Australiens Goalie Andrew Redmayne wird im WM-Playoff gegen Peru in der 120. Minute mit nur einem Auftrag eingewechselt: Penaltys halten. Es klappt, Australien fährt zur WM.
Seine Botschaft an die Fans in der Heimat war knapp: «Wir fahren zur WM.» Vor ein paar Jahren war Australiens neuer Fussball-Held davon so weit entfernt wie seine Heimat vom Rest der Welt. Andrew Redmaynes Karriere stockte, er wollte mit dem Spielen aufhören und stattdessen Lehrer werden, an einer Primarschule in Sydney arbeiten. Selbstzweifel plagten den Keeper. Im Januar 2017 kam die erneute Wende und fünfeinhalb Jahre später wird dieser 1,94 Meter grosse Mann mit dem mächtigen Vollbart in ganz Australien gefeiert – und vom Rest der Welt, vermutlich mit Ausnahme Perus, als der Penalty-Hampelmann bewundert. «Das ist ziemlich surreal», sagte er.
Trainer Graham Arnold ging am Montagabend beim Playoff in Katar gegen Peru, den Fünften der südamerikanischen Qualifikation, ein spezielles Wagnis ein. Er ersetzte seinen bewährten Stammkeeper Mathew Ryan von San Sebastian durch den eher unerfahrenen Redmayne. «Wie sich herausstellte, erwies sich Arnolds mutiger Wechsel als Meisterleistung», schrieb der «Sydney Morning Herald».
Die Hampelmann-Strategie
Denn bevor Redmayne in Ruhe mit Mama und Papa per Video telefonierte, hatte er mit seiner äusserst eigenwilligen Zappel- und Hampelmann-Strategie die Peruaner so durcheinandergebracht, das zwei Penaltys nicht im Tor landeten. Ein Ball prallte vom Pfosten ab, den letzten und entscheidenden parierte Redmayne.
Vorher rannte er von links nach rechts, von rechts nach links, er drehte sich, er ging in die Hocke, breitete die Arme aus. Angst, die Orientierung dabei zu verlieren, habe er nicht, versicherte Redmayne der Deutschen Presse-Agentur. Es sei nur wichtig, unmittelbar vor dem Schuss wieder in der Mitte zu sein.
Für Redmayne war es erst der zweite Einsatz für die «Socceroos» in einem Pflichtspiel – gegen Nepal, aktuell 168. der Weltrangliste, hatte er im Juni 2021 schon einmal gespielt. Als es in einer der wichtigsten Partien der Australier in der jüngeren Vergangenheit darauf ankam, durfte er wieder ran. «Ich würde mich nicht als Held bezeichnen. Ich habe nur einen kleinen Teil dazu beigetragen», sagte Redmayne nach 120 torlosen Minuten und dem 5:4 im Penaltyschiessen in Katar.
Dorthin werden die Australier nun im November zurückkehren. Spielen werden sie bei ihrer insgesamt sechsten WM-Teilnahme und der fünften nacheinander in der Gruppe D mit Frankreich, Dänemark und Tunesien.