Darum wollte Sion-Trainer Tholot Balotelli nicht «Habe von aussen gesehen, welches Klima durch ihn entstand»

Tobias Benz

8.3.2024

Didier Tholot ist mit Sion auf Aufstiegskurs.
Didier Tholot ist mit Sion auf Aufstiegskurs.
Bild: Keystone

Sion-Trainer Didier Tholot teilt in einem Gespräch mit dem Fussballmagazin «zwölf» gegen Ex-Sion-Spieler Mario Balotelli aus und verrät, weshalb er nicht mit dem Superstar zusammenarbeiten wollte.

Tobias Benz

8.3.2024

Keine Zeit? blue Sport fasst für dich zusammen

  • Didier Tholot ist mit dem FC Sion auf Kurs. In der Challenge League grüsst man mit sieben Punkten Vorsprung von Platz eins, im Sommer winkt der Aufstieg in die Super League. Selbst die Konkurrenz, namentlich Aarau-Trainer Alex Frei, schwärmt von der aktuellen Sion-Truppe.
  • In einem Gespräch mit dem Fussball-Magazin «zwölf» spricht der Sion-Trainer über Mario Balotelli und Christian Constantin.
  • Mit Balotelli wollte der französische Trainer von Beginn weg nicht zusammenarbeiten. Nun glänzt Sion mit Teamspirit. Und Balotelli? Der zündete kürzlich einen Böller in der Kabine von Adana Demirspor und traf fast einen Teamkollegen (siehe Video).

Seit Sommer 2023 ist Didier Tholot Cheftrainer beim FC Sion. Zum vierten Mal wohlgemerkt. Bereits 2003 (sieben Spiele), 2009 bis 2010 (50 Spiele) und 2014 bis 2016 (74 Spiele) sprang der Franzose ins Haifischbecken an der Seitenlinie im Tourbillon. Doch wie lebt es sich in dem von Adleraugen überwachten Hoheitsgebiet des Präsidenten Christian Constantin? In einem Gespräch mit dem Fussball-Magazin «zwölf» lässt Tholot tief blicken.

So sei eine seiner Bedingungen gewesen, nicht mit Mario Balotelli zusammenarbeiten zu müssen, erzählt der 59-Jährige: «Ich wähle jetzt meine Worte mit Bedacht. Sagen wir es so: Du kommst in einem Betrieb nicht um gewisse Regeln herum. Es kann nicht sein, dass einer nur am Mittwoch ins Training kommt, weil er sonst gerade nicht konnte und dann am Samstag Captain ist», schildert Tholot die Umstände, die bei den Wallisern im vergangenen Jahr herrschten. «Das Bild, das er für den Rest der Gruppe abgibt, ist verheerend.»

Will man als Trainer Erfolg haben, müsse man die Karten selber in der Hand haben, sagt Tholot. «Es darf nicht sein, dass einer deiner Angestellten mehr Gewicht hat als du. So lässt sich kein Team führen. Ich habe ja von aussen gesehen, welches Klima durch Balotelli entstand.» 

Didier Tholot sagt über Christian Constantin: «Wie vielen ambitionierten Menschen fehlt es ihm an Geduld.»
Didier Tholot sagt über Christian Constantin: «Wie vielen ambitionierten Menschen fehlt es ihm an Geduld.»
Bild: Keystone

Nachwuchstalent Saintini für 100 Meter Hürden aufstellen?

Auch andere Spieler haben nach dem Abstieg den Klub verlassen. Tholot wehrt sich gegen den Ausdruck, dass er diese aus dem Kader gestrichen habe. Er sagt: «Jene, die gehen mussten, haben sich selber hinausgeworfen. Ich habe Regeln aufgestellt. Wie in jeder anderen Firma auch. Wenn du die einhältst, dann kommen wir zusammen vorwärts, wenn nicht, ist das dein Problem. Manche wollten das nicht respektieren, und da habe ich keinen Millimeter nachgegeben», sagt Tholot.

Von Superstar-Allüren hält der Sion-Trainer ohnehin nicht viel. Das zeigt sich auch im Umgang mit Top-Talent Nathanaël Saintini. Statt im Wallis kickt der 23-jährige Abwehrspieler als Leihgabe beim ukrainischen Klub FK Krywbas. «Gewiss hat er Potenzial. Aber hat er Potenzial als Teamsportler oder als Einzelsportler?», fragt Tholot und klärt auf: «Letztere nützen mir nichts. Sonst kann man ihn ja für 100 Meter Hürden aufstellen.»

Lobende Worte von der Konkurrenz

Nach zwei Dritteln der Saison lässt sich sagen: Beim FC Sion läufts unter Tholot auch ohne Balotelli und Saintini. Die Sittener stehen in der Challenge League mit sieben Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze und beeindrucken dabei über die Walliser Grenzen hinaus.

Alex Frei, Trainer beim Drittplatzierten FC Aarau, staunte zuletzt im Fussball-Talk Heimspiel bei blue Sport über Tholots Mannschaft: «Ich habe Christian Constantin gesagt: Das ist das erste Mal in gefühlt 30 Jahren, dass er gecheckt hat, wie man eine Mannschaft für diese Liga zusammenstellt», stellt Frei in den Raum und lobt, das Team sei «nahezu perfekt» für die Challenge League.

«Mit einem Fiat kann ich nicht in der Formel 1 fahren»

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15 Punkte beträgt der Rückstand des FC Aarau in der Challenge League auf Platz 2 und die Barrage. Trainer Alex Frei sagt im Fussball-Talk «Heimspiel», dass er beim FCA einen langfristigen Plan verfolgt und jeden Spieler besser machen will.

29.02.2024

Superstar Balotelli dürfte Tholot derweil keine Tränen nachweinen. Erst kürzlich sorgte der 33-Jährige wieder einmal neben dem Platz für Aufsehen, als er in der Kabine seines neuen alten Klubs Adana Demirspor einen Böller zündete und dabei einen Teamkollegen nur ganz knapp verfehlte.



Sion – Bellinzona 3:0

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dieci Challenge League, 24. Runde, Saison 23/24

03.03.2024