Beim parteiinternen Duell haben die Gegner des neuen Hardturm-Stadions gegen die Befürworter einen klaren Sieg davongetragen: Die Grünen der Stadt Zürich haben am Dienstagabend nach intensiver Debatte die Nein-Parole gefasst. Die Vorlage steht damit auf der Kippe.
Fussball sei in Zürich der Volkssport schlechthin, der alle Kulturen verbinde, sagte Gemeinderat Marcel Bührig. Jetzt bestehe die einmalige und wohl letzte Chance, ein reines Fussballstadion und gleichzeitig auch günstige Wohnungen zu erhalten. Und die Stadt trage dabei kein finanzielles Risiko, sagte Bührig.
Es gebe viel mehr aktive und passive Anhänger des Fussballs als es beispielsweise Theatergänger gebe, ergänzte ein Parteimitglied. Es sei an der Stadt, allen Interessengruppen etwas zukommen zu lassen.
Für die Grünen ist der Preis zu hoch
Die Befürworter blieben aber in der Minderheit: Jetzt in der Stadt ein zweites Stadion und zwei Hochhäuser hinzuklotzen, nur weil das bestehende Leichtathletikstadion Letzigrund für Fussballfans atmosphärisch nicht so toll sei, könne für die Grünen doch kein Argument sein, sagte ein weiteres Parteimitglied.
Die Grünen, die sich ansonsten für günstigen Wohnraum und für Grünräume einsetzten, würden bei einem Ja ihre Glaubwürdigkeit verlieren, warnte auch Gemeinderat Markus Knauss.
Für Knauss würde die Vorlage zu einer weiteren städtebaulichen Sünde in Zürich-West führen: "Wir wollen ein gut durchmischtes Quartier." Zürich-West habe in den vergangenen Jahren viele Büros und teure Wohnungen erhalten. "Jetzt soll es nochmals 600 sehr teure Wohnungen geben."
Der Preis, den das Quartier zahlen werde, sei damit viel zu gross, kritisierte eine Anwohnerin. Mehrere Mitglieder wiesen zudem darauf hin, dass die Hardturm-Brache heute kreativ und unreguliert genutzt werde. Dort würden zwar nicht die Fussballprofis, dafür aber Kinder und Frauen Fussball spielen. So spiele die integrative Kraft des Sports - es brauche kein Stadion und Hochhäuser.
Mit 41 zu 24 Stimmen fassten die Grünen die Nein-Parole klar. Ein nachträglicher Antrag auf Stimmfreigabe scheiterte mit 43 zu 21 Stimmen.
Das umstrittene "Ensemble"-Projekt
Das Projekt "Ensemble" der Investoren HRS, Immobilienanlagegefässe der Credit Suisse sowie Allgemeine Baugenossenschaft Zürich (ABZ) sieht auf dem rund 55'000 Quadratmeter grossen Areal ein Stadion für rund 18'000 Zuschauer, 174 Genossenschaftswohnungen und zwei 137 Meter hohe Wohn- und Bürotürme mit rund 600 Wohnungen vor. Die gesamten Investitionen belaufen sich auf rund 570 Millionen Franken.
Der Investor will mit den Wohntürmen das Fussballstadion querfinanzieren. Dadurch müsste die Stadt nichts zu dem Bau und zum Betrieb des Stadions bezahlen. Mit einem reduzierten Baurechtszins auf den Baufeldern, auf denen die Türme stehen werden, unterstützt sie das Projekt aber trotzdem.
Das Zürcher Stadtparlament genehmigte Mitte Juli die entsprechenden Baurechtsverträge, einen Objektkredit von rund 50 Millionen Franken für die Übertragung einer Teilfläche vom Finanz- ins Verwaltungsvermögen sowie den jährlichen Einnahmeverzicht. Der Ball liegt damit beim Stimmvolk, das am 25. November über den Stadion-Bau abstimmen muss.
Die SP sprach sich - entgegen der Meinung ihrer drei Stadträte - bereits gegen das Stadion aus. Die Partei lanciert eine eigene Initiative. Mit dem Nein der Grünen zeichnet sich ab, dass es das neue Hardturm-Stadion an der Urne schwer haben wird.
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