«Nicht gut genug» Gnabrys Ex-Trainer wird für frühere Aussagen über den Bayern-Star verspottet

jar

20.8.2020

Serge Gnabry war der Mann des Spiels gegen Lyon – seinem Ex-Trainer Tony Pulis dürfte das nicht gefallen.
Serge Gnabry war der Mann des Spiels gegen Lyon – seinem Ex-Trainer Tony Pulis dürfte das nicht gefallen.
Bilder: Getty

Vor vier Jahren wurde Serge Gnabry bei West Bromwich Albion für nicht gut genug befunden – jetzt schiesst er die Bayern mit einem Doppelpack in den Champions-League-Final. Und holt sich die Lobeshymnen ab.

Mit seinen 15 Toren in dieser Champions-League-Saison ist Robert Lewandowski natürlich in aller Munde. Doch die Bayern haben noch einen weiteren Superstar in den Reihen, der in den letzten Wochen und Monaten über sich hinauswuchs. Die Rede ist von Serge Gnabry.

Der 25-Jährige hat mit seinen neun Treffern ebenfalls grossen Anteil am Finaleinzug der Bayern. Er schoss Chelsea im Achtelfinal-Hinspiel mit einem Doppelpack ab, war beim 8:2 gegen Barça einer der überragenden Spieler und nun im Halbfinal gegen Lyon (3:0) mit zwei Toren der Matchwinner.



Kein Wunder, wird Gnabry für seine Leistungen mit Lob überschüttet. «Die Einzelleistung von Serge war für uns eine Beruhigung im Spiel, das war herausragend», würdigt ihn sein Trainer Hansi Flick. Bei den Einzelkritiken von «Sport 1» und «t-online» holt sich der Offensivspieler jeweils die Bestnote ab.

Erinnerungen an Gnabrys Zeit in England

Auch in England, wohin es den Flügelspieler bereits in jungen Jahren zog, ist man begeistert. «Er ist ein grossartiger Spieler und bekommt nicht genug Anerkennung für seinen gesamten Auftritt. Er trifft die richtigen Entscheidungen, ist klug und weiss, wann er umschalten muss. Sackstark», sagt etwa Owen Hargreaves, der einst selbst jahrelang bei Bayern spielte.

«Seine Statistiken sind phänomenal. Er spielt auf einem Toplevel, das ist Weltklasse», sagt auch Manchester-United-Legende Rio Ferdinand bei «BT Sport». «Ich würde sogar behaupten, dass er der Spieler ist, der sich im Fussball am besten entwickelt hat.»

Was Ferdinand genau meint: Gnabry wechselte mit 16 Jahren von Deutschland in die Nachwuchsabteilung von Arsenal London, wo er auch zum Profi wurde. Durchsetzen konnte er sich bei den «Gunners» aber nicht, weshalb man ihn 2015 leihweise zum Ligarivalen West Bromwich Albion abgab.

Serge Gnabry bei seinem einzigen Premier-League-Spiel für West Brom am 23. August 2015.
Serge Gnabry bei seinem einzigen Premier-League-Spiel für West Brom am 23. August 2015.
Bild: Getty

Aber auch da war man nicht überzeugt von Gnabrys Qualitäten, der damals 20-Jährige kam nur zu einem einzigen Kurzeinsatz in der Premier League. Der damalige West-Brom-Trainer Tony Pulis schob Gnabry zunächst ins Nachwuchsteam ab, bevor er die Leihe schliesslich vorzeitig beendete und dies wie folgt begründete: «Serge ist hierhergekommen, um mehr zu spielen. Aber er ist einfach nicht gut genug. Er ist nicht auf diesem Level, um für West Brom zu spielen.»

Pulis ist heute «wirklich erstaunt»

Es sind Aussagen, für die Pulis heute im Netz verspottet wird. Wie konnte er nur das grosse Potenzial des jungen Gnabrys nicht erkennen? Nachdem der deutsche Nationalspieler bereits in der Gruppenphase dieser Champions-League-Saison gegen Tottenham (7:2) vier Tore schoss, sagte der zurzeit vereinslose Coach: «Ich bin wirklich erstaunt. Bei West Brom ist es uns nie gelungen, ihn fit zu kriegen. Jetzt zu sehen, was er geschafft hat, ist unglaublich. Er hat allen gezeigt, was er wirklich kann.»

Arsenal liess Gnabry übrigens im Sommer 2016 für läppische 5 Millionen Euro nach Bremen ziehen. Die Bayern zahlten ein Jahr später 8 Millionen Ablöse – ein absolutes Schnäppchen also. Heute ist Gnabry gemäss «Transfermarkt» 72 Millionen wert. Trotz der Coronakrise dürfte sich sein Wert nach den fantastischen Auftritten in der Champions League weiter steigern.

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