Zeichen für den Niedergang? Mehrere Leistungsträger kehren Gladbach den Rücken

SB10/DPA

13.4.2023 - 19:00

Ramy Bensebaini, Marcus Thuram und Lars Stindl (v.l.n.r.) suchen ausserhalb von Gladbach ihr Glück. 
Ramy Bensebaini, Marcus Thuram und Lars Stindl (v.l.n.r.) suchen ausserhalb von Gladbach ihr Glück. 
Bild: IMAGO

Mit Lars Stindl, Marcus Thuram und Ramy Bensebaini verlassen gleich mehrere Leistungsträger Borussia Mönchengladbach. Der Verein steht vor einem grossen Umbruch. 

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Kürzlich kam es im Training zu einem handgreiflichen Streit zwischen Jonas Omlin und Marcus Thuram. Der Schweizer Goalie ging auf den französischen Stürmer los, die beiden schubsten sich, ehe Omlin auf Englisch über den Platz schrie: «Everybody, stop playing like shit!» (dt: Hört alle auf, so eine Scheisse zu spielen)

Der Ausbruch von Omlin ist verständlich, falls die Trainings-Leistungen den Auftritten des Teams diese Saison ähnelten. Vor dem gewonnenen, letzten Spiel gegen Wolfsburg hatten die Fohlen fünf sieglose Bundesliga-Partien hinter sich. Aktuell liegt das Team auf Rang 10. Auf dem gleichen Platz landete man auch in der letzten Saison. In der vorletzten Saison war Gladbach mit Platz 8 nur unwesentlich besser.

Vorher war die Borussia ein häufiger Stammgast im europäischen Geschäft. Auch dank Sportdirektor Max Eberl, der den Verein lange Jahre umsichtig führte, ehe er aufgrund eines Erschöpfungssyndroms zurücktrat. Roland Virkus übernahm im Februar 2022 seinen Posten. Er installierte Daniel Farke als Trainer und konnte mit den Teamstützen Alassane Pléa und Jonas Hofmann langfristige Vertragsverlängerung erwirken.

In dieser Saison wechselten sich Licht und Schatten ab. Während man gegen die grossen Teams oft gut aussah, liess man gegen vermeintlich schwächere Mannschaften oft Punkte liegen. 

Trainer Daniel Farke hat in Gladbach noch keine Stricke zerrissen. 
Trainer Daniel Farke hat in Gladbach noch keine Stricke zerrissen. 
Bild: KEYSTONE

Für mehr Kontinuität wünscht sich Farke im Sommer Neuzugänge mit guter Mentalität. «Wir haben viele ältere Spieler, die schon viele Schlachten für Borussia geschlagen haben. Deswegen haben wir betont, dass wir im nächsten Transferfenster neue Energie brauchen und neue Intensität. Ein Bundesligaspiel darf niemals zur Normalität werden», wird der 46-Jährige von der «Rheinischen Post» (via transfermarkt) zitiert. 

Stindl, Thuram und Bensebaini gehen

Die Blutauffrischung wird nun noch dringender. Am Donnerstag musste der Verein gleich drei Abgänge ankündigen. Captain Lars Stindl geht nach acht Jahren von Bord. Marcus Thuram und Ramy Bensebaini werden Mönchengladbach im Sommer ebenfalls verlassen. Besonders bitter: Alle drei Profis hatten auslaufende Verträge und gehen ablösefrei.

Zu Thuram und Bensebaini meinte Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus: «Dass sie ihre auslaufenden Verträge nicht verlängern werden, ist schade, weil uns beide in den zurückliegenden vier Jahren sportlich viel gegeben haben.»

Stindl – der 34-Jährige wird wohl zu seinem Jugendklub Karlsruhe zurückkehren – hielt in einer Abschiedsbotschaft fest: «Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser grossartige Verein durch diese nicht ganz einfache Zeit durchgehen wird.» Bei der sportlich strauchelnden Borussia dürfte er sportlich und menschlich eine Lücke hinterlassen.

Stindl war 2015 von Hannover 96 an den Niederrhein gewechselt und seitdem Leistungsträger und Publikumsliebling.
Stindl war 2015 von Hannover 96 an den Niederrhein gewechselt und seitdem Leistungsträger und Publikumsliebling.
Bild: Keystone

Friedrich kriegt Rüffel für Frust-Interview

Am Mittwoch musste Virkus noch Marvin Friedrich für dessen öffentliche Kritik an seiner Situation beim Bundesligisten abmahnen. Friedrich war vor gut einem Jahr von Max Eberl und dem damaligen Trainer Adi Hütter von Union Berlin verpflichtet worden. Unter Farke spielt der Innenverteidiger indes gar keine Rolle, obwohl Farke immer wieder dessen angebliche Bedeutung hervorgehoben hatte. Darüber hatte sich Friedrich in der «Sport Bild» massiv beklagt. «Ich bin absolut unzufrieden mit der Situation und spüre null Komma null Vertrauen», sagte Friedrich.

Solche Dinge hörte man am Niederrhein in den letzten Jahren nicht. Das Frust-Interview blieb folgenlos – keine Suspension für Friedrich. Der 27-Jährige könnte gar am kommenden Spieltag gegen Frankfurt in der Startelf stehen. Nico Elvedi ist aufgrund Innenbandproblemen fraglich

Ob mit oder ohne den Schweizer Abwehrchef – die Aussichten für Gladbach waren schon rosiger. Mit dem Gedanken, sich im Niemandsland der Tabelle wiederzufinden, müssen sich die Fans der Fohlen wohl langsam anfreunden.