Was für ein Champions-League-Abend! Für Real einer zum Vergessen, vom «Schock» schreibt die Presse. Gefeiert wird der Sieg von Sheriff Tiraspol nicht nur in der Heimat, sondern auch in Luxemburg.
Manche umarmen sich auf Knien, andere rennen nur noch auf Socken über den Rasen des legendären Estadio Santiago Bernabéu. Mit ihrem Sensationssieg bei Real Madrid hat die Wundermannschaft von Sheriff Tiraspol sogar noch das Traum-Tordebüt von Lionel Messi im Trikot von Paris Saint-Germain und den Sieg der Franzosen im Knaller-Duell mit Manchester City in den Schatten gestellt.
«WOW», kommentiert sogar die UEFA den 2:1-Erfolg des krassen Aussenseiters aus Moldau gegen gedemütigte und blamierte «Königliche». «Sheriff beendet die Flitterwochen von Ancelottis Mannschaft, die erst schläft und dann ziellos ist», kommentiert die spanische Sportzeitung «As», der Chefredakteur meint: «Totaler Schock im Bernabéu. Unerklärlich.»
Tiraspol habe Real «ins Verlies» gesperrt, befindet die «Marca»: «Sheriff hat das Bernabéu als Gruppenerster verlassen, als es seinen illustren Gegner mit zwei Toren erledigt hatte. Ohne Mitleid für Madrid.» Die «Mundo Deportivo» schreibt – wie auch Englands Fussball-Legende Gary Lineker auf Twitter – nur: «Vom Sheriff erschossen.»
Thills Traumtor mitten ins Real-Herz
In der 89. Minute sorgte ein gewisser Sébastien Thill, 27 Jahre alter Luxemburger, der im Januar dieses Jahres vom FC Progrès Niederkorn an Tiraspol ausgeliehen wurde, für die Entscheidung, die in der Fussballwelt so schnell nicht vergessen werden dürfte.
«Der Luxemburger Fussballprofi Sébastien Thill hat am Dienstagabend wohl eines der wichtigsten Tore seiner Karriere geschossen», schreibt das «Tageblatt» aus der Heimat des Matchwinners umgehend. Real nutzte auch das 72. Tor in der europäischen Meisterklasse von Karim Benzema per Elfmeter nichts, mit dem er Real-Legende Raúl überholte.
Traurig seien sie, sagt Real-Coach Carlo Ancelotti nach dem Spiel. Sie hätten mit Intensität gespielt, aber wegen kleiner Details verloren, befindet der 62 Jahre alte Italiener, der seit Juli zum zweiten Mal die Verantwortung bei Real hat, nun aber nach zwei Spielen in der Champions League mit drei Punkten in der Gruppe D nur Zweiter ist. Bezwinger Tiraspol führt mit sechs Zählern, Inter Mailand und Schachtjor Donezk kommen jeweils auf nur einen Punkt. Gegen die Mannschaft aus der Ukraine hatte Debütant Tiraspol zum Auftakt 2:0 gewonnen gehabt.
Gegen Madrid kommen sie nun der K.o.-Runde einen weiteren Schritt näher. «Ich sage meinen Leuten ständig: Wir sind schon in der Champions League, ihr habt doch nichts zu verlieren, sondern könnt euch auf der grössten Bühne präsentieren», hatte Trainer Jurij Wernydub dem «Kicker» vor der Partie gesagt. Zwei Jahre nach seinem erstmaligen Besuch der Kultstätte in Madrid als Zuschauer verliess er das Bernabéu um eine unvergessliche Trainer-Erfahrung reicher und mit drei Punkten mehr in der Bilanz.