Parlamentarier schon mal probesitzen konnten.
Im Jahr 2023 wird der Kantonsrat vorerst aber in die leer stehende Bullingerkirche ziehen. Eine Rückkehr ins umgebaute Rathaus ist – wenn überhaupt – für 2027 geplant.
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