Frankfurt-Verteidiger Martin Hinteregger beendet überraschend seine Karriere und begründet den Entscheid mit der Tatsache, «privat nicht mehr so glücklich» gewesen zu sein. Trotz der Trennung wird sein Vertrag bei der Eintracht nicht aufgelöst, sondern nur ausgesetzt. Was bedeutet das?
Normalerweise gibt es für Fussballer nichts Schlimmeres, als wenn sie verletzt ausfallen und ihrem Team nicht helfen können. Doch Martin Hinteregger entspricht nicht der Norm. Und so war es bei ihm – etwas überspitzt formuliert – genau andersrum.
Im November des vergangenen Jahres verpasste der Abwehrspieler ein Spiel gegen den SC Freiburg leicht angeschlagen. Auch in den folgenden drei Partien wurde er vorsichtshalber nicht eingesetzt. Knapp vier Wochen lang machte Hinteregger kein Spiel – es war die Zeit, in der die Gründe über den Rücktritt gereift sind. «Da bin ich morgens aufgestanden und habe gespürt, wie schön das Leben ist, wenn du keinen Druck hast. Da haben die ersten Gedanken angefangen», erklärt Hinteregger am Donnerstag bei der Verkündung seines Rücktritts vom Profifussball.
Gefestigt habe sich dieser Entschluss in der Nacht von Barcelona, als Frankfurt im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League im Camp Nou mit 3:2 siegte und das grosse Barça aus dem Wettbewerb schoss. «In Barcelona, wo wir den grössten Erfolg der Vereinsgeschichte gefeiert haben, bin ich in den Bus eingestiegen und habe mir gedacht: Jetzt ist der Zeitpunkt, wo wir den Sieg holen und dann ist es Zeit, ein neues Leben zu beginnen», sagt Hinteregger in dem von der Eintracht veröffentlichten Video-Interview. Gut einen Monat später jubelten die Frankfurter in Sevilla über den Europa-League-Titel.
Nun steht er auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere – und zieht einen Schlussstrich. «Es fällt viel Ballast ab», so der Österreicher. Der Druck sei ihm einfach zu gross geworden. «Die Siege haben sich nicht mehr so angefühlt, wie sie sich anfühlen sollten. Dafür waren Niederlagen doppelt und dreimal so schlimm. Deshalb hat es nicht mehr gestimmt», sagt Hinteregger mit Tränen in den Augen. «Ich war privat nicht mehr so glücklich.» Er habe die Rücktrittsentscheidung reifen lassen und sei nun «sehr happy». Weitermachen wäre «unmöglich» gewesen.
«Ausgesetzt» statt «aufgelöst»
Das Karriereende ist Tatsache. Hintereggers Vertrag in Frankfurt, der eigentlich noch bis 2024 gültig ist, wird aber nicht aufgelöst, sondern lediglich «ausgesetzt», wie der Klub mitteilt. Aus einem einfachen Grund: Die Eintracht will sich absichern, sollte der 29-Jährige es sich in den nächsten zwei Jahren doch noch einmal anders überlegen.
Die Trennung in Frankfurt ist zwar beschlossene Sache, selbst bei einem Umdenken könnte Hinteregger seine Karriere womöglich nicht mehr bei den Hessen fortsetzen. Sollte der Verteidiger aber sein Comeback bei einem anderen Verein geben wollen, müsste der interessierte Klub zunächst mit Frankfurt sprechen und eine mögliche Ablösesumme aushandeln. Wäre der Vertrag aufgelöst worden, wäre das nicht nötig gewesen.