Nur wenige Tage nach seiner Entlassung beim tunesischen Klub CS Sfaxien wird Maurizio Jacobacci als neuer Trainer des deutschen Traditionsklubs 1860 München vorgestellt. Das sorgt nicht überall für Begeisterung.
Der einst so stolze Klub TSV 1860 München ist in den letzten Jahren immer mehr zum Problemverein geworden. Auf die Rückkehr in die Bundesliga warten die Löwen schon seit fast 20 Jahren. Aktuell spielen die Münchner in der 3. Liga, haben da nach gutem Saisonstart aber etwas den Faden verloren, von den letzten elf Spielen nur eines gewinnen können und sind auf Platz 8 abgerutscht.
13 Punkte beträgt nun schon der Rückstand auf die direkten Aufstiegsplätze. So sah sich die Klubführung gezwungen, Trainer Michael Köllner vor einem Monat nach mehr als drei Jahren im Amt zu entlassen. Sein Nachfolger ist hierzulande ein altbekannter Mann: Maurizio Jacobacci, ehemaliger Sion- und Lugano-Trainer, soll 1860 wieder in die Spur bringen.
Dass der Italiener aus Bern den Job erhalten hat, ist alles andere als selbstverständlich. Vor einer Woche noch war Jacobacci beim tunesischen Erstligisten CS Sfaxien angestellt, letzten Dienstag aber freigestellt worden. Der 60-Jährige hat sich dann gleich selbst beim deutschen Drittligisten beworben – und den Zuschlag erhalten. Obwohl 1860 München sich offenbar schon mit einem anderen Trainer so gut wie einig war.
Das behauptet zumindest Manuel Baum. Der frühere Augsburg- und Schalke-Trainer, der bislang in 92 Bundesliga-Spielen an der Seitenlinie stand, übt bei «Sky» harsche Kritik an den Münchnern und sagt, dass er davon ausgegangen sei, den Posten als 1860-Coach zu übernehmen.
«Es war tatsächlich so, dass am Donnerstag ein Kontakt stattgefunden hat, indem es geheissen hat: ‹Du, kannst du uns bis zum Ende der Saison helfen?› Ich glaube, es ist immer ganz wichtig, wenn man eine Verbundenheit zum Verein hat und wenn es einem nicht gut geht, dann sagt: Ja, man hilft dann auch! Deswegen habe ich mich tatsächlich auch schon darauf vorbereitet auf den Montag», lässt Baum verlauten.
Und weiter: «Am Samstag habe ich dann doch gelesen: Jetzt ist es doch ein anderer! Es ist natürlich dann schon überraschend, wie die ein oder andere Kommunikation abläuft. Das war nicht die feine englische Art!» Es sei ihm in den Gesprächen auch nicht um die Vertragslaufzeit oder Geld gegangen, «ich wollte einfach helfen und hatte mich auch schon ein bisschen vorbereitet», so der 43-Jährige.
«Ich kann seine Aussagen nicht nachvollziehen»
1860-Sportchef Günther Gorenzel verteidigt sich bei der Jacobacci-Vorstellung wie folgt: «Ich habe natürlich mit vielen Trainern gesprochen und jedem von ihnen immer offen die Situation dargestellt. Ich habe jedem Trainer beziehungsweise meiner Kontaktperson mitgeteilt, wie unsere Entscheidung ausgefallen ist. Ich kann seine Aussagen nicht nachvollziehen, werde diese aber nicht kommentieren.»
Maurizio Jacobacci dürfte der Wirbel ohnehin egal sein. Er will sich darauf konzentrieren, den Löwen wieder neues Leben einzuhauchen. «Ich strahle Siegermentalität aus und die gebe ich auch weiter», sagt der 60-Jährige selbstbewusst. «Ich bin ein Motivator, bin für die Spieler da. Sie müssen meine Hilfe annehmen und den Erfolg wollen.»
Am Ende des Tages zählt für den Traditionsklub nur der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Auch wenn Jacobacci sagt: «Ich nehme das Wort Aufstieg derzeit absichtlich nicht in den Mund. Klar ist, wer sich dem Erfolg nicht unterordnet, wird ein Problem mit mir bekommen. Ich erwarte den vollen Einsatz.»