Bayern-Trainer Julian Nagelsmann hat Union Berlin vor dem Spitzenspiel der Münchner in der Bundesliga beim überraschend stark gestarteten Tabellenzweiten in höchsten Tönen gelobt.
«Es ist eine sehr gute Entwicklung für einen Klub, der sicherlich, was die finanziellen Möglichkeiten angeht, nicht im oberen Drittel der Bundesliga ist», sagt der 35 Jahre alte Nagelsmann vor der Partie des punktgleichen Führungsduos (10 Zähler) am Samstag in Berlin.
Ausschlaggebend für die bemerkenswerte Entwicklung von Union in den drei Jahren nach dem Aufstieg sind aus Nagelsmanns Sicht die sportlich Verantwortlichen um Trainer Urs Fischer und Manager Oliver Ruhnert.
Den Schweizer Fischer zeichne aus, «dass er die nötige Ruhe in gewissen Situationen hat. Und die sportliche Leitung macht sehr gute Transfers. Sie geben den einen oder anderen Spieler ab, aber haben ähnlich wie der SC Freiburg dann immer wieder gute und kreative Ideen.» Ein Paradebeispiel sei etwa Abwehrspieler Robin Knoche, der 2020 vom VfL Wolfsburg kam: «Er macht es herausragend gut bei Union.»
Nagelsmann weiss, dass vor dem Start in die Champions League gegen Inter Mailand eine knifflige Aufgabe auf den deutschen Serienmeister wartet: «Union spielt keinen komplizierten Fussball, sondern einen sehr gradlinigen, extrem aufs Umschaltspiel ausgelegten Fussball. Sie verteidigen oft tief, sehr kompakt.» Dazu kämen die «tollen Fans» in einem «super Stadion», wie der Bayern-Coach betont: «Es ist schwer, da zu spielen, aber machbar. Wir versuchen unser Bestes.»
Fischer bleibt bescheiden – und mutig
Gewinnen will natürlich aber auch Fischer. «Ich freue mich wahnsinnig. Es ist eine tolle Aufgabe, eine tolle Herausforderung», sagt der Zürcher vor dem Duell. Und gibt sich angriffslustig: «Wir werden versuchen, das Spiel zu gewinnen.» Was es dazu braucht? «Mut, viel Mut. Im Spiel gegen den Ball nicht zu viel Raum bieten. Aber auch mit dem Ball. Da brauchst du Entlastung», so Fischer, der die Bayern als «beste Mannschaft Deutschlands, wenn nicht europäisch oder gar weltweit» bezeichnet.
Mit einem Überraschungssieg gegen Bayern könnte Union auf den Leaderthron der Bundesliga klettern. Daran mag Fischer aber noch nicht denken: «Es ist eine Momentaufnahme, es ist der 5. Spieltag. Unser Start war auch ganz okay. Wir versuchen, das Spiel so anzugehen, dass wir es gewinnen können. Darum geht es eigentlich. Platz eins war bei uns unter der Woche kein Thema.»
Ganz egal, wie das Spiel ausgehen wird. Fischer würde bei Union auch bei einer hohen Niederlage noch Heldenstatus geniessen. Die Frage ist nur: Wie lange noch? Der Vertrag des 56-Jährigen läuft Ende Saison aus. Steht die Vertragsverlängerung bevor? Fischer: «Ich könnte es mir gut vorstellen. Wir befinden uns in Gesprächen, schauen wir mal.»