Ein grossartiger Auftritt von Olympique Lyon besiegelt das Schicksal des nächsten Titel-Favoriten. Manchester City macht es den Franzosen aber auch leicht und enttäuscht auf ganzer Linie. Unser Kommentar zum letzten Viertelfinal.
Was ist das eigentlich für ein verrücktes Champions-League-Turnier, das da in Lissabon ausgetragen wird? Zuerst rettet sich Paris Saint-Germain mit einem Last-Minute-Doppelpack gegen Atalanta, dann durchschlägt Leipzig die Atlético-Festung, die Bayern vermöbeln Messis Barcelona, und jetzt floppt auch noch Manchester City. Was kommt als nächstes – ein Final zwischen RB Leipzig und Olympique Lyon?
Die von allen unterschätzten «Gones», zu Deutsch «Kinder», bestätigen die sensationelle Leistung aus dem Achtelfinal gegen Juventus Turin und stehen auch gegen die «Cityzens» ihren Mann. Eine Überraschung? Ja. Aber unverdient? Auf keinen Fall. «Der Sieg ist nicht gestohlen», bestätigt Marco Streller im Teleclub-Studio diese Ansicht. Aber nicht nur die Experten-Runde in Volketswil stimmt zu, auch ein sichtlich geschlagener Pep Guardiola findet in den Katakomben des José Alvalade ausschliesslich lobende Worte für die aufopferungsvoll kämpfenden Franzosen. «In den letzten 15, 20 Minuten haben sie angefangen, richtig gut zu spielen. Sie waren sehr aggressiv und defensiv so stark», murmelt der City-Coach hinter zusammengebissenen Zähnen.
«Same old Story» für Manchester City
Aber so gut wie Lyon aufspielt, so enttäuschend zeigt sich das Starensemble aus Manchester. Wenige Wochen nach dem fragwürdigen Entscheid des Internationalen Sportgerichtshofs, die Champions-League-Sperre gegen die «Cityzens» aufzuheben, zeigen die Engländer, weshalb sie ohnehin noch nicht so weit sind, den begehrten Henkelpott in die Höhe zu stemmen. Raheem Sterling krönt die zahnlose Darbietung seines Teams in der 86. Minute mit dem «Fehlschuss seines Lebens», wie Teleclub-Kommentator Robby Hunke ungläubig von der Tribüne brüllt.
Die treffendsten Worte aber findet der Star unter den Stars bei den Himmelblauen. «Same old story», blafft Kevin De Bruyne nach der jüngsten Pleite seiner Mannschaft – übersetzt: Dieselbe alte Leier. «Unser Team ist grossartig, aber wir machen einfach zu viele Fehler», fügt der Belgier an. Und so sichert sich letztlich Olympique Lyon das heiss begehrte letzte Ticket für die Champions-League-Halbfinals.
Nach vier total verrückten Spieltagen sind damit die Paarungen für den kommenden Dienstag und Mittwoch komplett. Mit Leipzig und Lyon haben zwei Aussenseiter die vielleicht einmalige Chance, sich für das Endspiel der Königsklasse zu qualifizieren. Und auch wenn die Gegner mit Paris Saint-Germain und Bayern München grösser fast nicht sein könnten, wer traut sich in dem so bizarren Jahr 2020 und nach einem solch ausgefallenen Start zum Final-8-Turnier in Lissabon überhaupt noch eine Prognose abzugeben?
Sie vielleicht?