Der VAR soll das Spiel gerechter machen – und das macht er meistens auch. Und doch bleibt einem als Fussballfan oftmals nur das Kopfschütteln. So geschehen auch am Mittwoch beim Spiel zwischen PSG und Barça (1:1).
Was wäre gewesen, wenn Lionel Messi den Penalty kurz vor der Pause zum 2:1 für Barcelona verwandelt hätte? Womöglich hätte es den Katalanen nochmals einen Ruck gegeben. Der Glaube an die Wende nach dem 1:4 im Hinspiel wäre jedenfalls noch grösser geworden. Doch Keylor Navas hielt den ziemlich schwach geschossenen Elfer. Allerdings hätte Messi noch eine Chance erhalten müssen, doch der VAR hat ganz offensichtlich gepennt.
Navas verhielt sich richtig, verliess seine Linie nicht zu früh und konnte danach auch zu Recht die Faust ballen. Tatsächlich sah sich der Videoassistent das nach dem Fehlschuss noch einmal an, wie Platz-Schiedsrichter Anthony Taylor den Spielern auch mitteilte. Fast eine Minute verging, bis Taylor signalisierte, dass weitergespielt werden kann. Also sah sich sein Assistent im Videokeller rund 50 Sekunden lang an, ob Navas auch wirklich nicht zu früh nach rechts sprang.
Dabei übersah der VAR etwas ganz anderes: Marco Verratti, der den Ball nach dem Fehlschuss zur Ecke klärte, lief viel zu früh in den Halbkreis, der beim Penalty auch als verbotene Zone gilt. Die Rede ist hier nicht von einem Millimeterentscheid, Verratti befand sich zum Zeitpunkt, als Messi den Ball trat, bereits einen Meter im Halbkreis. So hätte der Penalty zwingend wiederholt werden müssen. «Einer der grössten Fehler des VAR», schimpft der ehemalige Spitzenschiedsrichter Iturralde González im spanischen Fernsehen.
Man kann sich darüber streiten, ob man diese Regel wirklich braucht. Aber es ist nun mal eine Regel. Und in Zeiten, wo der VAR mit seiner kalibrierten Linie nach einem Treffer ein Abseits erkennt, weil der Stürmer mit seiner Schulter einen Millimeter zu weit vorne stand, weil er dem Assistgeber seinen Laufweg signalisieren wollte – da verkommt der Entscheid am Mittwochabend in Paris zu einem Skandal.
Bereits am Dienstag sorgte der Videoschiedsrichter mit seinen Interventionen für Aufregung. Beim Spiel Dortmund gegen Sevilla wurde das vermeintliche 2:0 durch Haaland aberkannt – für die meisten Beobachter unerklärlich – und stattdessen auf Penalty für den BVB entschieden. Diesen verschoss Haaland dann, durfte aber noch einmal ran, weil Sevilla-Keeper Bono vor seiner Parade ein paar Zentimeter zu weit vorne stand.
Nach den beiden Champions-League-Abenden lässt sich leider einmal mehr festhalten: Im Videokeller wird nicht mit gleichen Ellen gemessen. Und so muss man sich die Frage stellen, ob der VAR den Fussball auch tatsächlich gerechter macht.