Sozialgeschichte Zürcher Stadtrat entschuldigt sich bei Opfern von Zwangsmassnahmen

paja, sda

20.9.2023 - 11:00

Opfer von Zwangsmassnahmen der Stadt Zürich wurden etwa gegen ihren Willen in Psychiatrische Kliniken eingewiesen. (Archivbild)
Opfer von Zwangsmassnahmen der Stadt Zürich wurden etwa gegen ihren Willen in Psychiatrische Kliniken eingewiesen. (Archivbild)
Keystone

Der Zürcher Stadtrat entschuldigt sich am Mittwochnachmittag bei den Opfern von fürsorgerischen Massnahmen und Fremdplatzierungen. Das «düstere Kapitel» ihrer Geschichte bis 1981 lässt die Stadt in einer Forschungsarbeit aufarbeiten. Seit Anfang September zahlt Zürich den Opfern eine Entschädigung aus.

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25'000 Franken erhalten die Opfer als Solidaritätsbeitrag, wie die Stadt Zürich am Mittwoch mitteilte. Der Stadtrat geht von rund 320 Personen aus, die ein Gesuch stellen können. Zudem werden Massnahmen zum Gedenken an das Leid der Betroffenen ausgearbeitet.

An einer Veranstaltung am Mittwochnachmittag wollen Stadtpräsidentin Corine Mauch und Sozialvorsteher Raphaël Golta (beide SP) dann offiziell bei den Betroffenen um Entschuldigung bitten.

Die Möglichkeit gerichtlich gegen Massnahmen wie «Nacherziehung» in Arbeitsanstalten oder Zwangseinweisungen in die Psychiatrie sei den Betroffenen verwehrt geblieben, heisst es in der Mitteilung. Sogenannt liederliche oder arbeitsscheue Erwachsene wurden entmündigt und sterilisiert.

Politisch unbestritten

Politisch war die Entschädigung und Aufarbeitung unbestritten. Der Gemeinderat hatte sich im März einstimmig für die Vorlage des Stadtrats ausgesprochen. Gräueltaten könnten kaum mehr gut gemacht werden, aber immerhin könne die Stadt ein kleines Zeichen setzen, sagte damals SVP-Gemeinderat Sebastian Zopfi.

Die Rolle der städtischen Behörden muss zwar mit der Forschungsarbeit erst noch geklärt werden. Angesichts des fortgeschrittenen Alters der Betroffenen war es dem Stadtrat aber wichtig, die Verordnung bereits jetzt zu erlassen.