Champions-League-Reform Mehr Spiele, mehr Geld, mehr Ärger der Fans

plh

30.3.2021 - 12:58

Auch unter Präsident Aleksander Ceferin geht es der UEFA nicht um den Fussball, sondern um eine Gewinnmaximierung.
Auch unter Präsident Aleksander Ceferin geht es der UEFA nicht um den Fussball, sondern um eine Gewinnmaximierung.
Bild: Keystone

Wenn bei der UEFA am Mittwoch die Champions-League-Reform bevorsteht, soll der Wettbewerb signifikant vergrössert werden. Für die Klubs ist es ein Kompromiss, die Fans sind wieder einmal verärgert.

Keystone-SDA, plh

Welche Schlüsse zieht man aus einem extrem vollen Terminkalender mit zahlreichen englischen Wochen? Die UEFA wird diese Frage am Mittwoch voraussichtlich mit einer Reform der Champions League beantworten, die sich so zusammenfassen lässt: 36 statt 32 Teilnehmer, bis zu zehn statt sechs Vorrundenspieltage sowie insgesamt bis zu 100 zusätzliche Spiele. All dies wäre ab der Saison 2024/25 im immer dichteren Spielplan unterzubringen. Mehr Partien bedeuten in diesem Zusammenhang auch: mehr Geld.

In Zeiten leerer Stadien und Umsatzeinbussen dürften sich die UEFA-Pläne finanziell rechnen. Zudem wäre so eine geschlossene Super League für Europas Elite einstweilen vom Tisch.

Die grossen Fragen

Das auf dem Tapet stehende Modell bedeutet, dass die 36 Teilnehmer in einer Art Liga-Modus antreten und ihre zehn Spieltage gegen ausgewählte Gegner bestreiten. Analog zur grossen Reform, mit der die UEFA die EM von 16 auf 24 Teilnehmer aufstockte, drohen hier unübersichtliche Rechenspiele. Wie wird bestimmt, wer gegen wen antritt? Bringt jeder Sieg gleich viele Punkte? Wie verhindert man, dass ein Team auf Barcelona, Chelsea und Juventus Turin trifft, während ein anderes beispielsweise gegen Slavia Prag, AEK Athen und die Young Boys antreten darf? Das alles sind Fragen, die das UEFA-Exekutivkomitee beantworten muss.

Das Modell mit zehn Vorrundenspielen pro Team und einer K.o.-Runde mit 24 Mannschaften (die besten acht qualifizieren sich direkt für die Achtelfinals) bevorzugt die mächtige Klubvereinigung ECA. Der Zusammenschluss der europäischen Ligen plädiert für acht Gruppen-Spieltage, was 64 zusätzliche Partien bedeuten würde. «Wir müssen ehrlich sein und sagen, dass die Klubs mehr Einfluss haben», sagte jedoch bereits Lars-Christer Olsson von der Vereinigung European Leagues.

Pro-Argumente

Als Argumente für die Reform sehen die Vereinsvertreter, dass der übliche Zugang über die nationalen Ligen erhalten bleibt. Durch das neue Modell wird zudem die Gruppenphase ersetzt, die in den vergangenen Jahren immer wieder in der Kritik stand, weil stets die gleichen Topteams weiterkamen und die Partien am vorletzten und letzten Spieltag häufig wertlos waren. Dass über die vier zusätzlichen Tickets Vereine für eine europäische Zehn-Jahres-Wertung belohnt werden können, minimiert für die grossen Vereine in schlechten Liga-Jahren das Risiko, einmal nicht in die Champions League zu kommen.

Reaktion der Fans

Für die Fans ist der Umstand, dass eine undurchlässige Super League der Superreichen abgewendet zu sein scheint, bei weitem nicht genug. Die Initiative «ProFans» bezeichnete die beabsichtigten Änderungen am Montag als «einen Schlag ins Gesicht der Fans – und zwar europaweit». Die Folge werde sein, «dass noch mehr Spiele fan-unfreundliche Anspielzeiten erhalten werden und dass es mehr englische Wochen geben wird», schrieb die Organisation. Zuvor hatten sich andere Gruppen ähnlich geäussert.

Die «Geldmaschinerie» solle «noch viel ertragreicher laufen als bisher», prangerten die Fans an. Und tatsächlich werden die Forderungen der derzeit coronabedingt von den Rängen verbannten Fans nach mehr Chancengleichheit, weniger Spielen und weniger finanziellen Unterschieden mit den Plänen konterkariert. In dem ohne Winterpause durchspielenden England könnte das für Klubs wie Manchester City oder Liverpool bedeuten, dass man zusätzlich zu 38 Ligaspielen und zwei Cupwettbewerben auch noch bis zu 19 Champions-League-Spiele hätte.