Ajax-Mittelfeldspieler Ryan Gravenberch liegt mit 19 Jahren die Welt zu Füssen. Das Ausnahmetalent will im Champions-League-Kracher gegen Dortmund erneut seine Klasse unter Beweis stellen. Helfen soll ihm dabei auch Zinédine Zidane.
Die Ajax-Talentschmiede hat schon viele Fussballer hervorgebracht. Doch auch für die Verantwortlichen des Traditionsvereins dürfte es speziell gewesen sein, als sie ihrem Eigengewächs Ryan Gravenberch im Frühjahr 2018 im zarten Alter von 16 Jahren und 130 Tagen zusahen, wie der Junge aus Amsterdam sein Debüt in der Eredivise gab.
Damit brach der frühreife Teenager den Rekord eines gewissen Clarence Seedorf als jüngster Spieler im Ajax-Trikot. Seit letzter Saison ist Gravenberch nun bereits unumstrittene Stammkraft im Team von Erik ten Haag – nur Captain Dusan Tadic kam im Vorjahr mehr zum Einsatz als er. Seine starken Auftritte haben ihm auch einen Platz in Hollands Nationalteam verschafft, wo er im März 2021 debütierte.
Mi 03.11. 19:55 - 01:00 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: Borussia Dortmund - Ajax Amsterdam
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In den Internet-Foren vergleichen die User den inzwischen 19-jährigen Rohdiamanten mit Grössen wie Yaya Touré, Gini Wijnaldum oder Patrick Vieira. Am häufigsten fällt aber ein anderer Name. So prophezeite sein ehemaliger Teamkollege Justin Kluivert: «Er ist der neue Paul Pogba.»
Ein früherer Jugendcoach hielt sogar fest: «Ich würde sagen, er ist eine bessere Version von Pogba in seinen besten Tagen bei Juventus in Bezug auf seine Technik und seine Präsenz auf dem Feld. Er ist sehr dominant, wie Pogba es war. Das sehe ich in Ryan.»
Mit allen Werkzeugen ausgestattet
Im Vergleich zu den erwähnten Spielertypen ist physisch noch etwas Luft nach oben, obwohl er über ein Gardemass von 1,90 Meter verfügt. Vielleicht hat ihm sein älterer Bruder Danzell, der eine Liga tiefer bei De Graafschap stürmt, am Familientisch jeweils seinen Dessert gemopst.
Dafür nutzt er seine Körpergrösse und langen Beine äussert geschickt, um den Ball abzudecken. Zudem hat er eine tolle Übersicht und ist sehr schnell – vor allem mit dem Antritt schüttelt er die Gegner teils wie lästige Fliegen ab. Mit dem Ball am Fuss kann er alles und wagt sich auch häufig in Drucksituationen ins Dribbling.
In der Ajax-Jugend spielte er auch oft hinter den Spitzen, was sein Spielverständnis förderte. Ein typischer Kreativ-Spieler ist er – trotz seiner Eleganz – aber sicher nicht, was auch mit seiner Rolle zusammenhängt. Im Fanionteam kommt er im 4-2-3-1-System meistens als offensiver Part der beiden zentralen Mittelfeldspieler zum Einsatz.
Am liebsten hält Gravenberch sich im halblinken Couloir auf. Er schiesst sowohl mit rechts als auch mit links präzise und vor allem sehr hart – so traf Gravenberch in 76 Spielen für Ajax bereits zehnmal. Oft erzielt er auch Tore aus der Distanz – stellvertretend sein Treffer in der Champions League letztes Jahr gegen Midtjylland, welches zum Ajax-Tor 20/21 gewählt wurde.
Folgt bald der Wechsel in eine grössere Liga?
Kein Wunder stehen alle Top-Klubs bei ihm Schlange. Auf «Transfermarkt» wird sein Marktwert mit 33 Millionen Euro angegeben. In der Realität dürfte sein berühmt-berüchtigter Berater Mino Raiola für diese Summe wohl nicht mal das Handy abnehmen. Der Vertrag seines Schützlings läuft noch bis 2023. Allzu lange werden die Ajax-Fans Gravenberch unter diesen Umständen wohl nicht mehr bewundern können.
Am Mittwochabend trifft er (ab 21 Uhr live auf blue Sport) mit seinem Team auswärts auf Borussia Dortmund. Im Hinspiel dominierten die Niederländer das Geschehen nach Belieben und siegten verdient mit 4:0. Mit dem Punktemaximum nach drei Spielen hat Ajax fast schon sein Achtelfinal-Ticket auf sicher. Viele Experten trauen Ajax zu, wie 2019 die vermeintlich grossen Teams stürzen zu können. Damals stiess man in den Halbfinal vor und scheiterte dort nur ganz knapp an Tottenham.
«Es ist grossartig, sich in der Champions League mit den besten Spielern der Welt messen zu können», freut sich Gravenberch auf das Duell mit dem BVB. In der Königsklasse bewunderte er als Kind Zinédine Zidane. Von seinem Idol schaut er sich noch heute Videos an. «Ich kann dabei eine Menge lernen», hält er fest (siehe Video oben). Wenn das stimmt, wird es für seine Gegenspieler in Zukunft noch ungemütlicher.