In den ersten Monaten als Cheftrainer in Leverkusen erlebt Gerardo Seoane attraktive Partien. Aber das Heimspiel vom Sonntagnachmittag gegen Bayern München wird das interessanteste werden.
Vor dem Schlagerspiel der 8. Runde ist Bayer Leverkusen Zweiter, allerdings punktgleich mit Leader Bayern. Das Schlagerspiel ist also auch ein echtes Spitzenspiel.
Ob er für den Sonntag in der mit 30'000 Zuschauern ausverkauften Leverkusener Arena zuversichtlich sei, wurde Seoane in einer digitalen Medienkonferenz am Freitag gefragt. Schon in den drei Jahren in Bern hatte Seoane ab und zu erwähnt, dass «Zuversicht» nicht sein Lieblingswort sei. So antwortete er auch diesmal: «Ich spüre eine grosse Vorfreude.» Zuversicht wägt ab zwischen Hoffnung und Zweifel. Freude dagegen ist ein absolutes Gefühl, in das der Luzerner Trainer seine Spieler einbinden will – wie es ihm im Wankdorf die ganze Zeit gelungen ist.
«Gegen Spitzenteams bestehen»
Eines scheint sicher zu sein: Die Bayern sind gegen eine Bayer-Mannschaft im Aufwind (fünf Siege am Stück) auf höchstem Niveau gefordert. «Wir stellen an uns den Anspruch, gegen Topteams bestehen zu können», sagte Seoane. Die Bayern wiederum wollen beweisen, dass das 1:2 gegen Frankfurt vor der Länderspielpause nur «ein Ausrutscher» war, wie Sportvorstand Hasan Salihamidzic die erste Niederlage einordnete.
Die deutsche Nachrichtenagentur dpa kündigt das Spiel so an: Das spannende Team des spannenden Trainers Seoane mit dem spannenden Ausnahmetalent Florian Wirtz kann nun beweisen, wie gereift es tatsächlich aktuell schon ist. Seoane gibt sich keinen Illusionen hin: «Wir wissen, dass wir gegen die beste Mannschaft in Deutschland spielen.»
Die Bayern kennen den Druck
Die Bayern lieben Druck-Momente. Sie verloren keines ihrer letzten 15 Bundesligaspiele, in denen der Erste auf den Zweiten traf (11 Siege, 4 Remis). «Derjenige, der die Regie gemacht hat im Spielplan, hätte es nicht besser machen können. Das wird ein tolles Spiel», sagte Bayerns Präsident Herbert Hainer – auch er voller Vorfreude. Bayerns Jungtrainer Julian Nagelsmann attestiert Leverkusen, «einen guten Geist entwickelt» zu haben.
Im Blickpunkt werden unter anderen zwei blutjunge Hoffnungen der deutschen Nationalmannschaft stehen: Bayerns Jamal Musiala und eben Leverkusens Florian Wirtz, beide erst 18 Jahre alt. Nagelsmann bescheinigte beiden eine «Bolzplatz-Mentalität». Musiala dürfte aber zunächst auf der Bank sitzen. «Jamal ist ein sehr guter Joker», sagte sein Trainer. Wirtz ist dagegen schon ein unverzichtbarer Erfolgsfaktor. Vier Tore und fünf Assists weist er in dieser Saison schon auf. Seoane attestiert Wirtz und Musiala «hohes Offensiv-Potenzial». Beide seien technisch sehr begabt und darüber hinaus torgefährlich.
Wenn zwei sich streiten – gemeint sind nicht Wirtz und Musiala -, könnte es in der 8. Runde einen lachenden Dritten geben: Borussia Dortmund. Der BVB kann am Samstag mit einem Heimsieg gegen Mainz mit 18 Punkten auf Platz eins springen. Dortmund würde bei einem Unentschieden zwischen Bayer und Bayern oben stehen.