PSG – ManCity 1:2

Ist Navas Schuld an der PSG-Pleite?

Ja

Tobias Benz

Kein Herz für Goalies

Manchmal ist der Sportjournalismus wie der Fünfmeterraum – dem Goalie darf einfach nicht zu nahe getreten werden. Aber heute schon, sorry Keylor Navas.

PSG macht das ja eigentlich ganz gut im «Cashico» gegen Abu Dhabi – pardon, Manchester City. Bis Torhüter Navas daneben greift. Und zwar so richtig. Das Lüftchen, das Kevin De Bruyne von der Seite in den Strafraum schlägt, ist so schwach, dass es kaum als richtige Flanke durchgeht. Trotzdem pennt der Costa-Ricaner, der als Einziger nicht erkennt, wie ungenau der Ball getreten ist – die City-Spieler im Strafraum steigen nicht mal zum Kopfball hoch. Es sieht schon fast so aus, als wollte Navas den Ball gar nicht fangen. Floss da etwa Öl? Oder Geld?

Eine waghalsige Unterstellung. Aber Öl-Witze sind Pflicht bei dieser Halbfinal-Paarung (Not gegen Elend, nicht?). Ehrungen gibt es für Navas nach der Partie sicherlich keine. Zumal er auch beim 1:2 nicht gut aussieht. Zugegeben, die Mauer vor ihm macht einen erbärmlichen Job, der Ball schlägt aber auch nicht präzise im Tor ein. Kein Kapitalfehler des Torwarts, jedoch auch keine Glanzparade. Und die braucht es halt mal in einem Halbfinal der Champions League.

Nein

Patrick Lämmle

Sieht das Gute in den Goalies

PSG-Goalie Keylor Navas zieht beim 1:2 gegen ManCity keinen Glanztag ein. Ist er Schuld an der Pleite? Nein, ist er nicht.

Schon als junger Fussballer wurde mir eingetrichtert, dass ich die Freistösse von der Seite so treten soll, dass der Ball im weiten Eck im Tor landet, sollte ihn kein Spieler berühren. Das funktioniert natürlich auch aus dem Spiel heraus, sofern viel Verkehr vor dem Tor herrscht. Kevin De Bruyne hat es beim 1:1 vorgemacht.

Für den Torwart sind das mitunter die schwierigsten Situationen. Er muss damit rechnen, dass ein Spieler die Kugel mit dem Kopf ablenkt – oder eben nicht. Die Ausgangslage ist mit einem Penalty zu vergleichen. Der Goalie muss spekulieren, um eine Abwehrchance zu haben. Das Urteil würde ganz anders ausfallen, hätte kein Verkehr vor dem Tor geherrscht. Man müsste von einem kapitalen Goalie-Fehler sprechen, hätte er das Schüsschen passieren lassen.

Auch beim zweiten Gegentor, dem direkt verwandelten Freistoss von Riyad Mahrez, gibt der 34-jährige Costa-Ricaner nicht die beste Figur ab. Aber die Hauptschuldigen stehen einige Meter vor ihm. Die PSG-Mauer gehört geteert und gefedert. Es gibt auf dem Fussballplatz nichts Unangenehmeres, als in einer Mauer zu stehen – aber auch nichts Einfacheres. Hinstehen und nie, wirklich nie, einfach nie, nie, nie den Oberkörper abdrehen.