Die Stadt Zürich will im für Tanz und Theater ein neues Fördersystem einführen: Durch eine periodische Konzeptförderung sollen neue Ideen bessere Chancen erhalten. Das letzte Wort haben die Stimmberechtigten.
Bereits im vergangenen Mai hatte die Stadt eine Auslegeordnung zur "Tanz- und Theaterlandschaft Zürich" vorgelegt. Ein wichtiger Punkt war die Unterscheidung der Zürcher Tanz- und Theaterlandschaft in einen festen Teil und einen flexiblen Teil - mit Auswirkungen auf das Fördersystem.
Das aktuelle Fördersystem beruht auf drei Säulen und hat ein Gesamtbudget von 58,7 Millionen Franken: 7 Institutionen erhalten unbefristete Beiträge von 52,5 Millionen Franken pro Jahr, 10 Institutionen haben befristete Beiträge für jeweils 4 Jahre von 3,1 Millionen Franken. Dann gibt es als dritte Säule noch den Freien Kredit mit 3,1 Millionen Franken.
Das aktuelle Fördersystem gibt es seit fast 30 Jahren. Da sich die Zeiten geändert haben, wie Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) am Mittwoch sagte, soll auch das Fördersystem zeitgemässer, zukunftsgerichteter, durchlässiger und flexibler werden.
Das neue Fördersystem soll ab 2028 ein Gesamtbudget von 62,1 Millionen Franken pro Jahr aufweisen. Es besteht aus einem kontinuierlichen Teil (55,1 Mio.), einem flexiblen Teil namens Konzeptförderung (6 Mio.), dem Freien Kredit (550'000 Fr.), einem Produktionsbüro (200'000 Fr.) und einem unkuratierten Raum (250'000 Fr).
Umwälzung durch Konzeptförderung
Die grösste Umwälzung bedeutet die Konzeptförderung, wie Kulturdirektor Peter Haerle ausführte. Über die Konzeptförderung werden Förderbeiträge mit verschiedenen Laufzeiten gesprochen: für Institutionen sechs Jahre, für Gruppen und Einzelkünstlerinnen und -künstler zwei oder vier Jahre.
Die eingereichten Konzepte werden von einer unabhängigen Jury beurteilt. Diese gibt dem Stadtrat eine Empfehlung ab. Der Stadtrat entscheidet dann über die Vergabe und die Aufteilung der für dieses Instrument zur Verfügung stehenden Mittel von insgesamt 6 Millionen Franken pro Jahr.
Die Konzeptförderung soll die Vielfalt in der Zürcher Tanz- und Theaterlandschaft garantieren und ergänzt die acht unbefristet geförderten Institutionen - Schauspielhaus, Theater am Neumarkt, Theater am Hechtplatz, Theaterhaus Gessnerallee, Tanzhaus Zürich, Fabrik Theater, Zürcher Theater Spektakel sowie das neue Haus für Kinder und Jugendliche - mit Durchlässigkeit und Erneuerung.
Haus für Kinder und Jugendliche
In Zürich gibt es kein Haus, das sich umfassend und den heutigen Bedürfnissen entsprechend dem professionellen Tanz und Theater für Kinder und Jugendliche widmet oder dem Profi-Tanz und -Theater mit ihnen. Dies hatte die im vergangenen Mai vorgestellte Analyse gezeigt. Mit der Schaffung des Kinder-und-Jugend-Tanz-und-Theater-Hauses (KJTT-Haus) soll diese Lücke nun geschlossen werden.
Das Haus soll in enger Zusammenarbeit mit den bestehenden Häusern und Initiativen funktionieren und seinen Schwerpunkt vor allem auf den Bereich "Angebote für Kinder" legen, wie Haerle sagte. Einen konkreten Ort gibt es noch nicht. Eine Möglichkeit wäre das Kochareal. Eröffnen dürfte das KJTT frühstens 2024. Budgetiert sind 1,8 Millionen Franken. Dieser Betrag könne sich jedoch noch ändern. so Haerle.
Zusätzliche Elemente des neuen Fördersystems beabsichtigen, die Freie Szene zu stärken. Dazu gehören ein unkuratierter Raum, ein Produktionsbüro und die Zuweisung von zweckgebundenen zusätzlichen Geldern an Ko-Produktionshäuser (Gessnerallee, Tanzhaus, Fabriktheater, Theater Spektakel).
Insgesamt sollen dadurch sowohl die Qualität als auch die lokale und internationale Wahrnehmung der Produktionen gestärkt werden.
Geld auch von etablierten Häusern
Konzeptförderung, KJTT-Haus, Produktionsbüro und unkuratierter Raum benötigen jährlich 8,25 Millionen Franken. Ein Grossteil dieses Bedarfs könne "durch eine Umwidmung" bestehender Tanz-und-Theater-Fördermittel gedeckt werden.
Zudem verlangt der Stadtrat, dass sich die drei Produktionshäuser Schauspielhaus, Theater am Neumarkt und Theater am Hechtplatz mit je zwei Prozent ihrer bisherigen Betriebsbeiträge an der Finanzierung der Konzeptförderung beteiligen.
Unter dem Strich ergibt sich ein Mehrbedarf von rund 3,4 Millionen Franken pro Jahr. Der Stadtrat sei bereit, diesen Betrag in ein "dynamisches, zukunftsgerichtetes Tanz- und Theaterleben zu investieren".
Allerdings kann er dies nicht allein entscheiden. Über die definitive Einführung der meisten neuen Förderelemente werden das Stadtparlament und - bei der Konzeptförderung und dem KJTT-Haus - die Stimmberechtigten entscheiden. Die Umsetzung der Konzeptförderung ist auf Herbst 2022 geplant.
Betroffene hätten also genügend Zeit, sich darauf einzustellen, sagte Haerle. Zudem seien Überbrückungsmassnahmen vorgesehen für Spielstätten, die bisher mehrjährig gefördert wurden, und die in der ersten Phase der Konzeptförderung keine Mittel mehr zugesprochen bekommen.
Zu den Institutionen mit befristeten Beiträgen gehören derzeit: Theater Winkelwiese, Theater Stadelhofen, Theater Rigiblick, Zürich tanzt, Theater Hora, Theater PurPur, Theater Stok, Theater keller62.
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